Mit Daten Fachkräfte finden
Weshalb der Fachkräftemangel oft kein Marktproblem, sondern ein hausgemachtes Problem ist – und wie man mit Datenanalysen dem Problem auf die Spur kommt.
HR Tech Club – meet the future. (Bild: HR Today)
In den letzten Monaten scheint sich der Fachkräftemangel zugespitzt zu haben. Ein Anstieg der ausgeschriebenen Stellen ist allerdings schon seit Jahren zu erkennen. Auch ist der demografische Wandel Tatsache.
Doch gibt es tatsächlich zu wenig Menschen, welche die über 250'000 offenen Stellen in der Schweiz besetzen könnten? Ein Blick auf Datenauswertungen im Talentmarkt zeigt, dass der Fachkräftemangel in vielen Fällen nicht (nur) ein Marktproblem ist, sondern ein Problem, gegen das Firmen etwas tun können.
Andere Zielgruppe, anderes Verhalten
Ein Vergleich mit der eigenen Konkurrenz zeigt auf, in welchen Berufsbereichen ein Unternehmen bereits gut unterwegs ist oder wo Aufholbedarf besteht. Am nachfolgenden Beispiel zweier Pharmaunternehmen wird dargestellt, wie unterschiedlich sich Zielgruppen verhalten. In Abbildung 1 uns 2 ist zu erkennen, dass die Stellenanzeigen in der Pharma und Chemie der Firma 1 deutlich häufiger angeklickt werden als diejenigen der Firma 2. Im Gegensatz dazu scheinen sich Stellensuchende im Berufsbereich Informatik von den Stellenanzeigen der Firma 1 weniger angesprochen zu fühlen, dafür eher von denjenigen der Firma 2.
Abb. 2, rechts: Zwei Pharmaunternehmen: Klickrate von Jobs im Bereich Pharma & Chemie im Vergleich
Das Beispiel zeigt: Was für Stellensuchende im Bereich Pharma und Chemie gilt, ist für Stellensuchende im Bereich Informatik nicht automatisch gleichermassen relevant. Fallen solche Unterschiede ins Auge, können mit zusätzlichen, detaillierten Analysen mögliche Handlungsfelder aufgedeckt werden. So entscheiden scheinbare Kleinigkeiten wie die Länge des Jobtitels oder die Wahl von Genderschreibweise oft darüber, ob sich jemand eine Stellenanzeige anschaut – oder nicht.
In der Kürze liegt die Würze
Haben die Stellensuchenden auf einen Jobtitel geklickt, ist das erst die halbe Miete. Nebst den ansprechend geschriebenen Inhalten von Stellenanzeigen, etwa den Benefits und den Aufgaben, ist die Textlänge für Stellensuchende relevant. Die Auswertung unten zeigt, dass mit Stellenanzeigen in der Länge von 500 bis 1000 Zeichen am meisten interagiert wird. Die Stellenanzeigen der beiden Pharmafirmen sind jedoch deutlich länger, was zu einer kleineren Interaktionsrate führt.
Analysieren und optimieren
Die Marktlage ist nicht einfach. Dennoch darf diese nicht als Ausrede dafür dienen, nichts ändern zu können. Gerne wird vom Kampf um Fachkräfte gesprochen. Der friedfertigere Ausdruck dafür ist Wettbewerb und dieser erfordert ein ständiges Analysieren sowie Um- und Weiterdenken und daraus abgeleitet auch ein sich Neuerfinden. Insbesondere bei schwierig zu besetzenden Stellen lohnt sich eine detaillierte Datenanalyse auf Ebene der Berufsgruppe oder sogar einzelner Berufe.
Daraus werden Optimierungsmöglichkeiten ersichtlich. Dabei eines vorweg: Einheitliche Jobtitel, Stellenanzeigen oder Bewerbungsprozesse und zielgruppenspezifische Ansprache beissen sich in den meisten Fällen. Es gilt, Prioritäten zu setzen. Diese sollten auf der Nützlichkeit und der Performanz liegen, nicht auf Einheitlichkeit.