Gleich, gleicher, am gleichsten?
Die Sprache transportiert neben der beabsichtigten Botschaft auch eine Haltung, eine Einstellung. Dies gilt auch in Bezug auf die Gleichstellung von Frauen und Männern. Frauen und Männer sollen sprachlich als gleichberechtigte und gleichwertige Personen behandelt werden. Dafür gibt es verschiedene Möglichkeiten.
Wenn wir schon Männer und Frauen ansprechen, warum dann nicht auch «wörtlich»? (Bild: 123RF)
Die sprachliche Gleichstellung ist ein kontroverses Thema. «Haben wir nicht andere Probleme auf dieser Welt?», fragte ein Kursteilnehmer kürzlich in die Runde und eine Teilnehmerin setzte noch einen Scherz obendrauf: «Man sagt ja auch nicht ‹Liebe Mitglieder und Ohneglieder.›» Haha. Aber gerade dieses Beispiel zeigt das tiefe Niveau, auf dem die Gleichstellung in der Sprache oft diskutiert wird.
«In diesem Text wird der Einfachheit halber nur die männliche Form verwendet. Die weibliche Form ist selbstverständlich immer miteingeschlossen», steht oft auf der ersten Seite – zum Beispiel in Personalhandbüchern und Verträgen. Männer würden wahrscheinlich ziemlich irritiert reagieren, wenn der Einfachheit halber nur die weibliche Form verwendet würde. Die Sprache transportiert neben der beabsichtigten Botschaft auch eine Haltung, eine Einstellung weiter. Dies gilt auch in Bezug auf die Gleichstellung von Frauen und Männern. Und vor allem: Wenn wir schon Männer und Frauen ansprechen, warum dann nicht auch «wörtlich»?
In der modernen Korrespondenz gibt es kein Wenn und Aber. Frauen und Männer sollen sprachlich als gleichberechtigte und gleichwertige Personen behandelt werden. Frauen sollen also immer mit femininen, Männer mit maskulinen Personenbezeichnungen benannt werden. Bei gemischten Gruppen kommen Doppelformen oder neutrale Bezeichnungen zur Anwendung.
Dafür gibt es die folgenden Möglichkeiten:
Paarformen
Wenn Frauen und Männer gemeint (oder möglich) sind, werden Paarformen verwendet:
- Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
- Studentinnen und Studenten
- Teilnehmerinnen und Teilnehmer
Um den Lesefluss nicht zu stören, ist oft ein Komma besser: Studenten, Studentinnen müssen sich für den Vortrag anmelden. Der Präsident, die Präsidentin kann für bestimmte Aufgaben Delegierte einsetzen. Und ja: Nicht immer hat die weibliche Form Vortritt. Der Satz tönt mit der männlichen Form voran manchmal besser. In der gesprochenen Sprache werden übrigens immer die Vollformen verwendet (Studentin, Student).
Neutrale Formen
Bei Platzknappheit, oder wenn es von der Tonalität des Satzes her Sinn macht, werden neutrale Formen verwendet:
- Ansprechpersonen
- Mitarbeitende
- Studierende
- Teilnehmende
Umschreibungen
Etwas anspruchsvoller ist die Umschreibung, damit auf Paarformen oder neutrale Bezeichnungen verzichtet werden kann:
- Wer Teilzeit arbeitet
- (statt: Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die Teilzeit arbeiten)
- Wir suchen eine teamfähige und erfahrene Person
- (statt: Wir suchen eine/n erfahrene/n und teamfähige/n Mitarbeiter/in)
- Alle, die den ersten Kurs besucht haben
- (statt: Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die den ersten Kurs besucht haben)
Kurzformen
Kurzformen mit Schrägstrich (Dozent/in) sollten nur bei Platzknappheit verwendet werden – weil es typografisch hässlich und schwer lesbar ist. Das Gleiche gilt für DozentIn. Auch das ist veraltet und unschön, auch wenn einige Medien noch immer eisern daran festhalten.
Dieser Artikel ist zuerst erschienen bei Miss Moneypenny.