Talent Management

HR richtet sich immer konsequenter auf die Geschäftsbedürfnisse aus

Die Umfrage von HR Today Special zeigt, dass der allgemeine Wandel im HR keine leeren Worte sind, sondern in Unternehmen aktiv gelebt wird. Mit ganz unterschiedlichen Ansätzen. Fünf Personalverantwortliche geben Einblick in ihre HR-Entwicklung.

Eine «People MAP» 
unterstützt die 
Unternehmensziele

Manuel Portmann: «Bei der Compass Group Schweiz mit 2100 Mitarbeitern werden die kompletten HRM-Prozesse (Personalgewinnung, Administration, Freisetzung) an zwei Standorten, jeweils zentral in Kloten und Genf,. betrieben. Zurzeit beschäftigen wir total 18 Mitarbeitende in der HR-Abteilung, nur zwei davon in einer Management-Position.

Das HR hat in unserem personalintensiven Geschäft der Gemeinschaftsgastronomie eine zentrale Bedeutung und ist der Schlüsselfaktor, um die Unternehmensvision «Great People, Great Service, Great Results» zu erreichen und somit als eigenständiger Bereich in der Geschäftsleitung eingebettet.

Die Anforderungen an das HR im Unternehmen haben sich in den drei letzten Jahren von der HR-Rolle als administrativer Experte hin zum Change Agent entwickelt. HR tritt als Partner der Linie auf und hilft aktiv mit, die Unternehmensziele zu erreichen und die Aufgaben, die uns der Markt stellt, wahrzunehmen. HR erbringt einen echten Beitrag an die Wertschöpfung. Sämtliche HR-Aufgaben werden in einer unternehmensweiten, einheitlichen People MAP, einer Art Balanced Scorecard, geplant und gemessen.

Diese People MAP unterstützt genau die strategischen und operativen Ziele der Unternehmung und wird in folgenden fünf Bereichen geführt: Attract, Retain, Develop, Engage und Perform. Während der Phase, als HR noch mehr der administrative Experte war, wurden vornehmlich Aktivitäten in den Bereichen Perform und Attract umgesetzt. Heute konzentrieren wird uns mehr auf die Bereiche Develop und Engage.

Ich verfolge an beiden HR-Standorten den Ansatz «Central Services», was die Linie von möglichst vielen HR-Aufgaben entlasten soll, und «Single Point of Contact», was für rasche Wege und wenig Doppelspurigkeiten steht. Dies bietet den HR-Mitarbeitenden spannende und verantwortungsvolle Aufgaben mit hohen Anforderungen an ihre Kompetenzen, aber auch ein hohes Mass an Verantwortung. Innerhalb der relativ kleinen und schlanken HR-Abteilung sind die Entwicklungsmöglichkeiten im Bereich der Führungslaufbahn eher beschränkt. Die Entwicklung geschieht innerhalb von HR-Fachlaufbahnen. Diesem Bereich werden wir in Zukunft noch mehr Aufmerksamkeit schenken müssen.»

Jobrotation für den Führungsnachwuchs im HR

Christoph Müller: «Im HR der AXA Winterthur arbeiten für 4300 Mitarbeitende sowie 3000 im Aussendienst und bei anderen AXA-Einheiten tätige Personen insgesamt 140 HR-Profis. Um die unterschiedlichen Anspruchsgruppen kompetent und effizient betreuen zu können, teilt sich das HR in vier Bereiche auf: Zentral ist dabei die Rolle der Business Partner (HRBP) als Sparringspartner der Linie. Im Service Center haben wir die Standard-Prozesse zusammengefasst. Das Competence Center bündelt Know-how insbesondere in den Bereichen Entwicklung, Salär und Nebenleistungen sowie Diversity. Projektmanagement und Controlling sowie HR-Marketing und Kommunikation sind bei Management Services angesiedelt. Das HR ist sowohl in der Geschäftsleitung der AXA Winterthur als auch im globalen HR Committee der AXA-Gruppe vertreten.

Mit diesem Business-Modell stellen wir uns den Anforderungen, wie wir sie für die kommenden Jahre erwarten: Mit der demografischen Entwicklung werden weniger Nachwuchskräfte zur Verfügung stehen. Der Kampf um Fachkräfte hat bereits begonnen, weshalb es essenzieller wird, einen attraktiven Employer Brand vorzuweisen. Wegen des wachsenden Bedürfnisses nach mehr Nähe zur Linie und um strategisch nachhaltig agieren zu können, bilden wir unsere HRBP im Kerngeschäft weiter und betten sie in den Führungsteams der Linie ein. Wir automatisieren die HR-Prozesse und zentrieren unser Know-how, um effizienter sein zu können.

Know-how und Entwicklungsmöglichkeiten im HR spielen bei der Zukunftsausrichtung eine zentrale Rolle. Zurzeit setzen wir mehrere HR-Mitarbeitende in Jobrotation ein, um ihnen das Rüstzeug für Führung zu geben. Ausserdem fördern wir Karrierewege aus dem HR und ins HR, damit sich HR-Mitarbeitende Linien-Know-how aneignen und umgekehrt. Denn ein zukünftiger HR-Manager muss sein HR-Handwerk beherrschen, daneben aber auch wissen, mit welchen Herausforderungen die Linie konfrontiert ist.»

Neuausrichtung mit den Teams HR Talent und HR Excellence

Volker Stephan: «Bei ABB Schweiz arbeiten rund 90 Mitarbeitende im Personalbereich. Eine Prozessorganisation, die durch ein HR-Governance-Modell gestützt wird, stellt grösstmögliche Effektivität sicher. Den strategischen Rahmen gibt die globale People-Strategie des ABB-Konzerns vor. Auf allen organisatorischen Ebenen ist HR Mitglied des Managementteams und damit integraler Bestandteil strategischer Entscheidungen.

Bei ABB Schweiz ist das HR-Strategieteam unter Einbindung von Linienmanagern für die Definition der strategischen Projekte verantwortlich. Dieses muss Trends frühzeitig erkennen und durch gezielte Massnahmen adressieren. Kernthemen für die kontinuierliche Weiterentwicklung der HR-Funktion sind Excellence, externer Fokus und Innovation. Neben einem umfassenden Verständnis für das Business erfordert dies eine flexible und schlagkräftige Organisation. Dabei muss der «value added» im Fokus stehen. Letztlich misst sich der Erfolg von HR an dem nachhaltigen Erfolg des Business von ABB.

Um für künftige Herausforderungen fit zu bleiben, haben wir uns neu organisiert und etwa die Teams HR Talent und HR Excellence eingeführt. Bei HR Talent sind Global Mobility, Talent-Management und Resourcing zusammengefasst. Dadurch versprechen wir uns Synergien bei der Besetzung offener Stellen. HR Excellence kommt eine Art Querschnittfunktion zu: Hier sind Controlling, IS und Prozesse  angesiedelt. Wir haben Funktionen und Positionen mit regionaler Verantwortung etabliert, streben eine noch bessere kulturelle Durchmischung der HR-Teams im Sinne von Diversity an und fördern ein Denken über die Geschäftsbereichsgrenzen hinaus.

In einem international operierenden Unternehmen wie ABB Schweiz ist dies unabdingbar. Gerade in einer Zeit, da der «War for Talents» wieder begonnen hat, kann innovative HR-Arbeit einen Wettbewerbsvorteil schaffen. Die Neuausrichtung von HR hat für unsere Mitarbeitenden attraktive Karrieremöglichkeiten zur Folge. Wir identifizieren frühzeitig HR-Talente und fördern diese länderübergreifend. Globale HR Talent Pools nutzen wir, um internationale Karrierewege auch im HR verstärkt auszubauen.»

Personalleitbild als Basis für eine klare Ausrichtung

Franziska Zimmermann-Rohr: «Der Druck auf die Linienverantwortlichen nimmt stetig zu. Ein hoher Kostendruck, zunehmende Vorgaben zu Kontroll- und Führungsinstrumenten oder stetig wachsende Erwartungen der Kundinnen und Kunden sind die häufigsten Ursachen. In einem solchen Arbeitsumfeld wird es immer wichtiger, dass die HR-Abteilung als Dienstleisterin und Beraterin für Führungskräfte, Mitarbeitende und politische Gremien einen Mehrwert erbringt.

Der Spagat zwischen der Schaffung eines Mehrwerts und den politischen wie rechtlichen Vorgaben und Einschränkungen ist für das HR in einer öffentlichen Verwaltung nicht immer einfach. Deshalb gilt es umso mehr, den Linienverantwortlichen rechtzeitig qualitativ hochstehende, einfach handhabbare Instrumente zur Verfügung zu stellen und die Anstellungsbedingungen trotz knapper Mittel attraktiv zu gestalten.

Mit dem Personalleitbild und der Personalstrategie hat die Stadt Bern die ideale Basis für eine klare Ausrichtung der Personalarbeit und für eine optimale Abstimmung der verschiedenen Instrumente gelegt. Dies ermöglicht dem HR eine gezielte Begleitung der Linienverantwortlichen und Mitarbeitenden.

Das bedeutet, es braucht gut ausgebildete Mitarbeitende, die idealerweise auch in anderen Funktionen Erfahrungen sammeln konnten und dadurch die Linienbedürfnisse kennen. Der enge Kontakt mit der Linie und die Akzeptanz des HR sind absolut zentrale Voraussetzungen, damit gute Lösungen erarbeitet werden können. Daneben sind eine hohe Flexibilität bezüglich neuer Themen und eine rasche Auffassungsgabe gefragt. Wie in anderen Funktionen wird man auch im HR immer mehr von der klassischen vertikalen Laufbahn wegkommen und vermehrt als Spezialistin oder Spezialist mit hoher Beratungskompetenz einen wichtigen Teil zur Aufgabenerfüllung in einer Organisation beitragen. Die Einstimmung auf immer neue Themen und Schwerpunkte in der Personalarbeit macht eine Funktion im HR auch in Zukunft attraktiv.»

Prozessgestaltung: 
standardisiert und dynamisch zugleich

Ursula Meier-Bergundthal: «Das HR für die Valiant-Gruppe mit rund 1000 Mitarbeitern ist organisatorisch in der Valiant Holding angesiedelt und berichtet direkt an den CEO. Zurzeit arbeiten im HR etwa 25 Personen in den Bereichen Personalmanagement (Rekrutierung/Business Partner), HR Services (Compensation, Benefits, Administration und HR-Systeme), Organisations- und Personalentwicklung (inklusive Aus- und Weiterbildung) sowie im Bereich Bankservices für Mitarbeitende. Als Mitglied der erweiterten Konzernleitung bin ich bei allen Sitzungen der Konzernleitung und der Geschäftsleitungen der Tochterbanken dabei. Dies ermöglicht es mir, den Handlungsbedarf für unser HRM direkt abzuleiten – sei dies nun bei operativen sowie strategischen Themen.

Nach der jahrelangen Wachstumsphase von einer Regionalbank zur Präsenz in 11 Kantonen folgt nun eine Konsolidierungsphase, in welcher der Fokus vor allem sehr stark darauf gelegt wird, Strukturen und Prozesse innerhalb der Gruppe zu optimieren. Aufgaben und Funktionen werden neu und einheitlich definiert. Entsprechend braucht es teilweise neue, andere oder ergänzende Kompetenzen und Fähigkeiten. Die Herausforderung liegt heute vor allem darin, eine zunehmend komplexere Organisation gesamtheitlich zu erfassen und entsprechende Lösungen zu erarbeiten.

Integrative und professionelle HR-Prozesse sind eine wichtige Grundvoraussetzung dafür. Die zukünftige Herausforderung liegt für mich darin, diese komplexen Prozesse standardisiert und trotzdem dynamisch so zu gestalten, dass wir jederzeit fit sind, uns den sich zum Teil schnell verändernden Geschäftsbedürfnissen anzupassen. Im Verhältnis zu anderen Unternehmen ist unsere HR-Abteilung relativ klein und die Karrieremöglichkeiten sind innerhalb unseres Bereichs eingeschränkt. Wir unterstützen die Mitarbeiter, ihr Fachwissen entweder im Banking oder im HR laufend zu erweitern.»

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