Serie Lügen: Teil 7

Indizien für eine Lüge

Wie oft wir blinzeln, wo wir unsere Hände haben oder auch die Lippenposition können uns Hinweise geben, ob jemand lügt. Mehr über diese Indizien erfahren Sie im siebten Teil der Lügen-Serie.

Wie bereits beschrieben, passiert immer etwas auf den drei Kanälen Mimik, Körper und Stimme, wenn wir uns äussern. Schauen wir uns die Kanäle und ihre Indizien mal genauer an. Alles, was vom Normalverhalten abweicht, ist verdächtig und könnte ein Hinweis auf eine Lüge sein.

Mimik

Hände im Nasenbereich

Die Geschichte von Pinocchio, dessen Nase wächst, wenn er lügt, ist nicht ganz ein Märchen. Tatsächlich verändert sich etwas im Gesicht, wenn jemand nicht die Wahrheit sagt. Das haben Psychologen der Universität Granada in Spanien herausgefunden. Sie nutzten Wärmebildkameras, um den Zusammenhang zwischen verschiedenen Gefühlen und der Körpertemperatur zu erforschen.

Schwindelte einer der Probanden, wurde es rund um seine Nase und im inneren Augenwinkel wärmer. Gleichzeitig beobachteten die Forscher die Aktivität in der Inselrinde (Cortex insularis). Sie nehmen an, dass diese Hirnregion besonders aktiv ist, wenn wir Gefühle empfinden, die wir subjektiv als «echt» bezeichnen würden. Denn: Je aktiver die Inselrinde war – das heisst, je ehrlicher die Person das empfand, was sie sagte – desto weniger veränderte sich die Temperatur der Nase.

Frühere Studien haben ergeben, dass Menschen sich häufig an die Nase fassen, wenn sie schwindeln. Forscher der Universität Illinois analysierten, dass sich Bill Clinton bei seiner Aussage zur Lewinsky-Affäre 26 mal an die Nase griff und das immer dann, wenn er nicht die Wahrheit sagte. Die Psychiater Alan Hirsch und Charles Wolf berichten, dass der Körper beim Lügen Hormone freisetzt, welche die Nasenschleimhaut anschwellen lassen. Dadurch könne die Nase auch jucken – fast unmerklich, aber ausreichend, damit sich der Lügner häufiger an den Zinken fasst.

Wischbewegungen im Augenbereich

Ausserdem fassen sich emotional berührte Menschen in den Augen- und Nasenbereich. Skeptisch sollten Sie ebenfalls werden, wenn ein Mensch während des Sprechens im Augenraum etwas wegzustreichen versucht. Er streicht das Gesagte tatsächlich weg.

Blinzelfrequenz

Normalerweise blinzelt ein Mensch alle 6-7 Sekunden, also ca. 10-12x pro Minute. Dieses Blinzeln hält unsere Hornhaut feucht. Erhöht sich diese Frequenz ohne erkennbaren Grund, so könnte dies auch auf Unruhe, Unsicherheit und eine Lüge hindeuten.

Augenbewegungsmuster

Kurze, unbewusste Bewegungen der Augen in verschiedene Richtungen geben Aufschluss darüber, aus welchem Repräsentationssystem gerade Informationen abgerufen werden. Dies kann Ihnen helfen, sich besser auf ihr Gegenüber einzustellen und gleiche Kanäle zu benutzen. Im Folgenden wird beschrieben, in welche Richtung die Augen wandern, wenn Sie Ihr Gegenüber beobachten. Wenn sich die Person zum Beispiel Dinge vorstellt, die sie so vorher noch nie gesehen hat, bewegen sich ihre Augen nach oben rechts.

Erinnert sie sich an etwas, das sie schon früher gesehen hat, bewegen sich ihre Augen nach oben links. Ihre Augen bewegen sich auf Ohrhöhe rechts, wenn sie innerlich etwas Auditives konstruiert. etwa wenn sie innerlich etwas komponiert, das neu für sie ist. Erinnert sie sich an Töne, Stimmen oder Geräusche, dann bewegen sich ihre Augen auf Ohrhöhe nach links.

Nimmt Ihr Gegenüber Empfindungen wahr oder erlebt Emotionen oder Gefühle, bewegen sich die Augen nach unten rechts (kinästhetisch). Lauscht er seiner inneren Stimme oder führt Selbstgespräche, wandern seine Augen nach unten links (innerer Dialog).

Geschürzte Lippen

Sobald ein Mensch im Gespräch die Lippen zusammenbeisst, sie schürzt oder darauf herumbeisst, ist dies ein weiterer Hinweis auf Unwohlsein, Lüge, im Sinn von: «Ich sage jetzt nix mehr!»

Hand vor dem Mund

Gerade bei Kindern ein starkes Indiz dafür, dass sie das Gesagte am liebsten wieder zurückholen würden oder das Gesagte durch den Einfluss der Hand nicht richtig verstanden wird.

Starke Asymmetrien im Gesicht

Auf jeder Gesichtshälfte agieren 26 Muskeln. Macht sich ein echtes Gefühl breit, so agieren diese Hand in Hand und beide Gesichtsflächen zeigen die jeweilige Emotion. Wird ein Gefühl gefaked, also vorgegeben, so kann es zu Entgleisungen kommen.

Soziales Lächeln

Wird immer aufgesetzt, wenn wir etwas überspielen möchten, unsere wahren Gefühle nicht nach aussen gelangen sollen. Es unterscheidet sich von einem echten Lächeln, da es sehr langsam ins Gesicht kommt, der Mund meistens geschlossen bleibt, es tonlos ist und die Augen nicht mitlächeln.

Steife Körpersprache

Das Pinocchio-Phänomen greift auch hier. Wird jemand plötzlich stocksteif und bewegt sich kaum noch, so haben wir es mit einem weiteren Indiz für eine Lüge zu tun. Der Lügner möchte sich nicht durch starke Körpersprache in den Vordergrund rücken. Es ist bewiesen, dass sich komplexe Denkprozesse so äussern, dass die gesamte Energie dem Gehirn zur Verfügung gestellt wird und die Körpersprache das Nachsehen hat. Lügen ist ein komplexer Denkprozess.

Krümel/Fusseln entfernen:

Fängt ein Mensch während des Gespräch an, sich nicht vorhandene Flusen vom Körper zu zupfen, so kann das bedeuten, dass er etwas wegwischen und somit das Gesagte an sich abperlen lassen will.

Räumliches Distanzieren

Steht uns ein Mensch nah, so tut er dies auch physisch. Tritt ein Mensch im Gespräch den Rückzug um ein, zwei Schritte an, so könnte dies ebenfalls ein Indiz für eine Lüge sein. Er distanziert sich vom Gesagten und von der anderen Person.

Fehlen von Manipulatoren

Wir Menschen fassen uns permanent selbst an, reiben, streicheln und kneifen uns in Arme, Beine, Gesicht, Hals und Drosselgrube. Können Sie keine solche Manipulatoren finden, so haben wir hier auch einen Hinweis auf Unwohlsein bzw. die Lüge.

Starker Schweissfluss

Ein wichtiger Hinweis ist starker Schweissfluss, der sich vor allem im Hals-, Achsel- und Rückenbereich zeigt.

Stimme/Sprache

Es gibt noch ein paar spannende Hinweise in der Stimme und Sprache. Grundsätzlich geht die Stimme immer 0,5-1 Ton höher, wenn wir schwindeln, aus dem einfachen Grund, weil wir nicht zu 100 Prozent hinter dem Gesagten stehen und Angst vor Entdeckung haben.

Sie sollten hellhörig werden, wenn folgende Phänomene in der Sprachwahl Ihres Gegenübers auftauchen.

  • «Soweit ich weiss», «Um ehrlich zu sein», «Ganz ehrlich…»
  • Wiederholung der Frage – hier wird ganz klar Zeit gewonnen!
  • Lange oder kurze Pause bis zur Antwort
  • Ausweichende Antworten
  • Religiöse Beschwichtigungen: «Ich schwöre hoch und heilig»
  • Klagen über die Befragungssituation
  • zu detailreich oder -arm
  • Grosses Bemühen zu überzeugen
  • Gebrauch von Superlativen

So, liebe Leser, nun haben Sie alle Infos, die Sie zur Identifikation von Lügen benötigen. Und los geht`s! Anbei finden Sie noch alle Indizien auf einer Checkliste zum Ausdrucken.I

Viel Freude beim Einsatz des Wissens!

Herzliche Grüsse

Tatjana Strobel

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Tatjana Strobel ist Expertin für Körpersprache, Physiognomie und Menschenkenntnis, Bestsellerautorin und Gründerin des Unternehmens «TS HeadWorx». www.tatjanastrobel.ch, www.mesmerize-it.ch

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