HR Management von morgen: Trends, die bleiben werden
Müssen sich Schweizer Arbeitgebende auf die «Great Resignation» vorbereiten und wird Homeoffice zur neuen Normalität? Wie veränderte sich das HR Management seit dem Ausbruch der Pandemie? Die wichtigsten Erkenntnisse aus der aktuellen CRANET-HRM-Studie.
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Im Gegensatz zu den USA haben Schweizer Arbeitgebende offenbar keinen Grund, infolge abflachender Pandemiekurve eine «Great Resignation» zu befürchten. Die freiwillige Fluktuation ging in der Schweiz im Vergleich zur letzten CRANET-Erhebung im Jahr 2014 sogar zurück und liegt bei durchschnittlich 7 Prozent.
Allerdings zeigen die Daten, dass sich die Arbeitsmodelle dramatisch verändern und sich neue Ansätze etablieren. Beispielsweise der Trend zur Homeoffice-Arbeit. Der Umfrage zufolge bieten heute 96 Prozent der Unternehmen die Möglichkeit, remote zu arbeiten. Bei einem Fünftel (21 Prozent) arbeitet über die Hälfte der Mitarbeitenden im Homeoffice.
Das instabile wirtschaftliche Umfeld brachte die Unternehmen dazu, sich flexibleren Arbeitsbedingungen zuzuwenden. Um den Personalbedarf zu decken, greifen Organisationen deshalb zunehmend auf Zeitarbeitsfirmen (76 Prozent) oder Selbstständige und Freiberufler (62 Prozent) zurück. Kurzfristige Vertretungen aufgrund von Krankheit, Projektarbeit und saisonalen Auftragsschwankungen gehören zu den häufigsten Gründen für deren Einsatz.
Dennoch sind die Unternehmen nicht bereit, bei der Qualität Kompromisse einzugehen: 64 Prozent der befragten Organisationen gaben an, die fachlichen Anforderungen an Zeitarbeitskräfte seien genauso hoch wie die an Festangestellte.
Digitaler Wandel
In den letzten Jahren waren viele Unternehmen gezwungen, ihre internen Prozesse zu optimieren und Führung auf Distanz zu ermöglichen. Infolgedessen stieg die Nachfrage nach digitalen Lösungen für das Personalmanagement: Der Bedarf an Outsourcing-Aktivitäten hat sich bei HR-Informationssystemen und -Technologien fast verdoppelt und liegt nun bei rund 50 Prozent.
Darüber hinaus nutzen Organisationen immer häufiger digitale Lösungen bei der Suche nach Talenten. Statt in Zeitungen Stelleninserate zu schalten (es wurde ein Rückgang um nahezu die Hälfte festgestellt), nutzen heute 70 Prozent der Unternehmen soziale Medien bei der Rekrutierung.
Für bestehende Arbeitskräfte werden digitale HR-Lösungen ebenfalls zum gängigen Instrument. So hat sich die Einführung von Employee Self Service fast verdoppelt (66 Prozent im Jahr 2021). Unternehmen nutzen sie, um Mitarbeitenden die Möglichkeit zu geben, mehrere HR-bezogene Aufgaben selbst zu erledigen, beispielsweise Urlaubsanträge, Spesenabrechnungen, Schulungsplanung. Zudem entscheidet sich die Mehrheit der Unternehmen für die digitale Weiterbildung ihrer Talente: 75 Prozent der Befragten nutzen E-Learning-Programme für die Schulung und Fortbildung der Mitarbeitenden.
Kommunikation im Mittelpunkt
Noch nie war Führung so herausfordernd wie heute: Ein verändertes Arbeitsumfeld, Ungewissheit und die zunehmende Digitalisierung verlangen von Managerinnen und Managern aussergewöhnliche Kommunikationskompetenzen. Als unmittelbare und vertrauenswürdigste Informationsquelle haben sich die direkten Vorgesetzten zu zentralen Kommunikatoren entwickelt – die überwiegende Mehrheit bezeichnete sie als wichtigste Mediatoren des Informationsflusses. Folglich hat in etwa 31 Prozent der Unternehmen die Kommunikation über direkte Vorgesetzte zugenommen. Ausserdem reduzierten 47 Prozent der befragten Unternehmen regelmässige persönliche Besprechungen mit ihren Mitarbeitenden, während 76 Prozent verstärkt elektronische Kommunikationskanäle verwenden.
Die Vermittlung von Informationen reicht für den Erfolg nicht aus: Unternehmen sollten auch auf Mitarbeitende hören. Die Datenanalyse ergab, dass Organisationen, die eine Bottom-up-Kommunikation (beispielsweise über das Vorschlagswesen) fördern, profitabler und wachstumsstärker sind.
CRANET
CRANET ist die umfassendste wissenschaftliche Studie des (inter)nationalen Personalmanagements. Mit Vertretern aus über 50 Ländern ist CRANET das weltweit grösste HRM-Forschungsnetzwerk und das einzige, das seit über drei Jahrzehnten vergleichende Daten zum internationalen HRM sammelt. In der Schweiz wird das Projekt vom Center für Human Resources Management (CEHRM) an der Universität Luzern durchgeführt. Die Ergebnisse der neusten CRANET-Umfrage (2021) sind im Bericht «HRM in Switzerland: People & Practices» verfügbar. Die Daten enthalten ausführliche Informationen zu HRM-Praktiken und basieren auf den Angaben von 174 Unternehmen mit mindestens 100 Mitarbeitenden. bit.ly/CRANET_2022