«I hate Mondays»
Stimmt es, dass niemand Montage mag? Eigentlich dürften die «Montagsblues» nicht normal sein, denn sie weisen auf eine grundlegende Unzufriedenheit. Wie man die Furcht vor dem Wochenanfang überwindet.
«Schon wieder Montag?»: Wer regelmässig mit diesem Gedanken in die neue Arbeitswoche startet, muss vielleicht die Work-Life-Balance überdenken. (Bild: iStock)
Der weltweite Erfolg des Cartoon-Katers Garfield ist kein Wunder: Viele Menschen können sich mit dem bequemen Stubentiger identifizieren. Seine Vorliebe für Lasagne und sein trockener Humor sind ebenso charakteristisch für ihn, wie sein Motto «Ich hasse Montage». Aber warum eigentlich? Schliesslich muss ein Kater gar nicht zur Arbeit.
Allen Spass beiseite variieren die Gründe und Ausprägungen eines sogenannten «Montagsblues». Eine Studie der Uni Leipzig suggeriert, es sei in erster Linie der Kontrast zwischen Sonntag und Montag, der den ersten Arbeitstag schlimmer erscheinen lässt als er ist. Doch eine erhöhte Anstrengung an Montagen konnte nicht nachgewiesen werden.
Wer sich immer wieder mit den Gedanken an eine herausfordernde Woche quält, kann in jedem Fall aktiv etwas dagegen tun. Worauf sollte man also aufpassen, wenn ein Wochenende mal wieder viel zu schnell vorbeigeht?
Wertschätzung und Stressbewältigung
Zwei Faktoren sind entscheidend für die Zufriedenheit im Beruf: Wertschätzung und Stress. Zur Wertschätzung gehört ein angemessenes monetäres Einkommen, doch auch weitere Aspekte spielen eine Rolle: Arbeitnehmende wollen, dass ihre Leistungen sinnhaft sind und im Unternehmen anerkannt werden. Stress lässt sich zwar nicht immer vermeiden – doch der korrekte Umgang damit am Arbeitsplatz ist das A und O für das seelische Wohlbefinden.
Der Mensch ist ein ganzheitliche Wesen – folglich kann die Psyche auch nicht klar zwischen «Arbeit» und «Privat» trennen. Stress in einem Lebensbereich fliesst immer auch in den anderen hinüber. Als der zeitliche Übergang zwischen dem privaten Wochenende und dem Beginn der Arbeitswoche ist es der Sonntag, der uns an unserem wundesten Punkt der Work-Life-Balance trifft.
Ehrlichkeit mit sich selbst
Was können wir also tun, wenn wir uns Woche für Woche quälen? Zunächst einmal müssen wir das Problem als ein solches benennen – wir sind eben keine Lasagne-fressende Tigerkatze, sondern ein realer Mensch mit realen Problemen. Und wir müssen uns selbst und unsere Probleme ernst nehmen. Jede Lebenssituation ist anders. Um die Ursachen von Unbehagen ausfindig zu machen und die Situation zu verbessern, müssen wir uns selbst die entscheidenden Fragen stellen. Zum Beispiel:
- Was ist das Highlight meiner Woche?
- Wer hört mir zu, wenn ich über meine Sorgen rede?
- Wann, beziehungsweise wobei habe ich im Leben zuletzt das Gefühl gehabt, einen Unterschied zu machen?
- Wie soll mein Leben in zehn, zwanzig, dreissig Jahren aussehen?
- Habe ich Reue für etwas, was ich in der Vergangenheit tat oder nicht tat?
- Ist es zu spät, die Ziele zu erreichen, die ich erreichen will?
- Wovon träume ich?
- Was sind meine Stärken?
- Was würde ich gerne ändern?
- Was ermöglicht es mir, die Werte, die mir wichtig sind, zu erfüllen?
Das sind sicherlich keine einfachen Fragen. Umso wichtiger ist es, jemanden an seiner Seite zu haben, mit dem man ohne Scham oder Furcht über diese Fragen sprechen kann. Nebst Familie und Freundeskreis können hier auch psychotherapeutische Fachkräfte oder externe Beratung für mentales Wohlbefinden am Arbeitsplatz helfen.
Natürlich handelt es sich um einen Prozess – das Leben und die eigene Psyche zu inventarisieren, zu ermitteln, wo genau es schiefläuft, kann sich über Wochen und Monate ziehen, oder niemals enden. Von heute auf morgen lässt sich leider kein Montagsblues beseitigen.
Akzeptieren und Abstand nehmen
Besonders in wirtschaftlich und politisch unsicheren Zeiten ist der Ausblick auf einen besseren Alltag in der Zukunft ein düsterer. Ein geradezu existenzieller Weltschmerz setzt bei vielen Menschen ein, wenn sie sich vor Augen halten, dass ihr unzufriedenstellender Alltag die Realität für die nächsten Jahrzehnte abbilden soll – und über Dingen wie Rente, die Wirtschaft oder das Klima grosse Fragezeichen hängen.
Und Weltschmerz zu spüren, ist in Ordnung. Denn man kann verhindern, dass dieser in tagtäglicher Ohnmacht mündet. Auch hier müssen Gedanken sortiert und erfasst werden: Was kann ich beeinflussen, zum Besseren wenden? Das verdient meine Aufmerksamkeit. Was liegt ausserhalb meiner Kontrolle? Das verdient Anerkennung, aber nicht auf Kosten des mentalen Wohlbefindens.
Erst recht nicht am wohlverdienten Wochenende. Hier sollte es uns möglich sein, einen bewussten Abstand zur Arbeit zu gewinnen. Dinge für unser Wohlbefinden zu tun und die Batterien wieder aufzuladen, um besser in den Montag zu starten.