Frische Energie fürs HR von Power Integrations
Als Personalleiter EMEA bei Power Integrations bringt Dominic Styner seine vielseitigen Erfahrungen aus Logistik und HR ein. Sein Erfolgsrezept? Strategisches Denken, Offenheit für Innovation und die Förderung einer starken Unternehmenskultur.
Foto: Aniela Lea Schafroth
Bei der Ankunft bei Power Integrations in Biel beeindruckt uns die durchdachte Architektur des modernen Firmengebäudes. Während sich im Erdgeschoss Hightech-Labors und eine Prototypenfertigungslinie befinden, sind in den Obergeschossen die Büros, die Kantine und Konferenzräume untergebracht. «In Biel entwickeln und testen wir Gate-Treiber-Produkte, die weltweit in High-Power-Anwendungen wie Solar- und Windenergie, elektrischen Lokomotiven und modernen Gleichstromübertragungsleitungen integriert werden», erklärt Dominic Styner, Personalleiter EMEA.
Rund 127 Mitarbeitende sind auf verschiedene Standorte in Europa verteilt: Am Hauptstandort in Biel arbeiten zirka 62 Mitarbeitende insbesondere in der Forschung und Entwicklung sowie der Prototypenfertigung. In Deutschland werden 31 Personen in Labors und im Vertrieb sowie in Italien drei Personen im Vertrieb beschäftigt. In Grossbritannien wiederum sind 31 Mitarbeitende auf Low-Power-Produkte spezialisiert.
Bei unserem Treffen zeigt sich Dominic Styner nicht in klassischer Businesskleidung, sondern im weissen Laborkittel. Dies ist Vorschrift für den Zugang zu den Labors. «Ebenso ist das Tragen von ESD-Schuhen Pflicht, um elektrostatische Entladungen zu verhindern, die die Mikrochips beschädigen könnten», erklärt er.
Wir dagegen erhalten blaue Kittel und Einweg-Erdungsstreifen für die Schuhe, bevor wir durch eine Schranke mit Erdungskontrolle Zutritt zum Labor erhalten. Styner gewährt uns dort spannende Einblicke in die Arbeit von Power Integrations und erläutert die Funktionen von Anlagen und Prüfinstrumenten. «Es ist faszinierend, wie viel Präzision und Innovation hinter unseren Produkten steckt», sagt er, bevor er uns in ein Sitzungszimmer bittet.
Von der Logistik ins HR gewechselt
Dominic Styner, 32 Jahre alt, ist in Solothurn aufgewachsen. Aufgrund seines bilingualen Elternhauses – Schweizerdeutsch und Englisch – fühlt er sich in US-Unternehmen sehr wohl. Trotzdem ist er seiner Heimat treu geblieben. «Heute lebe ich in Balm bei Günsberg, etwas oberhalb, aber nicht weit weg von Solothurn», wie er sagt. «Es gefällt mir einfach sehr gut in dieser Region.»
Nach der Schulzeit entschied sich Styner für eine Lehre als Logistiker bei der Schweizer Niederlassung des US-Medizintechnikunternehmens Stryker: «Die Ausbildung gefiel mir gut, weil ich gern strategisch und logisch denke.» Nach dem Lehrabschluss wechselte er direkt ins Militär, wo er als Büroordonnanz seine ersten Erfahrungen mit administrativer Arbeit sammelte. «Dies machte mir Spass und weckte mein Interesse.»
Nach dem Militär kehrte er in die Logistik zurück und absolvierte berufsbegleitend ein Handelsdiplom an der Migros Klubschule. «Dort wurden verschiedene Tätigkeitsfelder vorgestellt, unter anderem das HR, das mich sofort packte.» Ihm gefalle nicht nur der zwischenmenschliche Kontakt, sondern auch dessen strategische Bedeutung: «HR kann ein Unternehmen entscheidend voranbringen, indem es für die Mitarbeitenden klare Prozesse und Strukturen schafft. Das sorgt für mehr Effizienz und Produktivität bei grösserem Wohlbefinden der Mitarbeitenden – genau das ist es, was mich fasziniert.»
2015 startete er seine Karriere im HR-Bereich bei der Global Petroprojects Services AG in Zürich als HR-Sachbearbeiter. «Die Stelle war jedoch nicht wirklich mein Ding», gesteht er. Deshalb wechselte er nach einem Jahr zu Rockwell Automation in Aarau: «Das war ein Toparbeitgeber, bei dem ich tief ins HR eintauchen konnte.» Zudem bereitete ihn diese Position optimal auf seine heutige Tätigkeit vor, auch wenn sie auf einem anderen Level angesiedelt war.
Danach führte ihn sein Weg weiter zu den Universitären Psychiatrischen Diensten in Bern. Parallel erwarb er an der FHNW den HR-Fachausweis. Anschliessend übernahm er beim Kaffeemaschinenhersteller Schaerer Ltd. in Zuchwil verschiedene HR-Funktionen: «Besonders interessant war dort die Kombination aus HR-Projektarbeit und der spezifischen Betreuung des Logistikpersonals, zumal ich selbst aus diesem Bereich komme.»
Nach einem Zwischenspiel bei der AFV Beltrame Group in Gerlafingen, die derzeit wegen der möglichen Schliessung ihres Stahlwerks in den Medien ist, wechselte Styner 2023 als Personalleiter EMEA zu Power Integrations. «Meine Vorgängerin sprach mich an, ob mich ihre Stelle interessieren würde. Die Gespräche mit dem Hauptsitz in den USA waren sehr positiv, und da sich bei meinem damaligen Arbeitgeber die Stahlkrise abzeichnete, fiel mir die Entscheidung für den Wechsel leicht.»
Gleichzeitig begann er mit der einjährigen Weiterbildung als HR Leiter NDS HF an der AKAD, die er vor zwei Monaten erfolgreich abschloss. «Mit meinen Klassenkameradinnen und -kameraden, auch aus früheren Weiterbildungen, stehe ich nach wie vor in Kontakt – unter anderem haben wir Klassenchats, über die wir uns laufend zu HR-Fragen austauschen. Das ist sehr hilfreich, zumal wir so unser Wissen und unsere Erfahrungen austauschen können.»
Ausgleich durch Joggen und Science-Fiction
Neben seiner Arbeit findet Dominic Styner Ausgleich in Hobbys wie Joggen und Gartenarbeit. «Ich habe vor zwei Jahren mit dem Joggen angefangen und liebe es, frühmorgens eine Runde zu drehen, besonders wenn ich aufgrund der Zeitverschiebung zu den anderen Regionen am Abend länger arbeiten muss.» Zudem liest er gern Science-Fiction-Romane, eine Leidenschaft, die ihn schon lange begleitet.
Schwierige Suche nach Fachkräften
Bei Power Integrations trägt Dominic Styner die Verantwortung für die operative Betreuung der derzeit 127 Mitarbeitenden in Europa – ein zentraler Teil der insgesamt etwa 850 Mitarbeitenden weltweit. Zusätzlich fungiert er als strategischer HR-Sparringspartner für die Direktorinnen und Direktoren sowie Managerinnen und Manager im gesamten EMEA-Raum.
«Die grösste Herausforderung in meiner Funktion ist das Finden von genügend Fachkräften», sagt Styner. «Das ist zwar eine der grössten Knacknüsse für fast alle HR Professionals, aber im Bereich Halbleiter und Elektrotechnik ist die Aufgabe besonders anspruchsvoll, da es sich um hoch spezialisierte Fachkräfte handelt.»
In der Schweiz gestalte sich die Suche besonders schwierig, während sie in Deutschland etwas einfacher sei, da Deutschland ein einfacheres Verfahren für die Anwerbung von Talenten aus Drittstaaten hat, was in der Schweiz aufgrund strengerer Einwanderungsregelungen zu einer zusätzlichen Herausforderung wird. Daher werde für den Schweizer Standort überwiegend auf europäischer Ebene rekrutiert.
«Unser wichtigstes Rekrutierungsinstrument ist unsere Firmenwebsite», erklärt Styner. «Darüber hinaus betreibe ich Active Sourcing auf LinkedIn und arbeite mit externen Headhuntern zusammen, die auf unseren Fachbereich spezialisiert sind.» Ein grosser Vorteil von Power Integrations auf dem Arbeitsmarkt sei, dass nicht nur produziert, sondern auch entwickelt wird.
«Hinzu kommen unsere flachen Hierarchien – allein in der Schweiz gibt es fünf Direktorinnen und Direktoren, die direkt in die USA berichten – und eine sehr agile Organisationsstruktur. Unsere Mitarbeitenden übernehmen oft mehrere unterschiedliche Aufgaben, können in verschiedenen Projekten mitwirken und sich weitgehend selbst managen.» Diese besondere Dynamik und Vielfalt am Arbeitsplatz sei ein klarer Vorteil bei der Gewinnung neuer Talente.
Gute Zusammenarbeit mit der Zentrale
Die Zusammenarbeit mit dem Headquarter in Kalifornien beschreibt er als reibungslos und produktiv. «Ich habe wöchentlich ein Eins-zu-eins-Meeting mit der HR-Direktorin. Dabei besprechen wir aktuelle Themen, und ich halte sie über Entwicklungen in Europa auf dem Laufenden.» Zusätzlich gebe es alle zwei Wochen ein eineinhalbstündiges HR-Staff-Meeting, an dem alle HR-Managerinnen und -Manager aus den Regionen Nordamerika, Asien, dem Pazifik-Raum und Europa teilnehmen. «Wir tauschen uns aus über die Anzahl der Mitarbeitenden, Kündigungen, laufende Projekte und andere aktuelle Themen», erklärt er. «Das ist nicht nur hilfreich, sondern auch sehr spannend, da man so ein globales Verständnis für die HR-Herausforderungen und Erfolge der anderen Regionen gewinnt.»
Kulturelle Vielfalt als Stärke
Die Belegschaft von Power Integrations in der Schweiz ist international und vielfältig zusammengesetzt. «Wir haben Kolleginnen und Kollegen aus Deutschland, Polen, Schweden, Italien und vielen anderen Ländern», berichtet Styner. «In unserer Kantine unterhalten sich alle selbstverständlich auf Englisch – ganz ohne Vorgaben oder Vorschriften. Das spiegelt den starken Zusammenhalt und die gute Zusammenarbeit in unserem Team wider», sagt er.
Um beides grenzüberschreitend zu stärken, lädt Power Integrations dieses Jahr sämtliche Mitarbeitenden in Deutschland zum Weihnachtsessen in die Schweiz ein. «Die Rückmeldungen waren durchweg positiv. Es ist für viele eine Gelegenheit, Kolleginnen und Kollegen endlich mal persönlich kennenzulernen und sich als Teil des Ganzen zu fühlen», so Styner.
Weiter hat er in diesem Jahr ein Programm ins Leben gerufen, das die Führungskräfte als wichtigsten Treiber einer starken Unternehmenskultur einbindet. Im Zentrum stehen Peer-to-Peer-Meetings für alle Second-Level-Managerinnen und -Manager, also jene Führungskräfte, die direkt Mitarbeitende betreuen, jedoch nicht auf Direktionsebene sind.
«Wir definieren jeweils im vorherigen Meeting ein Thema, und die Teilnehmenden erarbeiten dazu konkrete Ansätze und Lösungen», erklärt Styner. Daraus resultiere ein besserer Austausch zwischen den Führungskräften. «Wir hatten beispielsweise Vorgesetzte im UK, die Teams in der Schweiz leiten, aber nicht wussten, dass es hier Kolleginnen und Kollegen gibt, bei denen sie Rat einholen können.»
Ebenso führte Styner zwei lokale All-Hands-Meetings pro Jahr ein. «Dort präsentieren die Direktorinnen und Direktoren in Europa den Teams, woran sie arbeiten, und schaffen so Common Goals. Zudem sehen die Mitarbeitenden, dass sie oft an denselben Projekten arbeiten und in welche Richtung sich das Unternehmen entwickelt.»
Foto: Aniela Lea Schafroth
Kooperativer Führungsstil
Als Vorgesetzter legt Dominic Styner grossen Wert auf Vertrauen und Eigenverantwortung: «Mein Führungsstil ist kooperativ. Ich ermutige meine Mitarbeitenden, eigenständig zu denken und Verantwortung zu übernehmen. Denn Mikromanagement mag ich nicht.» Fehler sehe er denn auch nicht als Problem, sondern als Chance: «Fehler zu machen, ist positiv, solange man daraus lernt und wächst.»
Den engen Austausch mit den Mitarbeitenden stelle er sicher, indem er regelmässig die verschiedenen Standorte in Europa besuche. «Dies um die Stimmung aufzunehmen und offene Themen zu besprechen. So bekomme ich ein direktes Feedback und sehe, ob irgendwo der Schuh drückt.»
Für die Mitarbeitergespräche gebe es einen standardisierten, globalen Prozess, der vom Hauptsitz entwickelt wurde. «Dieser sieht jährlich drei Gespräche mit den Vorgesetzten vor: das Focal Review zum Jahresbeginn sowie ein Mid-Year- und ein End-Year-Review», erklärt er.
Aktuell befinde man sich in der Phase der End-Year-Reviews, bei denen die Leistung und Zielerreichung des vergangenen Jahres bewertet werden. Der gesamte Prozess werde über ein zentrales System gesteuert. «Die Führungskräfte erhalten automatisch eine Benachrichtigung mit der Aufforderung, ihre Gespräche durchzuführen – inklusive der nötigen Unterlagen und der nächsten Schritte», erläutert Styner. E
r selbst mische sich nicht direkt ein, «ausser es gibt ein konkretes Problem, das bei der Bewertung auffällt». Sobald eine Bewertung im System hinterlegt sei, erhalte er eine Aufforderung, diese zu prüfen. «Ich muss somit immer insgesamt 127 Bewertungen anschauen, analysieren und genehmigen.»
HR-Reglemente harmonisiert
Das wohl wichtigste Projekt, das Dominic Styner seit seinem Start bei Power Integrations umgesetzt hat, ist die Einführung umfassender Reglemente für alle europäischen Standorte, die eine einheitliche und rechtlich fundierte Basis für die HR-Prozesse schaffen. «Ich bin zunächst das Schweizer Reglement durchgegangen», erklärt er, «und habe die Lücken, etwa bezüglich des neuen Datenschutzgesetzes, geschlossen. Zudem habe ich Punkte wie unser Mitarbeiter-Empfehlungsprogramm integriert und alles in eine klar strukturierte Form gebracht.»
Danach passte er die Reglemente der anderen Länder wo nötig an die jeweilige Gesetzgebung an. Dabei legte er besonderen Wert auf eine Vereinheitlichung: «Es war mir wichtig, eine identische Grundstruktur zu schaffen, da wir in der Schweiz Vorgesetzte haben, die Mitarbeitende in Deutschland oder in UK führen.»
Er habe bewusst mit dem Schweizer Reglement begonnen, weil er sich hier bereits gut auskannte. «Danach habe ich mich dem deutschen gewidmet und mich auf verschiedenen Plattformen informiert, was die wichtigsten Vorgaben sind.» Weitere Länder folgten.
Ein Vorteil sei gewesen, dass Power Integrations in jedem Land, in dem es tätig ist, über eine juristische Ansprechperson verfügt. «Wir prüften zusammen, ob im jeweiligen Reglement noch etwas fehlt, und nahmen entsprechende Anpassungen vor.» Danach machte er sich an die Ausarbeitung und liess die neuen Reglemente nochmals auf die Gesetzmässigkeit kontrollieren, bevor er sie einführte.
Gleichzeitig führte Styner ein neues Zeiterfassungssystem für die Schweiz ein. «Dieses vereinfacht die Genehmigungsprozesse für unsere Vorgesetzten in Übersee erheblich, da es die gesetzlichen Vorgaben der Schweiz, etwa in Bezug auf Pausenabzüge und andere arbeitsrechtliche Details, berücksichtigt.» Dieselbe Lösung übernahm er dann in Deutschland, natürlich angepasst auf die dortigen Reglemente und gesetzlichen Vorgaben. Als nächstes sind nun die Niederlande an der Reihe.
Einen positiven Beitrag zur Zukunft leisten
Mit seiner Mischung aus strategischem Denken, digitaler Kompetenz und menschlichem Führungsstil zeigt Dominic Styner, wie moderne HR-Arbeit gestaltet werden kann – mit klarem Fokus auf Effizienz, Innovation und Zusammenarbeit. Für zusätzliche Motivation sorgt dabei der Purpose des Unternehmens: «Power Integrations entwickelt Produkte, die weltweit den Energieverbrauch bei gleicher Leistung reduzieren. Es ist ein tolles Gefühl, Teil eines Teams zu sein, das somit einen wichtigen positiven Beitrag zur Zukunft leistet.»