Susanne Abplanalp
Take-aways und Kurierdienste mit allerlei Essensangeboten schiessen wie Pilze aus dem Boden und rollen damit direkt in die Büros. Allzeit essbereit oder immer dann, wenn der Hunger ruft. Vorbei die Zeit, als man sich zwei Stunden für die Mittagspause frei nahm. Verpflegung am Arbeitsplatz? Dagegen spricht so einiges: Starke Parfumwolken oder Körpergerüche wirken störend.
Ebenso unangenehm ist auch der Verzehr eines Kebabs vor dem Bildschirm. Sie wissen schon, wenn die Zwiebeln ihren Duft verströmen, dann hemmt das die Kollegen, die wegen eines dringenden Projekts durcharbeiten müssen. Sandwiches, bei denen zwischen den Brotscheiben eine Sauce oder Butter hervorquillt, hinterlassen auf Ihren Händen zudem einen leicht schmierigen Abdruck und somit auch auf der Tastatur Ihres Computers. Das ist ziemlich eklig, auch wenn es bloss Ihre eigene ist. Aber bleiben Sie bitte fern von derjenigen Ihres Kollegen. Wie schnell ist die Sauce auf Ihrem Hemd oder der Fettspritzer mitten auf dem Dossier, das Sie zwischen zwei Bissen studieren? Eben. Sie essen vor dem Bildschirm und bevor Sie herunterschlucken, steht prompt Ihr Chef vor Ihnen. Er will bloss kurz Ihre Meinung oder seine Frage beantwortet wissen. Und Sie?
Saucenreste am Mundwinkel, das Essen verstopft Ihre Aussage oder – noch schlimmer – Essensreste begleiten Ihre Aussage. Wollen Sie ihm die Unterlagen heraussuchen, indem Sie Ihre fettigen Finger noch schnell abschlecken? Geht nicht. Kurz an den Hosen abstreifen? Geht auch nicht. Da hat es doch der Kollege besser, der sich für seinen Lunch in die Cafeteria zurückgezogen hat. Dort wird er vermutlich nicht während seiner Mittagszeit aufgesucht und er kann sein Essen getrost mit den Kollegen geniessen und sich dabei sogar etwas erholen.
Abschalten ist wichtig. Genau. Erholen und abschalten, danach kommen die Ideen wieder fast von alleine. Machen Sie noch ein paar Schritte dazu und schon fliesst Ihre Kreativität aus Ihnen heraus. Den ganzen Tag am Arbeitsplatz zu kleben, ist nicht förderlich. Weder für den Rücken noch für das Hirn. Es gibt Firmen, die Mitarbeitende zwingen, mindestens 30 Minuten Pause zu machen. Das hat bestimmt seinen Grund. Wenn Sie gleichzeitig essen, die Mails abrufen und Telefongespräche führen, kommt trotzdem etwas zu kurz. Der Anrufer spürt, dass Sie nicht voll bei der Sache sind. Oder dass das einzig Volle Ihr Mund ist. Was machen Sie, wenn es klingelt und Sie gerade herzhaft in den Apfel gebissen haben? Nehmen Sie den Hörer nicht ab? Sprechen Sie mit vollem Mund? Beides ist unprofessionell. Das Essen ist ein sozialer Akt. Sie können sich mit Kollegen austauschen, Ihr Essen richtig geniessen und dabei abschalten. So tanken Sie auf und geben nach der Mittagspause wieder Vollgas. Diese Chance verpassen Sie beim einsamen und schnellen Verzehr des Lunches am eigenen Arbeitsplatz. Also: raus aus dem Büro und ran an das Mittagessen.