Ein Frauennetzwerk, das auch Männern offensteht
Das European Professional Women’s Network heisst seit kurzem PWN Global. Das weltweite Netzwerk für Geschäftsfrauen unterstützt diese dabei, in ihrer Karriere weiterzukommen, und steht explizit auch Männern offen. Margherita Brodbeck leitet die Geschicke der Schweizer Geschäftsstelle.
Wer bei PWN Global Mitglied ist, findet überall auf der Welt eine Heimat. (Bild: 123RF)
Frau Brodbeck, was bringt eine Mitgliedschaft bei PWN Global oder anderen Karrierenetzwerken?
Margherita Brodbeck: In einem Netzwerk trifft man Menschen, die eine ähnliche Zielsetzung haben, manchmal auch einen ähnlichen Hintergrund. Wer bei uns Mitglied ist, findet überall auf der Welt eine Heimat. Wenn ein Mitglied nach Mailand reist, kann es dort an Veranstaltungen der regionalen Sektion teilnehmen und andere Menschen treffen. Das erweitert den Horizont. Viele unserer Mitglieder sind auch in anderen Netzwerken. Netzwerke helfen dabei, karrieremässig weiter zu kommen.
Wie unterstützen Sie Frauen – und Männer – bei PWN?
Wir haben ein Mentoringprogramm: Personen, die nicht im gleichen Unternehmen arbeiten, spannen zusammen. Des Weiteren bieten wir Weiterbildungsmöglichkeiten an. Wir haben Verbindungen zu anderen Netzwerken und organisieren gemeinsame Veranstaltungen, so lernt man neue Sichtweisen und neue Menschen kennen. Wir halten viele Webinare ab; diese stehen allen unseren Mitgliedern weltweit offen und sind, wie alle unsere Veranstaltungen, in Englisch gehalten.
Welche Themen unterrichten Sie in den Webinaren?
Ganz verschiedene Themen. Wir hatten gerade eine Serie zum Thema «Wie plane ich meinen nächsten Karriereschritt?». Da erläuterte zum Beispiel jemand die verschiedenen HR-Rollen, oder ein Headhunter erklärte, was wir machen müssen, um für sie interessant zu sein. Bei einem dieser Webinare ging es darum, was das HR bei der Bewerbung sehen will, an einem weiteren Abend um zielführende Weiterbildungen. Kürzlich starteten wir eine neue Serie von Veranstaltungen im Zusammenhang mit dem International Women’s Day vom 8. März.
Zur Person
Margherita Brodbeck arbeitete meistens in einem Informatikumfeld. Die studierte Geografin hat ein MBA, war in der Finanzindustrie, bei einem Telekom-Startup und einem internationalen Software-Hersteller tätig, und arbeitet zur Zeit selbständig.
Wer darf bei PWN mitmachen?
Wir stehen grundsätzlich allen offen, auch Männern. Unsere Mitglieder sind vor allem Leute, die beruflich Ambitionen haben und sich weiterentwickeln wollen. Wir achten auf eine gute Durchmischung der Berufsbranchen, damit das Networking allen etwas nützt.
Warum braucht ein Frauennetzwerk überhaupt Männer?
Es geht nur miteinander. Wollen wir ein ausgewogenes Verhältnis von Männern und Frauen in der Arbeitswelt, muss man die Männer mit einbeziehen. Oft sind Männer grosse Förderer von Frauen. Ein ausgewogenes Verhältnis braucht es übrigens auch in Branchen, in denen Frauen dominieren. Wir wollen unseren Beitrag für ein gesellschaftliches und berufliches Umfeld leisten, in welchem eine «gender balance» existiert.
Wie viele Mitglieder haben Sie in der Schweiz?
Wir haben über 120 Mitglieder. Das ist gut, wenn man bedenkt, dass es PWN Global in der Schweiz erst seit eineinhalb Jahren gibt. Unsere Mitglieder stammen aus knapp 40 Nationen und kommen aus allen Berufssparten.
Und wie viele davon sind Männer?
Momentan haben wir noch sehr wenige Männer, da wir erst seit kurzem aktiv die Zusammenarbeit mit Männern suchen.
Warum ist Ausgewogenheit so wichtig?
Studien zeigen, dass von Frauen gelenkte Firmen ausgeglichenere Geschäftsergebnisse erzielen, mit weniger extremen Hochs und Tiefs. Im Unternehmen braucht es beide Seiten, eine Ausgewogenheit an Gedanken und Personen ist sinnvoll. Ein Team ist umso erfolgreicher, je mehr unterschiedliche Sichtweisen es vertritt.
Was halten Sie von Frauenquoten?
Wo Quoten sinnvoll sind, sollen sie auch angewendet werden. Sie sind dort sinnvoll, wo man schnell eine Änderung herbeiführen will – etwa in der Politik –, oder wo die Geschichte zeigte, dass sich ohne konkrete Vorgaben nichts ändert. Doch eine Frauenquote löst nicht alle Probleme, es sind weitere Massnahmen nötig. Im Firmenkontext muss man zudem aufpassen, dass die Frauenquote nicht zu einem Häkchen wird, das man irgendwo setzt. Wichtig ist, dass sich Organisationen überlegen, was sie überhaupt erreichen wollen, und ob eine Frauenquote dafür das richtige Instrument ist.
Warum braucht es Frauennetzwerke?
Es braucht Frauennetzwerke, die auch Männern offen stehen, und diese braucht es, weil es noch keine Ausgewogenheit der Geschlechter im Berufsleben gibt. Wir sind in einem System aufgewachsen, das unausgeglichen war. Ich habe in der Schule zum Beispiel Handarbeit gehabt, die Buben Handwerken. Diese damit verbundenen Rollenzuweisungen erschweren es den Frauen, für sich und ihre eigenen Rechte einzustehen. In Frauennetzwerken finden Frauen andere Menschen, die sie fördern. Ziel ist, dass Frauen die gleichen Möglichkeiten erhalten wie Männer, was die Karriere betrifft.