Wen sprechen Sie mit der Plattform an?
Neben den betroffenen Frauen alle Akteure, die im Berufsfindungsprozess Mitverantwortung tragen. Ganz zentral sind die Eltern. Zum Beispiel, indem sie nicht eigene Unsicherheiten in Sachen Behinderung oder bestimmte Rollenbilder weitergeben. Ebenfalls angesprochen sind Lehrpersonen der oberen Stufen, Berufs- und Studienberater, Gleichstellungsbeauftragte und nicht zuletzt Arbeitgeber und Personalfachleute. Wir möchten informieren und sensibilisieren und zeigen, dass in der Praxis oft mehr geht, als man denkt.
Mit welchen Klischees sind behinderte Mädchen oder Frauen vermehrt konfrontiert?
Zum einen, was mit dieser oder jener Behinderung möglich oder nicht möglich ist. Etwa, dass Rollstuhlfahrerinnen nur einen Büroberuf ausüben können oder alle Asperger-Betroffenen begabte Informatiker sind. Dazu kommen geschlechtsspezifische Stereotypen. Zum Beispiel, dass Frauen mit Behinderung in einem Männerberuf nicht bestehen können oder weniger auf einen guten Lohn angewiesen sind. Solche Bedenken wirken oft subtil und müssen jenen, die sich davon leiten lassen, nicht bewusst sein.
Sind Stellenangebote bei der Weiterentwicklung der Plattform geplant?
Wir möchten keine Separierung in Form von Jobs, die «speziell für Behinderte» geschaffen werden, Behinderungserfahrung ist ja kein Beruf!
mein-beruf.ch
mein-beruf.ch wird von Avanti Donne betrieben, der Interessensvertretung von Frauen und Mädchen mit einer Behinderung. Ziel der Initiative ist die Umsetzung des Artikels 6 der UNO-Behindertenrechtskonvention, der die Vertragsstaaten – also auch die Schweiz – dazu verpflichtet, Chancengleichheit und gleichberechtigte Teilhabe behinderter Frauen und Mädchen in allen Lebensbereichen zu ermöglichen und Massnahmen gegen ihre mehrfache Diskriminierung zu ergreifen. Der Verein Avanti Donne besteht seit 2002 und wird durch einen Leistungsauftrag des Bundesamts für Sozialversicherungen sowie durch Spenden und Mitgliederbeiträge finanziert.