Touchpoint Manager

Feel-Good-Manager für die Mitarbeiter

In jedem Unternehmen braucht es einen Touchpoint Manager, findet Businesscoach und Bestsellerautorin Anne Schüller. Dieser Brückenbauer zwischen Organisation, Mitarbeitenden und Führungskräften soll ein Anwalt der Angestellten sein und auf betriebsinterne Missstände aufmerksam machen.

Er kümmert sich um die neuen Mitarbeiter und verabschiedet sich von denen, die das Unternehmen verlassen. Er organisiert Mitarbeiterevents und Sozialprojekte, ist für Sport- und Gesundheitsprogramme verantwortlich und sorgt allgemein dafür, dass sich die Mitarbeitenden im Unternehmen wohl fühlen: Die Aufgaben eines internen Touchpoint-Managers, wie ihn Bestsellerautorin Anne Schüller propagiert und dessen Ausbildung sie auch selbst anbietet, sind vielfältig.

«In den meisten Unternehmen fehlt eine neutrale Person ohne Eigeninteressen», sagt Anne Schüller. Da kommt ihr neues Berufsbild des Touchpoint Managers ins Spiel: Er ist Brückenbauer zwischen den Interessen der Führungskräfte und jenen der Mitarbeitenden. Und zwar an jedem Touchpoint, also Interaktionspunkt zwischen Mitarbeiter und Führungskraft einer Organisation. «Er ist ein Feel-Good-Manager, wie er heute schon teilweise aus der IT-Branche bekannt ist», sagt Anne Schüller. Dort – wie auch in anderen Unternehmen – reifte die Erkenntnis: Es braucht ein angenehmes Umfeld, damit sich die Mitarbeitenden kreativ einbringen und so auch der Organisation nützen können. «Damit Mitarbeitende ihr Bestes geben, braucht es Freude, Spass und gelegentliches Lachen», betont Anne Schüller.

Menschen sind dort produktiv, wo sie sich wohl fühlen und Freude an der Arbeit haben. Dafür müssen auch manche Büros umgestaltet werden – die Mehrheit der Gebäude sei eher funktional als gemütlich eingerichtet, bemängelt Schüller. Auch das gehört zu den Aufgaben eines Touchpoint-Managers: Die Büro-Räumlichkeiten so zu gestalten, dass die Menschen darin gerne arbeiten.

Wo drückt der Schuh?

Ein Touchpoint-Manager fühlt den Mitarbeitern den Puls: Wo drückt der Schuh, was stört sie, wo braucht es Verbesserungen? «Eine klassische Mitarbeiterbefragung ist Blödsinn, sie ist nur teuer und bringt meist so gut wie nichts», formuliert es Anne Schüller provokativ. Eine Mitarbeiterbefragung bringe keine Ergebnisse, die sich schnell umsetzen lassen. Wenn es im Unternehmen «brennt», brauche es rasche Massnahmen. Oftmals wüssten Mitarbeiter die Lösung, die sich mit Hilfe des Touchpoint Managers dann auch schnell umsetzen lasse.

In Zeiten von Social Media und Co. tragen Mitarbeiter alles nach aussen, was im Unternehmen passiert, Gutes wie Schlechtes. Sie sind quasi Pressesprecher und Botschafter der Firma. «Äussern sie sich positiv, werden Toptalente angezogen. Läuft es dagegen schlecht, herrscht eine miese Stimmung vor, dann hält das Topkandidaten davon ab, sich zu bewerben», erläutert Anne Schüller. Dessen seien sich die Unternehmen noch viel zu wenig bewusst, da sie ja nicht sehen, wer sich nicht bewirbt.

Dem HR fehlt die Durchsetzungskraft

Das HR könne die Aufgaben eines Touchpoint Managers nicht übernehmen, findet Anne Schüller. Oft habe das Personalwesen nicht die Durchsetzungskraft, die es haben sollte, und werde von den Führungskräften gerne belächelt. HR-Verantwortliche hätten oft eigene Interessen oder von oben verordnete Befehle, die sie ausüben müssten und die den Interessen der Mitarbeitenden entgegenlaufen. Zudem werde im HR vieles nach althergebrachten Methoden gemacht. In der Personalabteilung finden sich nicht unbedingt die grossen Veränderer und Querdenker, sondern Menschen, die sich gerne an Regeln halten, sagt Anne Schüller. «Auf die digitalisierte, hochvernetzte Welt sind sie vielfach nicht ausreichend eingestellt.» Den Touchpoint Manager will Anne Schüller auch nicht im HR angliedern, sondern direkt dem CEO unterstellen, damit er neutral bleibt. Seine Aufgabe ist es auch, Ansprech- sowie Vertrauensperson zu sein, auch für potenzielle Whistleblower. Dafür ist absolute Unabhängigkeit, aber auch höchste Diskretion nötig.

Stellt ein Unternehmen einen internen Touchpoint Manager an, darf dieser in der gleichen Organisation nicht noch andere Funktionen haben, da sonst die Unabhängigkeit nicht gewährleistet werden kann. Ob das Amt Vollzeit oder Teilzeit ausgeübt wird, ist von der Unternehmensgrösse abhängig. Auf jeden Fall muss ein Touchpoint Manager gemäss Anne Schüller jederzeit erreichbar sein, um bei Krisen sofort reagieren zu können. «Das Ziel des Touchpoint Manager ist es, das Wohlbefinden der Mitarbeiter zu steigern und die Unternehmenskultur zu verbessern», bringt es Anne Schüller auf den Punkt.

Buchtipp

Schüller, Anne M.: Das Touchpoint-Unternehmen. Mitarbeiterführung in unserer Businesswelt. Gabal 2014.
www.touchpoint-management.de

 

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