HR Today Nr. 3/2016: Aus- und Weiterbildung

Lernen heute und morgen

Versucht man sich über die Weiterbildungsbranche ein Bild zu machen, zeigen sich generell drei Trends: Lernen entwickelt sich von der Fremdsteuerung zur Selbstorganisation und vom eher 
formellen zum überwiegend informellen Lernen. Vor allem aber boomt der E-Learning-Markt. Und damit auch der inflationäre Gebrauch von Anglizismen. Ein Überblick mit Glossar.

Der Branchenumsatz der E-Learning-Anbieter wuchs auch 2015 im vierten Jahr in Folge im zweistelligen Prozentbereich, so das Ergebnis des MMB-Branchenmonitors «E-Learning-Wirtschaft 2015». E-Learning verkauft sich gut – nicht zuletzt, weil sich damit Weiterbildungskosten erheblich senken lassen. Weitere Trends bestehen im kollaborativen Arbeiten und Lernen am Arbeitsplatz, im Netz und in Praxisprojekten, aber auch im selbstgesteuerten Wissensaufbau.

Die Qualifizierung mit E-Learning- und Blended-Learning-Arrangements sowie kooperative Übungen wie Fallstudien, Planspiele und Simulationen treten dabei an die Stelle der klassischen Lehre. Lernende sind künftig als Web-Avatare in virtuell geschaffenen Lernumgebungen unterwegs und tauschen sich über Clouds aus. Beispielsweise erhalten Weiterbildungsteilnehmende auf einem Tablet verschiedene Apps und einen Zugang zu Lernplattformen, Dokumenten, Arbeiten, Tests, interaktiven Modulen und Filmen. Damit wird Lernen immer ortsunabhängiger. HR-Profis haben diese Tools im Idealfall in der eigenen Weiterbildung ausprobiert, um Linie und Mitarbeitende beraten und unterstützen zu können. Am Anfang einer Modernisierung der Weiterbildungsstrategie sollte deshalb die entsprechende Weiterbildung von HR-Fachpersonen stehen. Dabei werden Ausbildner mehr und mehr zu «Lernprozessbegleitern» oder «Moderatoren», welche die «Kursteilnehmenden» via Internet coachen.

Lernerfolg wird heute und morgen derweil viel stärker als früher am Praxiserfolg gemessen. War früher der Lernprozess vorwiegend fremdorganisiert mit integrierten selbstgesteuerten Lernphasen, so wird das Lernen heute viel stärker selbst organisiert und teilweise sogar selbst gesteuert. Dies erfordert von Mitarbeitenden ein gesteigertes Mass an Eigenverantwortung und Eigeninitiative und setzt eine Veränderung in der Denk- und Handlungsweise voraus. Selbstsprechend gilt dies auch für HR-Profis und Führungskräfte, die für diese neuen Bildungsformen motivieren sollen.

Glossar: Virtuelle Lehr- und Lernformen

E-Learning

Unter E-Learning werden alle Formen von Lernen verstanden, bei denen elektronische oder digitale Medien für die Präsentation und Distribution von Lernmaterialien und/oder zur Unterstützung zwischenmenschlicher Kommunikation zum Einsatz kommen.

Virtuelle Universität

Hochschulen bieten ganze Weiterbildungsprogramme online und international an. Damit erhöhen sich die Wahlmöglichkeiten enorm.

Virtuelle Klassenräume

Als Virtuelles Klassenzimmer bezeichnet man ein Tool, das für synchrone E-Learning-Szenarien wie beispielsweise Webinare  eingesetzt wird.

Wikis

Wikis sind verbreitete, leicht zu bedienende Systeme, die es ermöglichen, Inhalte im Internet zu veröffentlichen, die von einer grossen Anzahl von Nutzern bearbeitet werden können.

Serious Games

Serious Games sind digitale Spiele, die zusätzlich zum Spielvergnügen Information und Bildung vermitteln.

MOOCs

Massive Open Online Courses bezeichnen kostenlose Onlinekurse (meist auf Universitätsniveau), die grosse Teilnehmerzahlen aufweisen. Sie kombinieren traditionelle Formen der Wissensvermittlung wie Videos, Lesematerial und Problemstellungen mit Foren, in denen Lehrende und Lernende kommunizieren und Gemeinschaften bilden können.

Web Based Training (WBT)

Das WBT ist eine Weiterentwicklung des Computer Based Trainings, bei dem Lerneinheiten auf Datenträgern verbreitet wurden. WBT bietet dank seiner Einbettung ins Netz vielfältige weiterführende Möglichkeiten der Kommunikation und Interaktion.

Web-Avatare

Virtuelle Präsenz der eigenen Person, womit Lerninhalte als Bildungsabenteuer online erlebbar gemacht werden.

Augmented Reality

Diese Systeme ergänzen reale Lerninhalte mit computergenerierten, virtuellen Informationen. Der gelernte Inhalt von Scripts kann durch mobile Brillenbildschirme mit der Umgebung verknüpft werden.

Algo-generated Lessons

Ausgefeilte Lernsysteme, bei denen die Analyse von Aufmerksamkeitsmerkmalen wie den Augenbewegungen nutzerspezifische Algorithmen hervorbringen. Damit kann individuellen Bedürfnissen entsprechend und dem Wissensstand, dem Alter und dem Lern-Typ gerecht gelernt werden.

Semantisches Web

Mit dem semantischen Web werden 
unendlich viele Informationen in Beziehungen zueinander gestellt und verwaltet. Damit ist die Bereitstellung von Informationen nur der Anfang, die Informationen werden überprüft, interpretiert und weiterverarbeitet.

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Regula Zellweger

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