HR Today Nr. 1&2/2017: Arbeit & Wohnen

Heisses Pflaster für Expat-Wohnungen

Im Ballungsgebiet Zürich unterhalten vor allem internationale Grossfirmen eigene Betriebswohnungen. Relocation-Spezialistin Katharina Kägi über die aktuellen Trends in der Unterbringung von Expats.

Frau Kägi, als Relocation-Spezialistin beschäftigen Sie sich mit der Unterbringung von ausländischen Mitarbeitenden. Welche Entwicklungen beobachten Sie im Markt und welche Trends zeichnen sich ab?

Katharina Kägi: Unternehmen aus der Consulting- und Finanzbranche haben die Zahl ihrer Betriebswohnungen reduziert und das Risiko von Überkapazitäten auf externe Anbieter verlagert, während einige international tätige Industrieunternehmen mit mehreren tausend Arbeitsplätzen in der Agglomeration von Zürich noch auf eigene Betriebswohnungen setzen. Zum Beispiel für die kurz- und mittelfristige Unterbringung von IT-Spezialisten aus Indien oder Fachkräften aus dem Fernen Osten, die oft in ganzen Teams anreisen. Mehrfamilienhäuser mit Betriebswohnungen sind oft noch im Besitz der Unternehmen, wobei der vorhandene Wohnungsbestand durchschnittlich 60 bis 70 Prozent des Bedarfs entspricht. Betriebswohnungen sind für den Arbeitgeber besonders günstig, wenn sie regelmässig belegt sind. Um diese Rentabilität zu erreichen, braucht es beim Immobilienkauf jedoch einen langfristigen Investitionshorizont von etwa zehn Jahren. Um Spitzen abzudecken, mieten immobilienbesitzende Firmen möblierte Wohnungen zu. Für rasch wachsende Firmen kommen Betriebswohnungen nicht in Frage, weil diese ihre Standortfrage immer wieder klären müssen.

Was sind für Sie die wesentlichen Vorteile betriebseigener Wohnmöglichkeiten und was muss dabei beachtet werden?

Es gab schon einen Fachkräftemangel, als die Firma Rieter 1852 in Winterthur als erstes Schweizer Unternehmen Arbeiterwohnsiedlungen errichtete. Die Arbeitskräfte, die Rieter für die Produktion aus Italien und anderen Ländern holte, wurden zusammen mit ihren Familienangehörigen in kleinen Wohnungen untergebracht, wo sie mit ihrem niedrigen Lohn vergleichsweise komfortabel leben konnten. Im Rückblick erwiesen sich diese Häuser als gute Kapitalanlage, wurden sie doch häufig auf damals noch freien, günstig erworbenen Feldern errichtet und über die Jahre hinweg gehalten. Zudem ist auch die einfache Verfügbarkeit der Wohnungen vorteilhaft, so dass HR-Verantwortliche wichtige Fachkräfte ohne das Zutun von Drittfirmen rasch und unbürokratisch unterbringen können.

Was sind die Nachteile?

Die Abhängigkeit der Mitarbeitenden zur Firma ist höher. Das kann für beide Seiten unliebsame Folgen haben, etwa bei einer Kündigung. Auch könnte Privates zur Firma durchdringen. Andererseits haben Betriebswohnungen für eher unqualifizierte Arbeitnehmende den Vorteil, dass sie die Wohnung auch dann bewohnen dürfen, wenn sie einen finanziellen Engpass erleiden, aber eine einvernehmliche Lösung mit dem HR finden können.

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Chefredaktorin, HR Today. cp@hrtoday.ch

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