Schneller Wechsel

Hohe Mitarbeiterfluktuation in schreibtischlosen Berufen: Strategien zur Stabilisierung

Fast ein Drittel der Mitarbeitenden in systemrelevanten Berufen im DACH-Raum hat 2023 den Job gewechselt. Niedrige Löhne, unterbesetzte Schichten und unsichere Arbeitsbedingungen treiben diese Entwicklung an. Wie können Unternehmen ihre Mitarbeitenden langfristig halten?

Mit 29 Prozent haben fast ein Drittel der Mitarbeitenden in systemrelevanten Berufen, wie dem Baugewerbe, der Gesundheitsbranche oder der Produktion, im DACH-Raum 2023 den Job gewechselt. Diese besorgniserregenden Zahlen gehen aus dem aktuellen Frontline Workforce Pulse Report der Mitarbeiter-App Beekeeper hervor. Weltweit liegt dieser Wert noch höher, bei bis zu 60 Prozent. Gerade bei dem anhaltenden Fachkräftemangel stellt dabei der Verlust von Mitarbeitenden eine grosse Herausforderung für Unternehmen dar. Ursachen der hohen Fluktuation

Aus dem Frontline Workforce Report geht hervor, dass etwa 30 Prozent aller operativen Mitarbeitenden bereits innerhalb der ersten 90 Tage eine Anstellung wieder kündigen. Ein für beide Seiten gleichermassen frustrierender Prozess. Nicht nur muss sich der oder die Angestellte erneut auf die Suche begeben, das verlassene Unternehmen hat hier bereits Zeit und Geld in das Recruiting, Onboarding, die Einarbeitung und anschliessend in das Offboarding gesteckt. Was sind also die Gründe dafür, dass die Arbeitskräfte, die gerade erst angetretene Stelle so schnell wieder verlassen?

Vor allem niedrige Gehälter, unterbesetzte Schichten und Sicherheitsbedenken am Arbeitsplatz zählen hier zu den grössten Stressfaktoren für operative Mitarbeitende. Die Studie zeigt, dass 49 Prozent der Arbeitenden in systemrelevanten Berufen niedrige Löhne als grössten Belastungsfaktor angeben. Auch unterbesetzte Schichten und mangelnde Arbeitsplatzsicherheit tragen erheblich zur Unzufriedenheit bei. Dazu kommt bei ausländischen Fachkräften die wenig bis gar nicht angegangene Sprachbarriere.

Kommunikationslücke zwischen Management und Mitarbeitenden

Nicht nur stellen die genannten Gründe eine hohe Belastung für die Angestellten dar, der Report zeigt ebenfalls, dass eine erhebliche Diskrepanz zwischen der Wahrnehmung des Managements und den tatsächlichen Problemen der Mitarbeitenden besteht. So wurden neben Angestellte jeweils das Management befragt, was sie glauben, was ihre Arbeitskräfte antworten würden. Das Ergebnis zeigt eine bedenkliche Diskrepanz, beispielweise bei der Frage nach den grössten Produktivitätskillern: Während das Management schlechte Arbeitsmoral, unklare Teamziele und fehlende Trainings als Hauptprobleme ansieht, nennen die Mitarbeitenden unterbesetzte Schichten, fehlende Anerkennung und mangelhafte teamübergreifende Kommunikation als grösste Hindernisse für Produktivität. Diese Entfremdung dürfte zusammen mit den teilweise schlechten Arbeitsbedingungen erheblich dazu beitragen, dass neue Angestellte das Unternehmen schnell wieder verlassen.

Was können Unternehmen tun?

Klar ist, dass gerade Unternehmen mit schreibtischlosem Personal noch auf unabsehbare Zeit mit den Problemen des Fachkräftemangels konfrontiert sein werden. Die beste Möglichkeit besteht deshalb darin, alle vorhandenen Abläufe so effizient wie möglich zu gestalten und somit die vorhandenen Ressourcen ideal einzusetzen. Dies erhöht nicht nur die Wirtschaftlichkeit, durch den Zeitgewinn erhöht sich ebenfalls die Zufriedenheit der Arbeitnehmenden.

Ebenfalls ein Schlüsselfaktor sind Fachkräfte aus dem Ausland – die jedoch barrierefrei in Arbeitsprozesse und die Unternehmenskultur integriert werden müssen. Verbesserte Kommunikation und Anerkennung über den gesamten Mitarbeiterlebenszyklus hinweg Eine offene und transparente Kommunikation ist entscheidend, um Missverständnisse und Unzufriedenheit zu vermeiden und ihnen vor allem über den gesamten Mitarbeiterlebenszyklus hinweg eine positive Erfahrung zu bieten. Arbeitgebende, die bei allen Arbeitsprozessen einen wertschätzenden Austausch mit den Angestellten pflegen, der positives Verhalten belohnt, verringern das Risiko von frühen Kündigungen drastisch. Möglichkeiten hierfür sind beispielsweise:

Kosteneffizientes Recruiting durch Mitarbeiterempfehlungen

Wer für das Anwerben einer Arbeitskraft eine Belohnung unter der Belegschaft ausschreibt, verringert nicht nur die Einstellungskosten, sondern schafft darüber hinaus eine positive Mitarbeiterbindung. Onboarding-Prozesse optimieren Gerade das Onboarding ist entscheidend, um Arbeitskräfte erfolgreich in die Prozesse und die Unternehmenskultur zu integrieren und somit eine frühe Kündigung zu verhindern.

Integration von KI

Künstliche Intelligenz ist nicht nur ein starkes Tool, um repetitive Aufgaben zu übernehmen, bei ihrem richtigen Einsatz hilft sie dabei Prozesse effizient zu gestalten und Sprachbarrieren abzubauen. So kann eine umfassende Übersetzungsfunktion dazu beitragen, dass Arbeitskräfte mit verschiedenen Muttersprachen problemlos kommunizieren können. Auch das Erstellen von Schichtplänen mithilfe einer KI kann dazu beitragen, Effizienz und Zufriedenheit zu erhöhen.

Wertschätzung durch Training und Feedback

Die Weiterbildung der Belegschaft hat mehrere Vorteile. Durch das Erlernen von weiterem Fachwissen steigt die Qualität der verrichteten Arbeit, gleichzeitig erhöht sich durch das Anbieten entsprechender Trainings die Bindung zu den Mitarbeitenden. Gerade für Kräfte aus dem Ausland können hier Sprachangebote dazu führen, dass eine Integration gelingt. Eine strukturierte, regelmässige Leistungsbeurteilung, die sich im Feedback auch mit den Stärken der Person beschäftigt, erzeugt dabei ein positives Umfeld, in dem Wertschätzung ebenfalls die Bindung zum Unternehmen erhöht.

Rückkehr-Quote durch Offboarding erhöhen

Wer das Offboarding lediglich als letzten, nötigen Schritt mit einer oder einem Angestellten sieht, vergibt Potenzial. Ein seriöses Gespräch mit vollumfänglichen Wissensaustausch schafft nicht nur durch eine bessere Startmöglichkeit für die Person, die die Stelle ersetzt. Auch erhöht ein positives Erlebnis am Ende der Zusammenarbeit die Chance, dass die Person bei einer zukünftigen Kündigung erneut den Arbeitgeber in Betracht zieht.

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Cristian Grossmann
Dr. Cristian Grossmann ist CEO und Mitgründer von Beekeeper. Bevor er Beekeeper gründete, arbeitete er für Accenture an internationalen Projekten im Bereich IT-Strategie für den Finanzsektor und den öffentlichen Sektor. Er studierte Chemieingenieurwesen und promovierte in Elektrotechnik.
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