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Google for Jobs vs. Facebook Jobs

Die Markteintritte von Google for Jobs sowie Facebook Jobs könnten den Recruiting-Bereich in seinen Grundfesten erschüttern. Was davon zu halten ist, erläutert Fachexperte Christof Artho in seinem Gastbeitrag.

Google weiss schon viel über Sie. Aber Google will noch mehr wissen. Das Sammeln von Daten dürfte deshalb das treibende Interesse hinter der Lancierung von Google for Jobs sein. Die direkte Monetarisierung spielt eine untergeordnete Rolle, weshalb vorerst alle Dienste kostenfrei sind.

Die Jobsuche beginnt für etwa die Hälfte aller Stellensuchenden bei Google. In ähnlichem Stil wie Google Flights kommt nun eine neue Suchfunktion, die für Jobsuchende geeignete Stelleninserate finden soll. Im Juni 2017 wurde Google for Jobs in den USA lanciert und seither in 13 weiteren Ländern ausgerollt. Der Startpunkt in der Schweiz ist noch unbekannt. Von herkömmlichen Jobplattformen unterscheidet sich 
Google for Jobs insofern, als dass man Stelleninserate nicht aufschalten kann, sondern sie von Google finden lassen muss. Diese müssen zwingend online verfügbar und mit einem sogenannten «Markup» versehen sein, damit Google sie überhaupt findet.

Kreativität ist nicht immer gefragt

Ein Stelleninserat darf gemäss Google-Guidelines keine Floskeln enthalten, sondern muss kurz und prägnant beschreiben, was effektiv gesucht wird. Der Jobtitel sollte zudem aussagekräftig sein und nur die ausgeschriebene Stelle bezeichnen – und nicht noch das Arbeitspensum und den Arbeitsort angeben. Abkürzungen und kreative Stellenbezeichnungen sind unbedingt zu vermeiden.Ausserdem sind folgende Punkte tabu:

  • 
Einträge zum Einsenden von Lebensläufen, mit welchen Informationen zu Kandidaten erfasst werden, obwohl derzeit kein Personal eingestellt wird.
  • 
Werbung für Unternehmen, die als Stellenausschreibung getarnt ist.
  • 
Ausschreibungen für eine Stelle, die nicht mehr offen ist (abgelaufene Bewerbungsfrist).

Wespennest Lohntransparenz

Wissen Sie, wieviel Ihr bester Freund verdient? Wohl kaum. Der Lohn ist in der Schweiz ein Tabuthema. In dieses Wespennest wird Google for Jobs stechen, sobald es in der Schweiz anläuft. Zwar ist eine Lohnangabe beim Inserieren optional, Google eröffnet Dritten aber die Möglichkeit, eine Lohnprognose in einem Inserat aufzuschalten. Wer nicht möchte, dass Aussenstehende Angaben zum potenziellen Lohn machen, sollte einen Richtwert angeben. Diese Funktion verdient eine besondere Aufmerksamkeit, denn sie könnte den schweizerischen Rekrutierungsmarkt massgeblich verändern.

Google for Jobs dürfte den Stellenmarkt, wie wir ihn kennen, auf den Kopf stellen. Einzelne Jobplattformen sind auf den bevorstehenden Wandel vorbereitet und können den Einstieg in Google for Jobs erfolgreich gestalten. Wenn die neue Suchfunktion in der Schweiz lanciert wird, sollten Unternehmen aber darauf vorbereitet sein. Da technisches Know-how gefragt ist, empfiehlt es sich, Hilfe von Experten anzunehmen.

Facebook tut sich schwer

Facebook Jobs soll Bewerbungs- sowie Recruiting-Prozesse vereinfachen. Und tatsächlich: Das Tool ist einfach und schnell zu bedienen. Mit wenigen Klicks können Arbeitgeber auf Facebook eine Stelle ausschreiben. Arbeitgeber müssen sich über die Platzierung, den Inhalt oder das Inserate-Layout keine Gedanken mehr machen. Das Gleiche gilt für Bewerbende. Sie müssen sich nicht mehr länger den Kopf über das Bewerbungsdossier zerbrechen, sondern lediglich das Bewerbungsformular ausfüllen.

Sind die Zeiten also vorbei, in denen Stelleninserate übersehen werden, weil sie in einem schlechten Layout daherkamen? Scheitern Bewerbungen nicht mehr aufgrund von Tippfehlern im Motivationsschreiben? Die standardisierten Bewerbungs- und Inserierungsformulare sind jedenfalls ein augenfälliges Merkmal des neuen Facebook-Tools. Äusserlichkeiten werden durch diese Formulare in den Hintergrund gedrängt und das Hauptaugenmerk auf das Wesentliche gelenkt.

Bewerben mit Facebook-Profil?

Facebook Jobs ist so einfach und schnell zu bedienen, weil es in die Facebook-Welt integriert ist. Die ganze Kommunikation zwischen Bewerbern und Recruitern läuft über Facebook ab. Das birgt einige Stolpersteine: Wer möchte sich mit seinem Facebook-Profil bewerben? Auf der Plattform werden eher private Aktivitäten geteilt, während mit Xing oder Linkedin soziale Medien bestehen, die sich auf die Arbeitswelt spezialisiert haben. Für Recruiter bringt die Facebook-Kommunikation einen Mehraufwand mit sich und Firmen benötigen einen Business-Account sowie eine Unternehmens-Facebookseite, um ein Inserat aufschalten zu können.

Facebook Jobs dürfte es schwer haben. Zwar vereinfacht das Tool den Bewerbungsprozess und gestaltet ihn fairer, das Gesamtkonzept ist aber nicht genügend ausgereift, um bestehende Strukturen ins Wanken zu bringen.

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Christof Artho ist Online Marketing Manager bei der Thalwiler jobchannel AG mit über 150 Jobplattformen.

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