HR Today Nr. 6/2019: Teamwork

Fabienne In-Albon: «Im Team begegneten sich alle auf Augenhöhe.»

Fabienne In-Albon gehörte zu den fünfzig besten Golferinnen Europas und qualifizierte sich für die Olympischen Spiele in Rio, als sie an Borreliose erkrankt. Ein herber Rückschlag für die ambitiöse Sportlerin. Aufgrund ihrer Erkrankung und Verletzungen tritt sie Ende 2017 vom Profi-Golfsport zurück und macht sich mit einem Coaching-Unternehmen selbständig.

«An den Olympischen Spielen teilzunehmen war mein Kindheitstraum», erinnert sich Golfprofi-Spielerin Fabienne In-Albon. Bis dahin muss sie allerdings einige Hürden überwinden. Denn ein halbes Jahr vor den Olympischen Spielen in Rio verliert sie an der Ladies European Tour (LAT) 2015 mit einem Schlag ihren Platz unter den besten 80 Golfspielerinnen Europas und dadurch auch ihre Spielberechtigung. Ohne diese ist es aber nahezu unmöglich, sich für die Olympischen Spiele zu qualifizieren. Um ihren Kindheitstraum dennoch zu verwirklichen, kämpft sich Fabienne In-Albon zwei Wochen lang durch drei Golf-Qualifikationsstufen. «Mein Körper war bereits erschöpft von der langen Saison, der Druck enorm und die Gefahr gross, daran kaputt zu gehen.» Mit eisernem Willen und mentaler Stärke holt sie nochmals alles aus sich heraus und erobert sich ihre Spielberechtigung zurück.

Alles scheint sich zum Guten zu wenden, doch ein halbes Jahr vor den Olympischen Spielen wirft eine Borreliose-Erkrankung Fabienne In-Albon zurück. Etwas, das sie nicht leichtmütig akzeptiert: «Ich habe sieben Jahre lang auf eine Teilnahme in Rio hingearbeitet und sehr viel Herzblut, meine ganze Energie, Leidenschaft, Schweiss, Tränen sowie etliche Trainingsstunden in dieses Ziel investiert.» Dann komme so ein kleines Tier und zerstöre beinahe ihren grossen Kindheitstraum. Fabienne In-Albon lässt sich von ihrer Krankheit nicht herunterziehen und qualifiziert sich für Rio. «Es hätte mich noch mehr Energie gekostet, wenn ich mich ständig gefragt hätte, weshalb das ausgerechnet mir passiert ist. Stattdessen habe ich mich darauf fokussiert, mein Ziel zu erreichen.» Halt findet Fabienne In-Albon vor allem bei ihrer Familie, in der Natur, aber auch bei ihrem Team, das sich zu einer zweiten Familie entwickelt hat. «Bei uns herrschte ein unbändiges Vertrauen. Es waren Menschen, die mich so gut wie wenige andere kannten und die genau wussten, was ich in einem bestimmten Moment brauchte.» Dieses Vertrauen und die Motivation, ein gemeinsames Ziel zu erreichen, haben ihre Karriere stark geprägt. «Ohne mein Team wäre ich heute nicht da, wo ich bin.» Und ohne dieses hätte sie wohl auch die Turniere an der Olympiade nicht durchgestanden.

Teamarbeit ist für Fabienne In-Albon ein ständiger Prozess. Und nicht immer ganz einfach. «Wir hatten schwierige Phasen zu überwinden, durch Rückschläge, Niederlagen, Personalwechsel, Missverständnisse oder Meinungsverschiedenheiten.» Die geografische Distanz habe die Verständigung unter den Teammitgliedern nicht leicht gemacht. So seien ihr Mentor, ihr Caddy, ihre Technik-, Putting-, Athletik- und Mentaltrainer, ihr Osteopath und die Administrationsverantwortlichen in der ganzen Schweiz und in Deutschland verteilt gewesen. «Die Kommunikation wurde dann umso wichtiger.» Besonders in Konfliktfällen. Beispielsweise, weil sich Fabienne In-Albon oft zu wenig Ruhe gönnt. «Ich bin jemand, den man eher bremsen muss. Häufig habe ich der Erholung eine weitere Trainingseinheit vorgezogen.» Ihr Team habe dann dafür gesorgt, dass sie auch mal einen Gang zurückschalte und ihr klargemacht, wie wichtig die Erholung für einen Sportler sei. «In solchen Momenten haben sie mich genervt, auch wenn ich ihren Standpunkt später verstanden habe.»

Offenheit, Ehrlichkeit und Respekt seien wichtige Werte, um ein Team zum Funktionieren zu bringen, meint Fabienne In-Albon-. Komme ein neues Teammitglied an Board, müsse man noch besser auf die Kommunikation achten. Als Beispiel nennt sie ihren Caddy Matze, der kurz vor dem Qualifikationsturnier 2015 in ihr Team stösst. «Ich kannte ihn nur flüchtig. Er war kein professioneller Caddy, aber ein sehr guter Golfspieler.» Sie hätten vier Tage Zeit gehabt, um sich aneinander zu gewöhnen und ihre gegenseitigen Erwartungen abzustimmen. Die Zusammenarbeit habe sich zu einem «absoluten Erfolg» entwickelt. «Matze war bis zum Ende meiner Golfkarriere im Team.»

Einen Head Coach gab es für Fabienne In-Albon nie. «In meinem Team sind sich alle stets auf Augenhöhe begegnet. Für mich waren alle gleichgestellt.» Allerdings sei ein Coach in einer bestimmten Situation mehr gefragt gewesen, als ein anderer.

Um den Teamzusammenhalt zu fördern, lädt Fabienne In-Albon sie etwa zu einer Wanderung im Schnee mit Fondueplausch ein, organisiert gemeinsame Essen oder drückt ganz allgemein ihre Dankbarkeit für die Zusammenarbeit aus. Sportliche Erfolge feiert die kleine Gemeinschaft und ihre Familie meist erst am Ende der Saison, wo sie bei einem gemütlichen Zusammensein das Geschehen nochmals Revue passieren lässt. «Eine grosse Party, wo Alkohol ausgeschenkt wird, brauche ich dazu nicht.»

Fabienne In-Albon

Fabienne In-Albon (32) ist eine ehemalige Schweizer Profigolferin und gehörte zu den 50 besten Spielerinnen Europas. An den Profi-Turnieren der Ladies European Tour (LET) belegte sie in Delhi und am New South Wales Open jeweils den zweiten Platz und qualifizierte sich 2016 für die Olympischen Spiele in Rio de Janeiro. Aufgrund einer Verletzung und einer Borreliose-Erkrankung trat sie Ende 2017 vom Profi-Sport zurück und machte sich selbständig. Mit Fabienne In-Albon Coaching – Go the extra mile! unterstützt sie vor allem Athleten und Geschäftsleute mental, physisch, in Lifestyle-Fragen und im Management. Sie bietet unter anderem individuelle Coachings, Life- und Business-Coachings, Workshops & Referate sowie Firmenevents an. fabienneinalbon.ch

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Chefredaktorin, HR Today. cp@hrtoday.ch

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