Null Kilometer Arbeitsweg?
Herr und Frau Schweizer pendeln häufig zum Job. Das Arbeiten im Home Office will sich noch nicht recht durchsetzen. Die SRF-Nachrichtensendung 10vor10 von gestern Abend geht der «Angst vor dem Home-Office» auf den Grund und zieht dafür auch eine Studie der Fachhochschule Nordwestschweiz zum Thema flexibles Arbeiten heran. Wir haben nachrecherchiert und eine Übersicht über die wichtigsten Ergebnisse der Studie erstellt.
Woher kommt die «Angst vor dem Home-Office»? Dieser Frage gingen die 10vor10-Redaktoren nach. (Bild: 10vor10)
Die Wege, die Herr und Frau Schweizer beim Pendeln zurücklegen, werden immer weiter. Im Jahr 2009 waren es noch 12,9 Kilometer, laut den aktuellsten Zahlen sind es 14,5. Warum nicht einen Arbeitsweg von 0 Kilometern? Dieser Frage ging das gestrige 10vor10 nach.
Zitiert wird in der Sendung eine Studie der Fachhochschule Nordwestschweiz zu flexiblem Arbeitsmodellen. Demnach arbeiten 38 Prozent der Erwerbstätigen in der Schweiz heute auch ausserhalb der Firma. Weitere 30 Prozent würden sich eine solche Möglichkeit wünschen.
Hartmut Schulze, Professor für Angewandte Psychologie an der FHNW weist im Beitrag von 10vor10 darauf hin, dass es nicht genügt, den Mitarbeitenden zu erlauben, ab und zu zuhause zu arbeiten. Ein Home Office-Konzept bedinge vielmehr auch ein neues Führungsmodell.
Die Sendung gibt zudem einen Einblick in das Arbeitsmodell beim Telekommunikationsunternehmen Cisco: Hier arbeiten alle 120 Mitarbeitenden an ein bis drei Tagen pro Woche nicht im Büro. Es gibt keine festen Arbeitsplätze – dafür ruhige oder gesellige Ecken. Kämen alle Mitarbeitenden gleichzeitig zur Arbeit, gäbe es im Büro nicht genug Platz für alle. In Kontakt bleiben die Mitarbeitenden über virtuelle Meetings wie Video- oder Webkonferenzen.
FlexWork Survey 2016: Auswahl der Ergebnisse
Rund 38 Prozent der Erwerbstätigen arbeiten in der Schweiz selten bis sehr häufig mobil, das entspricht rund 1,8 Millionen Erwerbstätigen.
Die Zahl der mobil Arbeitenden in der Schweiz ist seit 2014 in etwa stabil geblieben. Es lässt sich eine leichte Tendenz Richtung mehr mobiler Arbeit ablesen.
Männer arbeiten mehr mobil als Frauen und ältere Erwerbstätige mehr als jüngere.
Für Erwerbstätige sind die Hauptgründe für mobiles Arbeiten Autonomie, Ungestörtheit, Produktivität und Zeitgewinn.
Im Vergleich zwischen Erwerbstätigen, welche mobil arbeiten und Erwerbstätigen, die nicht mobil arbeiten, dies aber gerne tun möchten, zeigen sich Unterschiede: Die Vereinbarkeit von Arbeit, Familie und sonstigen Lebensbereichen, sowie die Vermeidung der Hauptverkehrszeiten scheint für tatsächlich mobil Arbeitende eine geringere Rolle zu spielen, als für diejenigen, die gerne mobil arbeiten würden. Dies zeigt den Kontrast zwischen Erwartungen bzw. «Wunschdenken» und der Realität auf.
Als grösstes Hindernisse für flexible Arbeitsmodelle wird die Teamzusammenarbeit erwähnt, die räumliche Nähe erfordert, gefolgt vom Hindernis, dass mobiles Arbeiten gar nicht erst erlaubt ist, etwa wegen dem Umgang mit sensiblen Daten oder weil eine unterstützende Kultur fehlt.
Quelle:
- Dr. Johann Weichbrodt, Dr. Martial Berset, Michael Schläppi: FlexWork Survey 2016: Befragung von Erwerbstätigen und Unternehmen in der Schweiz zur Verbreitung mobiler Arbeit. Hochschule für Angewandte Psychologie FHNW, Institut für Kooperationsforschung und -entwicklung (ifk) und Institut Mensch in komplexen Systemen (MikS).
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