Personalberatung und das HRM

Eine Beziehung mit Hochs und Tiefs

Ein guter Personalberater ist viel wert. Darin sind sich HR-Verantwortliche einig. Weniger gute Personalberater dagegen machen dem HR das Leben schwer. Eine Bestandesaufnahme, wo es knorzt und wo die Beziehung harmonisch verläuft.

Die Beziehungen zwischen HR und Personalberatung decken die gesamte Gefühlswelt ab. Sie reichen vom «vertrauensvollen Verhältnis» über die «Symbiose, die manchmal schwierig ist» bis hin zur «Hassliebe».

Nun, die Beziehungsgrundlage ist nicht kompliziert: Die Personalberatung erleichtert das HR-Leben; das HR bezahlt den Personalberaterlohn. Eigentlich eine simple Gleichung. Doch wie es in Beziehungen so ist, gestaltet sich die Praxis etwas schwieriger als die Theorie.

Zentral für jede gute Beziehung ist eine gute Kommunikation. Wer diese beherrscht, hat Chancen auf eine längerfristige Zusammenarbeit. Wer sie nicht beherrscht, handelt sich Ärger ein. Um es an der obigen Gleichung zu veranschaulichen: Wenn der Personalberater seine HR-Kontaktfrau am Telefon zutextet mit den aussergewöhnlichen Fähigkeiten 
seiner formidablen Kandidatin und nicht merkt, dass sein Gegenüber gerade keine Zeit hat, dass es ihr lieber wäre, er würde einfach das (bitte übersichtliche) Dossier schicken – ja, dann hat er ihr Leben nicht erleichtert, sondern während zehn Minuten sogar erschwert. Wenn andererseits eine HR-Verantwortliche auf Anfrage sagt, der Personalberater könne ihr Kandidatendossiers für eine konkrete Stelle zusammenstellen, obwohl sie weiss, dass ihre Firma die Stelle selbst besetzen will, dann wird der Personalberater einen unnötigen Arbeitsaufwand haben. Und dafür kein Geld bekommen.

Die Liste mit solch beziehungserschwerenden Beispielen ist lang, wie der Kasten auf Seite 23 zeigt. Soll das heissen, dass die Beziehung Personalberater – HRM für die meisten vergiftet ist? Durchaus nicht. Die Arbeitssymbiose wird differenziert betrachtet. HR und Personalberatung bekräftigen, dass es auf beiden Seiten zwar mühsame Erlebnisse, genauso aber auch hervorragende Arbeit gebe. 

Was heisst das in Zahlen? Im Folgenden zwei subjektive Einschätzungen. Stephan Storchenegger, Head Group HR bei der Bank Sarasin & Cie AG, redet von drei Gruppen bei den Personalberatern: «Etwa 20 Prozent arbeiten gut, seriös und transparent, sie holen ihre Kandidaten ab, der Kontakt mit ihnen ist erfreulich. Etwa fünf von diesen 20 Prozent arbeiten sogar top, sie sind die Crème de la crème.» Weitere 60 Prozent seien guter Durchschnitt, sie würden nicht durch herausragende Qualität bestechen, aber auch nichts willentlich falsch machen. Und zum Schluss kämen wiederum 20 Prozent, die bezüglich Qualität, Seriosität und allenfalls auch Kosten nicht überzeugen könnten. 

Unfairer Stil und 
systembedingte Probleme

Diese Einschätzung hält Marc Lutz, Direktor des Personaldienstleisters Hays (Schweiz) AG, nicht für abwegig. Seine persönliche Einschätzung des HRM wiederum sieht so aus: «25 Prozent sind top. Die Zusammenarbeit mit ihnen verläuft auf Augenhöhe, die Kommunikation ist klar und verbindlich, Absprachen werden eingehalten. 40 Prozent sind gut, 24 Prozent mittelmässig, 10 Prozent am Schluss und 1 Prozent unseriös.» Unseriöses Verhalten sei zum Beispiel, wenn das HR einer erfolgsbasierten Zusammenarbeit zustimmt, dann aber nach Versand der CV versucht, die Kandidaten selbst zu kontaktieren, um sich die Gebühr zu sparen.

Wo Vorwürfe auftauchen, geht es oft um schlechten, unfairen Stil. Manchmal handelt es sich aber auch um systembedingte Probleme. Ein Klassiker ist der Kontakt zur Linie. Bei einem exklusiven Mandat für eine führende Position ist dieser natürlich zwingend. Wird aber auf Erfolg gearbeitet, lässt das HR den Personalvermittler oft nicht bis zur Linie vor. Einerseits um vorgeschriebene Prozessabläufe einzuhalten, andererseits um die Linie vor zu vielen Anfragen zu schützen.

Das ist für jeden Personalberater nachvollziehbar, und dennoch: Die Linie weiss eben meist besser Bescheid über die zu besetzende Stelle, besonders in technischen Bereichen. Fehlt dem Personalvermittler dieses Wissen, kann er weniger passgenau suchen. Carmen Schlessinger, HR Consultant bei der Helsana, sagt dazu: «Natürlich wissen wir nicht immer alles bis ins letzte Detail. Aber wenn der Direktbewerber aufgrund der Stellenausschreibung erkennen kann, was es für die Stelle braucht, dann erwarte ich das auch vom Personalvermittler.» Und Heidi Widmer, Leiterin HR Beratung / HR Marketing bei der Helsana, ergänzt: «Für  spezifische Fragen ist das Vorstellungsgespräch da. Deshalb kann es schon mal vorkommen, dass wir ein Telefongespräch mit einem langatmigen Personalvermittler abklemmen.» Dieses Abklemmen werde auf der Gegenseite oft als Nichtwissen interpretiert, und so steigt der Frust über das inkompetent scheinende HR...  

Unterschiedliche Vorstellungen bei Zeit und Geld

Roman Bussinger, Partner der a & u Kaderberatung, löst das Problem so: «Die Informationen zur Vakanz sind eine Holschuld, die Feingefühl meinerseits erfordert. Erhalte ich keinen Kontakt zur Linie, so muss ich mich fragen, ob mir die verfügbaren Informationen reichen, um damit arbeiten zu können.»

Eine weitere Reibungsfläche ist die Zeit. «Schnelle Prozesse drücken Kandidaten gegenüber Wertschätzung aus», sagt Hays-Direktor Marc Lutz. «Konkret sollte es von der Anfrage bis zur Unterschrift nicht länger als zwei Monate dauern. Manche Kunden tun sich damit schwer.»

Manchmal wird in verschiedenen 
Zeitellen gemessen. HR Consultant Carmen Schlessinger: «Manche Personalberater sind ungeduldig, wollen eine Reaktion drei Tage nach Eingabe ihres Dossiers. Doch wir brauchen  mehr Zeit, da wir häufig 10 bis 20 Vakanzen parallel bearbeiten und wir uns vorgängig auch mit der Linie absprechen müssen. Zudem möchten wir – nicht zuletzt aus Kostengründen – in erster Priorität Direktbewerbern den Vorzug geben.»

Dass auch das Geld für Missstimmung sorgen kann, liegt auf der Hand. Was ist zum Beispiel, wenn eine vermittelte Person in der Probezeit abspringt? «Ein seriöser Personalberater macht sich sofort dahinter, einen Ersatz zu suchen, für einen bedeutend tieferen Preis», sagt der HR-Verantwortliche Stephan Storchenegger. Er hat aber auch schon anderes erlebt: Ein Kandidat unterzeichnete den Arbeitsvertrag, trat die Stelle dann allerdings aus persönlichen Gründen nicht an. Der Personalberater, dem ein substanzielles Honorar für die Vermittlung ausbezahlt worden war, meinte dazu lediglich: «Sie haben die Rechnung bezahlt, für uns ist das Geschäft abgeschlossen.»

Trotz solcher Erlebnisse ist man bei der Bank Sarasin & Cie AG durchaus bereit, entstandenen Aufwand beim Personalberater zu honorieren, auch wenn dies rechtlich nicht nötig wäre. Etwa wenn knapp vor Vertragsabschluss plötzlich ein neuer Kandidat auftaucht. «Speziell beim heutigen Kostendruck ist dies ein untypisches Verhalten. Langfristig zahlt es sich aber aus. Die Beziehung zu einem guten Personalberater ist das allemal wert», sagt Stephan Storchenegger.
Als mühsam empfindet es HR Consultant Carmen Schlessinger, jedes Mal wieder neu über Preise verhandeln zu müssen. Und HR-Beratungsleiterin Heidi Widmer bemängelt das Beharren von vielen Personalberatern auf einem hohen Honorar, wenn der Aufwand wider Erwarten tief ausfiel.

Wie viel Aufwand ein Personalberater für sein Geld betreibt, ist nicht immer ersichtlich. «Wenn wir innert 48 Stunden zwei perfekt passende Dossiers für eine Vakanz liefern, dann heisst das nicht, dass wir kaum Arbeit hatten», sagt Hays-Direktor Marc Lutz. «Wir netzwerken ständig, das ist eine intensive Arbeit. Das Zusammenstellen der Dossiers ist dann nur noch der Schlusspunkt.»

Schuss mit der Schrotflinte: Breite Streuung bedeutet unnütze Arbeit

Das sieht man auch auf HR-Seite. Stephan Storchenegger: «Personalvermittlung ist Knochenarbeit. Man kann nicht in fünf Tagen 20 tolle Dossiers zusammenstellen. Bei einem guten Personalberater gibt es ein Arbeitsprotokoll mit den hergestellten Kontakten.» Da könne schnell eine dreistellige Zahl zusammenkommen, denn für zwei bis vier Dossiers klappere man locker 50 bis 100 Kontakte ab.

Natürlich ist die Höhe der Honorare ein grosses Thema. Genauso wie der Umstand, dass je nach Vermittlungsmodell erst bei Vertragsunterzeichnung bezahlt wird. Kommt es zu keinem Abschluss, war der Arbeitsaufwand vergeblich. Das bezeichnet Myra 
Fischer-Rosinger vom Verband der Personaldienstleister der Schweiz, swissstaffing, als Problem, das auch die Arbeitsqualität beeinflusse. Ihr Vorschlag: «Man bezahlt eine Art Auftrags- oder Eintrittsgebühr. Der Personaldienstleister sucht dann und schlägt Kandidaten vor. Kommt es zu keiner Vermittlung, bleibt es bei der Auftragsgebühr. Kommt es zu einer Vermittlung, bezahlt der Kunde dafür einen weiteren Beitrag.»

Was das HR am meisten stört, hat allerdings nichts mit Geld zu tun. Am mühsamsten ist für viele die Flut von Dossiers, die trotz detailliertem Profil nicht auf die entsprechende Stelle passen und teilweise ungefragt geschickt werden. Diese «Streuproblematik» verursacht Arbeit und führt selten zu Erfolg. Wie unbeliebt sie ist, zeigt die Ausdrucksweise: Als «Schuss mit der Schrotflinte» bezeichnen sowohl Heidi Widmer als auch Stephan Storchenegger dieses Vorgehen, bei dem einfach mal geschaut wird, ob ein Kügelchen vielleicht treffe.

Möglich wurde diese Praxis unter anderem durch das Internet, aus dem dank Xing und Co. viele Lebensläufe kopiert werden können, ohne dass man die Kandidaten kontaktiert. Da gibt es dann halt auch jene, die nicht auf Qualität, sondern auf Masse arbeiten. Ein nicht zu unterschätzender Nebeneffekt davon können ungesunde Arbeitsbedingungen in der Personalberatung sein (siehe Kasten unten).

Durch eine vertrauensvolle 
Zusammenarbeit wird vieles leichter

Sind es eher die grossen oder die kleinen Personalvermittler, die solche Praktiken anwenden? Die Meinungen darüber gehen auseinander. Die einen sehen das Übel vor allem bei den Grossen mit der hohen Fluktuation, die anderen mehrheitlich bei den Kleinen ohne Spezialisierung. Der HR-Verantwortliche Stephan Storchenegger meint dazu: «Es gibt bei den Grossen und Kleinen Gute und Schlechte. Man sollte meinen, der Markt korrigiere das. Aber wir kennen Personaldienstleister, die auch noch nach Jahren nicht überzeugen können. Andere hingegen machen vom ersten Tag an einen guten Job.»

Letztlich sei die einzelne Person massgebend, erklärt Personalberater Roman Bussinger. Wenn die Chemie zwischen HR-Person und Personalberater stimme, könne sich ein Vertrauensverhältnis und damit eine langjährige Zusammenarbeit entwickeln. «Dann wird man zum eingespielten Team», so Bussinger. «Vieles wird leichter. Ein Kunde im Bankensektor kann mir dann zum Beispiel sagen: ‹Wir brauchen einen Controller, und zwar so einen, wie du uns schon vor vier Jahren vermittelt hast›.»

Mit solchen Kunden geht Roman Bussinger zwischendurch auch Mittagessen, wo er regelmässig nachfrage, wie er seine Dienstleistung verbessern kann, und wo auch einmal 
die HR-Strategien des Kunden besprochen würden.
Die Beziehungen können also durchaus exzellent funktionieren. Der HR-Verantwortliche Stephan Storchenegger zieht ein positives Fazit: «Grossmehrheitlich habe ich good Feelings, wenn es um die Gilde der Personalberater geht. Sie unterstützen uns bei der Suche nach qualifizierten Mitarbeitenden. Wir bleiben daher mit ihnen in Kontakt, auch in Zeiten, in denen der Stellenmarkt gut dotiert ist.»

Ungesunde Arbeitsbedingungen und hohe Fluktuation

«Man hat den Eindruck, dass es bei gewissen Personaldienstleistern Quoten gibt», hört man bei HR-Verantwortlichen, «alle drei Monate ist eine neue Person da, die auf Umsatz angesetzt ist. Ganz klar ein Durchlauferhitzer-Job.» Diese Aussage wurde gegenüber HR Today mehrfach bestätigt. Von Personen, welche die Personaldienstleistungsbranche inzwischen verlassen haben, aber auch von solchen, die noch dort tätig sind. Im Folgenden die Erlebnisse von zwei Frauen, die aus der Personaldienstleistung ausgestiegen sind. Beide wollen ungenannt bleiben, ihr Name wurde geändert.

Die Deutsche Andrea Schmitt arbeitete vor nicht allzu langer Zeit für einen Personaldienstleister in der Schweiz. Als Account Manager war sie hauptsächlich für die Akquise zuständig. Sie suchte Manager innerhalb von Firmen, die für ihre Projekte temporäre Verstärkung suchten. Sie suchte auch nach Kandidaten, doch das war der kleinere Teil ihrer Arbeit.

Unter Druck wurden Zahlen frisiert

Andrea Schmitt verliess das Unternehmen weniger als ein Jahr nach Jobantritt, mit ambivalentem Fazit: «Die Dienstleistung des Unternehmens fand ich immer gut. Nicht einverstanden war ich mit der Behandlung der Mitarbeitenden. Wir waren austauschbar, was uns auch regelmässig gesagt wurde, und wir wurden an der Quantität, nicht Qualität gemessen.» Konkret seien acht Telefonkontakte pro Tag vorgeschrieben gewesen. Diese mussten aber je drei bis vier zentrale Infos über das entsprechende Unternehmen zutage bringen: Ansprechpartner, Teamstrukturen, welche Skills gebraucht wurden und wann neue Projekte starteten.

«Die Person am anderen Ende des Telefons, der potenzielle Kunde, erhielt täglich viele Anrufe von Leuten wie mir. Manchmal war ich die fünfte, manchmal die zwanzigste. Darum wollte diese Person oft nicht mehr mit mir sprechen.» Die Konsequenz: Um die acht Kontakte inklusive interner Infos vorweisen zu können, hätten sie und die Leute in ihrem Team begonnen, an den Kontaktberichten herumzufrisieren. «Denn es zählte nur die Zahl. Um diese Zahl herum wurde ein Riesendruck aufgebaut, mit Kontrollen und Entlassungsdrohungen, auch mit dem Schüren von Konkurrenzgefühlen unter den Teamkollegen.»

Die Fixierung auf Zahlen sei vom deutschen Management her gekommen: «Aber so kann man in der Schweiz nicht arbeiten. Hier braucht es Zeit, bis eine Geschäftsbeziehung aufgebaut ist», so Andrea Schmitt.

Sie habe zwar ihre Ziele, eine gewisse Anzahl Abschlüsse, erreicht, dennoch war ihr schnell klar, dass sie bei diesem Arbeitgeber nicht alt würde: «Wird zu viel Druck ausgeübt, funktioniert ein Verkäufer nicht mehr. Ein guter Verkäufer braucht auch gar keinen Druck, der will doch aus eigenem Antrieb viele Abschlüsse machen.»   

So dachten auch andere. Von ihrer ursprünglichen Crew von 16 Leuten arbeitete bereits nach einem Jahr nur noch eine Person dort. «Viele haben gelitten, viele hatten Alpträume. Und ich selbst kriege noch immer Herzklopfen, wenn ich an diese Zeit zurückdenke.» Heute arbeitet Andrea Schmitt in einer anderen Branche.

Die Deutsche Barbara Weber hat insgesamt fünf Jahre bei verschiedenen Personaldienstleistern in Deutschland gearbeitet, von denen zum Teil auch Ableger in der Schweiz existieren. Sie war vorwiegend als Recruitment Consultant tätig, verhandelte mit Kandidaten und Kunden. Schwierig fand sie die «moralische Flexibilität», wie sie es nennt: «Bei uns wurde oft nicht die Wahrheit gesagt, um einen besseren Preis herauszuholen.» Wurde als Vermittlungshonorar ein Teil des Jahreslohns bezahlt, hätte man versucht, den Kandidaten beim Kunden als top zu verkaufen, und gesagt, es gäbe derzeit keinen besseren am Markt. Bei Temporärarbeitern dagegen habe man mit fadenscheinigen Begründungen den Lohn gedrückt, um die Marge zu erhöhen.

Tempo wichtiger als Seriosität

«Es ging nicht um langfristige Zusammenarbeit, sondern nur um Abschlüsse», sagt Weber. «Alle grasen Online-Netzwerke ab und versuchen mit unseriösen Methoden an Kandidaten zu kommen.» Zum Beispiel werde am Telefon die Frau im Sekretariat einer Firma gefragt: «Wer in Ihrem Unternehmen ist für den Bereich XY zuständig?», um sich direkt an den Arbeitsplatz der unvorbereiteten Person verbinden zu lassen.

Ein ausführliches Telefon sei da natürlich nicht möglich, also telefonierte man ausserhalb der Arbeitszeiten, am Abend, am Wochenende – und hatte entsprechend 50- bis 60-Stunden-Wochen. «Es geht um Geschwindigkeit, und im Notfall kann es vorkommen, dass man einen Kandidaten noch nicht mal persönlich trifft», so Weber. Es war ihr Glück, dass sie einen Kandidaten, den sie eigentlich seriös einschätzte, einen Tag vor dem Interview doch noch traf – er hatte eine intensive Alkoholfahne.

Die Fluktuation bei Barbara Webers Arbeitgebern war hoch, ein bis zwei Jahre hätte der Durchschnittsjob in Vertriebspositionen gedauert. «Es war alles standardisiert, wir waren jederzeit austauschbar. Einige Unternehmen haben uns das auch spüren lassen», sagt Weber. Heute arbeitet sie im HR.

Darunter leidet die Beziehung HR – Personalberater

So nerven Sie Ihre 
HR-Kontaktfrau

  • 
Ihre HR-Kontaktfrau ist explizit nicht an Ihren Dossiers für die ausgeschriebene Stelle interessiert. Sie schicken dennoch zwei, kann ja nicht schaden.  
  • 
Sie schwärmen Ihrer HR-Kontaktfrau von Ihrem Netzwerk mit den Besten der Branche vor. Ihre Kontakte stammen allerdings von Xing und LinkedIn.
  • 
Sie verschicken das Dossier eines Kandidaten, ohne ihn gefragt zu haben. Wenn er eingeladen wird, freut er sich sicherlich über Ihren netten Zug. Falls er sich schon selbst dort beworben hat und somit zwei Dossiers vorliegen: Doppelt genäht hält besser!
  • 
Sie schicken Ihrer HR-Kontaktfrau ein perfekt passendes Dossier – und erwarten dafür 
einen fünfstelligen Betrag.
  • 
Ihre HR-Kontaktfrau hat Ihnen zugesagt, Dossiers einzureichen. Sie kopieren das Stelleninserat, ändern drei Wörter und 
stellen es unter Ihrem Namen ins Netz. 
Kandidaten, die nun verunsichert sind, an welche Stelle sie gelangen sollen, können sich ja erkundigen.  
  • 
Dass Sie der Dritte an diesem Morgen sind, der die HR-Frau über eine Stelle ausfragen will, dafür können Sie nichts. Das Gegenüber nimmt es Ihnen trotzdem übel ...
  • 
Die eine Lücke im CV ist Ihnen nicht aufgefallen. Man braucht ja nicht gleich anzunehmen, dass der Kandidat da im Gefängnis war.
  • 
Für einmal musste es schnell gehen, Sie konnten die Kandidatin nicht vorgängig treffen. Beim Vorstellungsgespräch macht sie einen seriösen Eindruck. Nur den Kaugummi hätte sie aus dem Mund nehmen sollen.
  • 
Sie haben zwar keine Ahnung von der Branche, für die Sie Kandidaten suchen, aber mit Ihrem Verkaufstalent machen Sie das locker wieder wett.  
  • 
Bei Ihnen ist die Fluktuation hoch, auch Sie springen demnächst ab. Nun, Ihre HR-Kontaktfrau hat sicher nichts gegen ein bisschen Abwechslung bei ihren Ansprechpartnern.
  • 
Sie nehmen es mit der Wahrheit nicht so genau: Sie wissen, dass Sie die Forderung Ihrer HR-Kontaktfrau nicht erfüllen können, vier passgenaue Kandidaten in einer Woche zu liefern, das gibt Ihr Netzwerk in dieser Branche nicht her. Sie geben dennoch Ihre Zusage – wer wagt, gewinnt. Im Notfall gibt es ja immer noch Xing.
  • 
Sie arbeiten zu langsam!

So nerven Sie Ihren 
Personalberater

  • 
Sie sagen «Ja, klar» auf die Frage Ihres Personalberaters, ob er Dossiers schicken soll. Dass der Vorgesetzte der konkreten Vakanz eine Aversion gegen Personalberater hat, soll nicht schon von vornherein das Geschäft vermiesen.
  • 
Sie selbst haben eine Aversion gegen Personalberater. Diese führen Ihnen immer wieder vor Augen, dass Sie nicht imstande sind, diese Arbeit selbst zu machen, und das nagt an Ihrem Selbstwertgefühl. Dass Sie noch andere Aufgaben haben, tut dabei nichts zur 
Sache.
  • 
Das Dossier, das Ihr Personalberater eingereicht hat, passt perfekt. Wenn da nur nicht dieser eine kleine Bruch im Lebenslauf wäre. Der Kandidat hat sich offenbar mal vorübergehend in einer anderen Branche versucht. Man soll ja Risiken eingehen im Leben. Aber nicht bei der Stellenbesetzung!  
  • 
Das Stellenprofil der zu besetzenden Stelle ist intern noch nicht definitiv fixiert, die Abteilung wird gerade restrukturiert. Sie geben dem Personalberater ungefähre Angaben. Das muss reichen.
  • 
Die Kandidatin, die Ihr Personalberater vorschlägt, interessiert Sie. Der Personalberater ist gerade nicht erreichbar, also warum 
die Kandidatin nicht direkt kontaktieren? Schliesslich hat Ihnen der Personalberater im CV das E-Mail und die Handynummer der Kandidatin mitgeliefert. Ihm war wohl klar, dass er zurzeit schlecht erreichbar ist, und er wollte Ihnen die Arbeit erleichtern.  
  • 
Was sich liebt, neckt sich. «Ein bisschen netzwerken und ein paar Dossiers zusammenstellen, und dann holen Sie Zehntausende ab. So locker möchte ich es auch einmal haben.» – Netzwerken ist schliesslich ein Schoggijob.
  • 
Hohe Honorarsummen deuten Ihrer Meinung nach meist darauf hin, dass der Personalberater abzockt. Und wird das Honorar aufgrund des Jahresgehalts des künftigen Mitarbeiters berechnet, ist davon auszugehen, dass der Personalberater Ihnen nicht die 
Besten, sondern die Teuersten vorschlägt.
  • 
Sie nehmen es mit der Wahrheit nicht so genau: Wenn Sie dem Personalberater sagen, er sei der Einzige, der für Sie sucht – obwohl da noch ein paar andere sind –, dann gibt er sich mehr Mühe.
  • 
Sie arbeiten zu langsam!
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Franziska Meier ist Redaktorin und Produzentin mit langjähriger Erfahrung im Zeitungs- und Zeitschriftenbereich. Als Chefredaktorin des Magazins «fit im job» sowie als Fachredaktorin der Zeitschrift «HR Today» hat sie sich auf das Thema «Mensch, Arbeit & Gesundheit» spezialisiert. Zu ihren journalistischen Schwerpunkten gehören insbesondere Persönlichkeitsentwicklung, Coaching, Stressprävention und betriebliches Gesundheitsmanagement. Achtsamkeit praktiziert sie manchmal im Schneidersitz, öfter jedoch auf ihren Spaziergängen rund um den Türlersee.

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