Mitarbeiter mit positiver Führung halten
Gefragte Fachkräfte im Unternehmen halten zu können, ist heute entscheidend. Eine Führungskultur zu etablieren, die sowohl die Leistung steigert als auch die Bleibebereitschaft von Leistungsträgern erhöht, ist erfahrungsgemäss alles andere als simpel. Neue Erkenntnisse zeigen nun klar auf, wie dies gelingen kann.
Positive Psychologie
Die Positive Psychologie befasst sich mit der Stärkung von positiven menschlichen Eigenschaften, den sogenannten Charakterstärken. Diese Liste der menschlichen Tugenden ist fundiert und messbar und liefert die Grundlage für empirisch belegte Erkenntnisse. Zum Beispiel: In allen Menschen sind grundsätzlich alle Charakterstärken vorhanden, wenn auch in unterschiedlicher Ausprägung.
Jene mit den individuell höchsten Ausprägungen werden Signaturstärken genannt, weil sie in ihrer Kombination so individuell sind wie eine Unterschrift. Jede Charakterstärke ist trainierbar, aber wie stark sich ein gutes Training auswirkt, ist individuell verschieden.
Für bestimmte Aufgaben sind bestimmte Charakterstärken besonders hilfreich. Wer seine Stärken woanders hat, kann benötigte Stärken aktivieren oder kompensieren; dazu ist es aber wichtig, die eigenen Signaturstärken gut zu kennen.
Positive Leadership praktizieren
Für Führungskräfte geht es zunächst darum, die individuellen Signaturstärken ihrer Mitarbeitenden zu entdecken. Diese Kenntnis hilft dabei, die Mitarbeitenden darin zu unterstützen, ihre Signaturstärken öfter einzusetzen. Wer täglich bei der Arbeit seine Signaturstärken einsetzt, ist zufriedener, leistet mehr und wechselt mit geringerer Wahrscheinlichkeit den Arbeitgeber. Dies umso mehr, wenn sich Führungskräfte eine wertschätzende und energetisierende Haltung aneignen.
Der Weg dazu ist weniger ein intellektueller Entscheid, als ein erfahrungsbasierter Prozess, der durch das Absolvieren von Übungen, sogenannten «Positiven Interventionen», durchlaufen werden kann. Sich als Führungskraft mit den eigenen Signaturstärken zu befassen, ist ein kleiner Teil davon. Die Übungen können selbständig oder im Rahmen von Weiterbildungsveranstaltungen durchgeführt werden.
HR-Abteilungen können dazu entsprechende Unterstützung anbieten. Die Forschung stellt eine Vielfalt von Instrumenten zur Verfügung, welche die Führungsarbeit in einer positiven Haltung erleichtern. Sie reicht von der Sitzungsgestaltung über das Mitarbeitergespräch bis zur Organisationsentwicklung. Viele Instrumente können direkt umgesetzt werden, selbst wenn eine positive Führungsphilosophie auf höherer Hierarchiestufe nicht gelebt wird.
Sind die ersten Erfolge sichtbar, werden positive Führungsinstrumente rasch selbstverständlich. HR-Abteilungen sollten sicherstellen, dass bei Anfangsschwierigkeiten gute Anleitungen und Austauschmöglichkeiten bestehen. Eine interne Community von Führungskräften, die mit positiven Instrumenten experimentiert, unterstützt den Prozess.
Positive Führung heisst nicht, immer nur nett zu sein. Hinderliche oder unangebrachte Verhaltensweisen und schlechte Resultate müssen auch in diesem Verständnis direkt angesprochen werden. Solche Interventionen sind jedoch erfolgreicher, weil sie einerseits auf der Basis einer stärkeren Beziehung und Identifikation stattfinden und andererseits, weil die Kenntnis der Stärken der Einzelnen es leichter macht, nicht nur gangbare, sondern auch inspirierende Lösungen zu finden.
Literatur:
Hunziker, Alexander W. (2018): Positiv führen, Leadership – mit Wertschätzung zum Erfolg, Verlag SKV Zürich.
Schulungsangebote:
Berner Fachhochschule: Fachkurs Positive Leadership, Fachkurs Mindful Leadership.
Beteiligungsmöglichkeit an Forschungsprojekten:
Unternehmen und Organisationen können sich an Forschungsprojekten beteiligen und erhalten dadurch Zugang zu innovativen Interventionen.