HR Today Nr. 3/2022: Special I – Sprachschulen

Einstieg zur Workation

Immer mehr Beschäftigte wollen dort arbeiten, wo sie Ferien machen. Über diesen Trend und die Bedeutung von Sprachdiplomen berichtet die Kommunikationsverantwortliche Anja Finkel der Linguista Sprachaufenthalte.

Arbeiten, wo man Ferien macht. Ein Trend?

Anja Finkel: Der Wunsch nach grösstmöglicher Flexibilität und Remote Work ist endgültig in der Arbeitswelt angekommen. In Branchen, in denen eine temporäre Verlagerung der Tätigkeiten ins Ausland möglich ist, bieten Arbeitgebende dies zunehmend an. Der Wunsch nach flexiblen Arbeitsmöglichkeiten im Homeoffice, remote im Ausland oder Sabbatical wird nicht mehr verschwinden. Jüngere Arbeitnehmende fordern das klar und sind nicht mehr bereit, der Karriere alles unterzuordnen.

Weshalb sollten Arbeitgebende sich darauf einlassen?

Mitarbeitende erwerben sich Sprachfähigkeiten, interkulturelle Kompetenzen, entwickeln sich und erweitern ihren Horizont. Arbeitgebende profitieren aber auch, wenn ihre Angestellten selbstsicherer auf dem internationalen Parkett agieren. Beispielsweise im Umgang mit kulturell unterschiedlichen Verkaufs- oder Verhandlungsstrategien. Unterstützen Arbeitgebende die Spracherwerbsvorhaben ihrer Mitarbeitenden, hat das Auswirkungen auf deren Motivation und Loyalität. Bekommt ein Arbeitnehmender hierzu nicht die Gelegenheit, wird er eher kündigen. Das bedeutet für eine Firma einen Know-how-Verlust und einen Aufwand bei der Personalsuche.

Wie reagieren Sie auf diese Nachfrage?

Den Einstieg zur «Workation» bildet oft ein Sprachkurs, weil sich Interessierte vor Ort orientieren, Sprachkenntnisse aufbauen und erste soziale Kontakte knüpfen. Dafür bieten wir weltweit viele Sprachkurse für alle möglichen Bedürfnisse. Beispielsweise für Teilnehmende ab 30 Jahren, bei denen sich das Kursprogramm und die Freizeitaktivitäten sowie die Infrastruktur der Sprachschule an den Ansprüchen dieser Altersgruppe ausrichten.

Welche Sprachregionen sind aktuell besonders gefragt?

Ganz klar englischsprachige. Aktuell zieht es Sprachlernende vor allem in die USA, nach Kanada und England. Auch Südafrika ist beliebt, weil die Zeitzone gleich bleibt. Das ist ideal, um den Arbeitstag zu organisieren. Australien hat sich bereits wieder geöffnet. In der Schweiz ist Französisch noch von grosser Bedeutung. Firmen  unterstützen ihre Mitarbeitenden deshalb häufig mit Kursen. Für Sprachaufenthalte sind Frankreich, aber auch die Westschweiz beliebte Destinationen.

Welche Möglichkeiten bieten Sie Berufseinsteigenden?

Sie können Praktika oder Paid-Job-Programme im Ausland belegen. So sammeln sie erste Arbeitserfahrungen in einem authentischen Umfeld und perfektionieren gleichzeitig ihre Sprachkenntnisse. Beispielsweise in Kanada, Irland oder Frankreich.

Welche Bedeutung haben Sprachdiplome?

In der Schweiz haben sie nach wie vor einen hohen Stellenwert. Kann jemand seine Sprachkenntnisse mit einem Diplom belegen, wird das im Bewerbungsprozess berücksichtigt. Trotzdem wird heute der praktische Sprach-Erfahrungsschatz höher gewichtet als früher. Wer sich im internationalen Kontext bewegen kann, wird wahrgenommen.

Und künftig?

Sprachdiplome haben weiterhin eine Bedeutung. Bei gewissen Studiengängen ist der Sprachnachweis beispielsweise ein Zugangskriterium und unerlässlich, wenn es um Qualitätsstandards beim Spracherwerb geht. In der Berufswelt werden vor allem die Cambridge- und DELF-Diplome weiterhin nachgefragt.

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Chefredaktorin, HR Today. cp@hrtoday.ch

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