Porträt

Offensive Teamplayerin

Malin Jaunin-Nydahl (42) hat früh angefangen bei Ikea. 
Mit 28 ist sie jeden Morgen um vier Uhr mit dem Velo 
in die Filiale Dietlikon gefahren und hat Regale aufgefüllt. 
Damals war sie noch Profisportlerin. Heute ist sie beim 
bekannten Einrichtungshaus Country HR Manager Schweiz 
und für 3000 Mitarbeiter verantwortlich. Eine Teller
wäscherkarriere der schwedischen Art.

as Sofa: schnell als «Ektorp» identifiziert. Die Schale auf dem Salontisch: auch unter dem Namen «Stockholm» bekannt. Das Sideboard: der beliebte «PS-Schrank», den bestimmt jeder mit einem interessierten Auge für Möbel bereits einmal in einer Wohnung gesehen hat. Das Zuhause von Malin Jaunin-Nydahl und ihrem Mann in Pfungen ist ikeageprägt. Selbst das Parkett im Untergeschoss des Hauses stammt vom schwedischen Einrichtungshaus. «Selbstverlegt», sagt sie. Auch Wände hat sie gestrichen. Knallgrün im Wohnzimmer, blau im Büro. «Wohnen ist mir extrem wichtig. Und ich verändere gerne immer mal wieder etwas.»

Malin Jaunin-Nydahl, Country HR Manager und Mitglied der Geschäftsleitung von Ikea Schweiz, ist nicht nur wegen ihrer Einrichtung eine perfekte Botschafterin für ihren Arbeitgeber. Auch nicht, weil sie selber Schwedin ist. Sondern vor allem, weil ihre Begeisterung für das Unternehmen schon beim zweiten Satz durchschimmert. «Ich finde Ikea eine fantastische Firma.» Sie passe zum Konzern, weil sie auch persönlich hinter den Werten wie «Mut zum Anderssein» und «Bescheidenheit und Willensstärke» stehe, die vom Firmengründer geprägt wurden. «Wir leben unseren Leitsatz ‹Business through people› täglich. Wir glauben an das Talent eines jeden Mitarbeiters und wollen dieses einsetzen und entwickeln.» Bei Ikea gibt es 25-jährige Teamleader, die eine Umsatzverantwortung für mehrere Millionen Franken haben. «Zudem macht es mir als ehrgeiziger Person grossen Spass, für ein so erfolgreiches Unternehmen zu arbeiten.» Dabei ist Malin Jaunin-Nydahl eher zufällig zu Ikea gestossen.

Von Schweden über Uganda in die Schweiz

In Linköping im Südosten Schwedens aufgewachsen, ist sie früh ins Berufsleben eingestiegen. Mit 16 wollte sie unbedingt eine eigene Wohnung und hat das dafür notwendige Geld als Billettverkäuferin in einem Bahnhof und nachts als Betreuerin in einem Altersheim verdient. «Ich hatte ein sehr gutes Verhältnis zu meinen Eltern, aber ich wollte einfach auf eigenen Beinen stehen», sagt sie rückblickend. Diese frühe Selbständigkeit hat sie nach ihrem Diplom zur Freizeitleiterin (eine pädagogische Ausbildung zur Gestaltung der Freizeit von Kindern und Jugendlichen in Stockholm) nochmals unter Beweis gestellt. Sie sammelte eigenständig Geld für ein Schulprojekt in Uganda und überbrachte es als 19-Jährige persönlich – verbunden mit einem dreimonatigen Aufenthalt im krisengeschüttelten Land. «Diese Reise hat mich sehr geprägt. Zu sehen, wie glücklich die Afrikaner trotz all den Widrigkeiten ihres Lebens sind, hat mich Dankbarkeit gelehrt und meine Sicht auf die Welt verändert.»

Zurück in Schweden, hat sie wieder in ihrem Beruf gearbeitet, aber immer mehr auf ihre Leidenschaft, den Sport, gesetzt. Der Sieg ihres Teams an der Schwedischen Meisterschaft im Unihockey gab den Ausschlag, dass sie sich für ein Sportmanagement-Studium an einem schwedischen Elite-Institut entschied. Um Geld zu verdienen, arbeitete sie zwischendurch als Reiseleiterin in Österreich. Eine gute Lebensschule, wie sie sagt: «Für einen Car voller unterschiedlichster Menschen verantwortlich zu sein und alle aufkommenden Probleme zu lösen, wie zum Beispiel nachts die betrunkenen Hooligans wieder einzusammeln oder auf die Schnelle Ersatz für überbuchte Hotels zu finden, macht erfinderisch.»
Den Weg in die Schweiz hat Malin Jaunin-Nydahl aber nicht über den Tourismus, sondern als Sportlerin gefunden. Sie bekam vom UHC Dietlikon ein Angebot als Spielerin. Und weil das nur 50 Prozent ihrer Zeit in Anspruch nahm und die junge Schwedin immer schon einen grossen Tatendrang verspürte, hat sie eine Arbeit gesucht. «Die Stelle als Hilfsarbeiterin in der Logistik bei Ikea Dietlikon hat mich angesprochen, weil ich dachte, bei Ikea ein bisschen Heimat und skandinavisches Lebensgefühl zu finden.»

Zur Person

Malin Jaunin-Nydahl ist 1971 in Schweden geboren und aufgewachsen. Nach einer Ausbildung zur Freizeitleiterin in Stockholm hat sie einige Jahre lang als Spitzensportlerin Unihockey gespielt, zuerst in der höchsten schwedischen Liga, später beim UHC Dietlikon und dem UHC Kloten-Bülach Jets. Zwischen 2006 und 2008 war sie Trainerin und Coach der NLA in der Schweiz. Schon während ihrer Sportkarriere hat sie bei Ikea Schweiz gearbeitet, unter anderem in internationalen Projekten wie «Sustainable Store». Seit zwei Jahren ist sie Mitglied der Geschäftsleitung und Country HR Manager von Ikea Schweiz. Malin Jaunin-Nydahl hat einen Bachelor in Business Administration und einen Master in Marketing absolviert. Sie lebt mit ihrem Mann in Pfungen und geniesst gerne ein gutes Essen mit einem Glas Wein.

Direkt in die höchste HR-Funktion

Gefunden hat Malin Jaunin-Nydahl weit mehr als das. Sie hat bei Ikea eine richtige Tellerwäscherkarriere hingelegt. 1999 trat sie ins Unternehmen ein. Jeden Morgen um vier Uhr fuhr sie mit dem Velo zur Arbeit, die daraus bestand, Regale aufzufüllen, bevor die erste Kundschaft kam. Nach einem Jahr gab es Änderungen in den Visumsbestimmungen und die Sportlerin konnte mehr arbeiten. Sie wechselte ins Salesteam und stieg dann im Jahrestakt die Karriereleiter hoch: vom Teamleader zum Sales Manager bis zum Store Manager von Ikea St. Gallen. «Das war einer meiner grössten Erfolge. Viele Mitarbeiter haben sich weiterentwickelt in dieser Zeit, ich war stolz auf mein Team, wir konnten viel bewegen und haben gute Resultate erzielt – was aber selbstverständlich kein Grund war, sich auszuruhen.»

Dieser Wille und Einsatz wurde von der Geschäftsleitung bemerkt. 2011 wurde Malin Jaunin-Nydahl Country HR Manager Schweiz und damit verantwortlich für insgesamt rund 3000 Mitarbeiter. Ohne dass sie vorher im HR gearbeitet hatte. «In den ersten drei Monaten als HR-Verantwortliche habe ich rund 20 Bücher gelesen», lacht sie. Und ergänzt ernster: «Ich treffe gerne Entscheidungen und ich glaube, das Timing einer Entscheidung ist genauso wichtig wie deren Inhalt. Aber ich habe nicht das Bedürfnis, alles alleine zu entscheiden. Mir steht ein sehr kompetentes Team zur Seite. 
Meine Mitarbeiter kennen Details, sagen ihre Meinung, geben Richtungen an und denken strategisch.» Sich selber beschreibt sie eher als Generalistin denn als Spezialistin. «Ich denke holistisch. Es ist mir extrem wichtig, immer das Ganze im Auge zu behalten.» Für ein erfolgreiches HR-Management sei sicherzustellen, dass sie und ihr Team nachhaltig, sozial und wirtschaftlich arbeiteten.

Auf Misserfolge möchte sie nicht eingehen. Sie fragt zurück: «Verwandeln sich Misserfolge nicht oft in Erfolge, weil man etwas Positives daraus gelernt hat? Wie eine persönliche Stärke die Kehrseite einer Schwäche sein kann?» Sie habe zum Beispiel ein hohes Mass an Commitment und Action. Damit überfordere sie andere aber manchmal. «Das Wichtigste ist, die Balance zu finden und zu lernen, mit den eigenen Stärken umzugehen.» Grundsätzlich ist es der HR-Leiterin lieber, authentisch zu sein, als von allen gemocht zu werden. «Vertrauen und Respekt muss man sich verdienen.»

Ausser Dienst

Ein Traum, den ich verwirklicht habe: Unser Sommerhaus in Spanien und meine drei Hunde. Ich wollte immer schon Hunde.
Ein Traum, den ich mir noch erfüllen möchte: Wenn ich pensioniert werde, möchte ich sagen können, dass ich auf allen Kontinenten gelebt oder gearbeitet habe.
Das würde ich gerne können: Hochsprung! Aber obwohl ich grundsätzlich die Meinung vertrete, dass man alles lernen kann, muss man manchmal realistisch bleiben: Ich bin definitiv zu klein für Hochsprung.
Das fasziniert mich: Andere Kulturen und die Erfahrung, dass manches andernorts ganz anders gemacht wird und auch sehr gut funktioniert.

Weltmeisterin im Kommentieren  

Sie setzt hohe Massstäbe, auch an sich selber. «Wer in der Champions League spielen will, muss gut sein und hart trainieren. Und wenn ich spiele, dann will ich in der höchsten Liga spielen.» Das treffe sowohl im Sport wie auch im Geschäftsleben zu, sagt Malin Jaunin-Nydahl.

Heute sucht sie den Kick und die Herausforderungen lieber im Beruf als im Sport. Und ist Weltmeisterin im Kommentieren, wenn Sport im Fernsehen läuft. Egal ob Fussball, Hockey, Alpin oder Leichtathletik. «Ich kann mich fürchterlich aufregen, wenn die Schweizer Nati defensiv spielt. Aber wenn sie gewinnt oder ein schwedisches Team, sind das auch Momente, wo ich vor dem Fernseher weine.» Obwohl sie dem Sport den Rücken gekehrt hat, ist Malin Jaunin-Nydahl immer noch viel in Bewegung. Dafür sorgen ihre drei Hunde aus einem spanischen Tierheim. Wenn sie nicht arbeitet, ist sie mit ihnen draussen. «Sie relativieren vieles. Egal mit welchem Problem im Kopf ich nach Hause komme – sie sind einfach immer glücklich. Das ist das Schöne an Hunden.»

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