Bernhard Piller: «Nichts gegen First Class generell, aber nicht beim Fliegen. Wie wäre es zum Beispiel mit First-Class-Reisen im Zug?»
Zugegeben, Fliegen kann schön sein – vor allem ist es einfach praktisch. Und die Zahlen zeigen: Trotz Klimaschutzdebatte wird Fliegen immer beliebter und Flugreisen nehmen Jahr für Jahr zu. Speziell Schweizerinnen und Schweizer sind extreme Vielflieger, und es werden immer mehr. Der Flugpassagierzuwachs liegt in der Schweiz bei jährlich gut drei Prozent. Im Vergleich zu unseren Nachbarländern besteigen wir somit doppelt so häufig ein Flugzeug.
Aber Fliegen ist vor allem auch das klimaschädlichste Massenverkehrsmittel: Weltweit trägt es rund fünf Prozent zur Erderwärmung bei, in der Schweiz sind es gar 18 Prozent. Geht diese Entwicklung ungebremst weiter, wird der Luftverkehr in der Schweiz bis im Jahr 2030 zum grössten Treiber des Klimaeffekts. Fortschritt bedeutet deshalb heute, intelligent zu reisen, statt Vielfliegerei zu betreiben.
Nichts gegen First Class generell, aber nicht beim Fliegen. Wie wäre es zum Beispiel mit First-Class-Reisen im Zug? Wer schon mal im komfortablen Nachtzug in einem Schlafwagenabteil inklusive Dusche von Zürich nach Berlin gefahren ist, weiss wovon ich spreche. Sollte es dennoch nicht anders gehen, empfehle ich folgende Regeln:
- Economy fliegen: Je mehr Menschen in einem Flieger sitzen, desto umweltfreundlicher ist er. Gemäss Emissionsrechner von www.atmosfair.de entstehen bei einem Flug in der Business Class zweimal so viel respektive in der First Class fast zweieinhalbmal so viel Emissionen wie bei der Economy Class.
- Direktflüge buchen: Sie sind aus zwei Gründen klimafreundlicher als Umsteigeverbindungen: Es wird nur einmal gestartet und es gibt keinen «Umwegflug».
- Auf moderne und neuere Flugzeuge achten: Sie sind üblicherweise effizienter und zumindest etwas umweltschonender.
- Charterflüge wählen: Sie haben eine geringfügig bessere Bilanz als Linienflüge.
Und was ist generell zu tun? Sie könnten sich für die Einführung einer progressiven Flugticket-Abgabe einsetzen, denn insbesondere Zwischenlandungen müssten hoch besteuert werden. Vermeiden Sie ausserdem Flüge unter 1000 Kilometern Distanz. Diese müssten mittels intelligentem Mix aus ökonomischen Massnahmen und Verboten unterbunden werden. Beispielsweise, dass solche Flüge nur alle paar Jahre erlaubt sind.
Und zu guter Letzt: Überlegen Sie sich bei jedem Flug, ob er wirklich notwendig ist. Gerade bei Geschäftsreisen gibt es häufig die fantastische Alternative namens Videokonferenz.