HR im Wandel: Vom Kümmerer zum strategischen Partner
Neue Herausforderungen zwingen HR, sich zu verändern und zielgerichtet weiterzuentwickeln. Der Weg zur neuen Daseinsberechtigung ist jedoch unbequem.
Um den Wandel im Personalwesen betrachten zu können, müssen wir zunächst die aktuellen Herausforderungen im HR-Management beleuchten. Lange haben wir von der alternden Belegschaft und dem Fachkräftemangel geredet – heute stecken wir mittendrin.
Den Kunden Lösungen anbieten
Der Altersdurchschnitt in einigen Unternehmen in der Schweiz liegt bereits bei deutlich über 40 Jahren. In der Hightech- oder Software-Branche überschreiten die Besetzungszeiten zum Teil die kritische Grenze von sechs Monaten. Insgesamt spüren wir die zunehmende Geschäftsdynamik, die einerseits der Globalisierung, andererseits immer kürzeren Produkt- und Innovationszyklen geschuldet ist. Die HR-Arbeit kann dem nur mit einem proaktiven Management der Personalstrukturen begegnen.
Wichtig für die zukünftige Personalarbeit wird erstens das proaktive Handeln der Personaler sein. Historisch ist das HR-Management eher auftragsbezogen. Von Stellenbesetzung bis Altersteilzeit war die Rolle des Personalers verstanden als «Kümmerer» für Führungskräfte und Mitarbeiter. Er reagierte auf Bedürfnisse und Aufträge der «Kunden», war gefangen in operativen Themenstellungen. Dadurch ist in der Vergangenheit ein eher verstaubtes und teilweise auch negatives Bild des HR-Bereichs entstanden. Insbesondere wenn dieses «Kümmern» nicht den Vorstellungen der Linienverantwortlichen entsprach. In Zukunft wird es darum gehen, Bedürfnisse der «Kunden» zu antizipieren und ihnen unmittelbar Lösungen anzubieten, in denen sie ihre Rolle zugewiesen bekommen.
Zweitens wird die Arbeit des HR-Managements zunehmend strategischer, weil die Personalstrukturen in den Blickpunkt des Interesses rücken. Die Linienverantwortlichen in den einzelnen Geschäftsbereichen kommen nicht auf den Gedanken, ihre Bedarfe zu konsolidieren und langfristig zu planen – geschweige denn eine Lösung zu finden, die Nachfrage und Angebot erst einmal entkoppelt. Die Sicht auf mittel- bis langfristige Bedarfe und die damit verbundenen Risiken erfordert ein neues Verständnis der Rolle des Personalers.
Die HR-Rollen sauber definieren
Voraussetzung für eine solch strategische Rolle ist eine HR-Strategie, die eine Übersetzung der Unternehmens- und Geschäftsbereichsstrategie in das HR-Management ermöglicht. Die Notwendigkeit von Planung und strategischer Ausrichtung wird dazu führen, liebgewonnene Zöpfe abzuschneiden und gemeinsam mit dem Business das HR-Leistungsportfolio und die Rolle für die Personalarbeit klar zu definieren. So einfach das klingt, so gross ist jedoch der Change vom Kümmerer zum strategischen Partner im Personalbereich. Dieser Veränderungsprozess muss sorgsam begleitet werden und braucht Zeit. Es erfordert für jeden einzelnen Personaler die Fokussierung auf HR-Kernkompetenzen der Zukunft – insbesondere tiefes Verständnis der betriebswirtschaftlichen Zusammenhänge, Kundennähe und Flexibilität sowie hohe analytische Fähigkeiten in Bezug auf Kennzahlen und Auswertungen.
Andererseits bedarf es auch einer zukunftsfähigen HR-Organisation. Alte Organisationsmodelle müssen auf den Prüfstand und vor dem Hintergrund der künftigen Anforderungen neu gestaltet werden. Eine neue Organisationsform ist jedoch nicht der Weisheit letzter Schluss. Aktuelle Beispiele aus Unternehmen zeigen leider, dass allein die Veränderung der HR-Organisation nicht zum Ziel führt, sondern eher zu Verwirrung und Handlungsunfähigkeit. Dies ist besonders der Fall, wenn die notwendigen Voraussetzungen nicht geschaffen wurden, das heisst das Leistungsportfolio, die integrierten Prozesse und die HR-Rollen nicht sauber definiert wurden. Der Schlüssel liegt hier in einer sauberen Planung der zukunftsfähigen HR-Organisation sowie in gezielten Qualifizierungsmassnahmen für den gesamten HR-Bereich.
Die intensive Diskussion über die künftige Ausrichtung ist für das Business und die Personaler ungewohnt, aber dennoch essenziell. Es ist der Weg in eine zunehmend eigenständige «Daseinsberechtigung», die vor dem Hintergrund der aktuellen Herausforderungen und der direkten Auswirkungen für das Business extrem an Bedeutung zunimmt.