Kreative Eigenproduktionen
In nur vier Monaten hat Burri mit Hilfe des Gestaltungsbüros Breitblick die Neu- und Umgestaltung vollzogen. Dabei kam ihm zugute, dass sein externer Partner das Unternehmen Orange schon gut kannte, denn Breitblick hatte bereits die Neugestaltung der Büros in Lausanne und Zürich begleitet, beides grosse mehrjährige Projekte. «Es ist enorm wichtig, dass externe Partner die Kultur eines Unternehmens kennen und wissen, wie die Leute ticken», sagt Burri. Der Inhaber von Breitblick, Daniel Rindlisbacher, bestätigt, dass es grundlegend für sie sei, in kurzer Zeit ein Gefühl für eine Firma und ihre Werte entwickeln zu können. «Den Einstieg in ein Projekt machen wir deshalb immer mit dem Management. Später beobachten wir, wie sich die Mitarbeitenden in den Räumen bewegen, wie sie sich verhalten, und wir gehen mit ihnen Kaffee trinken, um sie kennen zu lernen.»
In Biel verteilen sich die rund 200 Mitarbeitenden auf drei Stockwerke, in denen jeder Raum eine eigene Farbe bekam. Zudem konnte je ein Mitarbeitender eines Teams an einem Workshop im Atelier eines Künstlers gestalterisch tätig sein. Dabei wurden kreative Bilderrahmen, Holzkleiderständer oder mobile Elemente kreiert (siehe Bilder), die in den Räumen platziert wurden. «Auf diese Weise wollten wir die Mitarbeitenden miteinbeziehen, sie sollten ihre Arbeitsräume mitgestalten können», erklärt Burri. Die Meinungen der Mitarbeitenden seien bei Orange wichtig, sagt Burri, insbesondere in diesem Fall, weil sich rund die Hälfte der Leute einen Arbeitsplatz teilen muss. «Mit der künstlerischen Raumgestaltung geben wir ihnen etwas von der Individualität zurück, die sonst ein eigener Arbeitsplatz garantiert.»
Ein ganz wichtiges Anliegen bei der Arbeitsplatzgestaltung war das Licht. «Wir haben sehr viel dafür investiert, das Licht, die Helligkeit zu verbessern, da wir vorher sehr dunkle Flächen hatten», sagt Burri. Die drei «L», Licht, Luft, Lärm gehören gemäss Rindlisbacher denn auch zu den «Evergreens», die generell am meisten zu reden geben und bei denen es am schwierigsten ist, es allen recht zu machen.
Die Orange-Mitarbeitenden sind in Grossraumbüros mit 20 bis 50 Leuten eingeteilt. Sowohl die Kommunikations- und die Rechtsabteilung als auch das HR, zu dem das Facility Management gehört, sitzen im Grossraumbüro. «Auch der CEO ist im Grossraumbüro, und ich glaube, er ist stolz drauf», sagt Burri. «Unsere offene Unternehmenskultur spiegelt sich wider in der Raumgestaltung. Wir haben flache Hierarchien und duzen uns alle.» Als Rückzugsmöglichkeiten dienen sogenannte Bubbles, Extraanfertigungen aus Holz, die den Nutzer akustisch komplett von der Aussenwelt abschirmen, und Telefonkabinen, die für vertrauliche Gespräche genutzt werden können.
Sowohl Oliver Burri wie auch Massimo Carluccio haben sich gegen spezielle Extras entschieden, wie etwa Ruheräume oder aromatisierte Aufenthaltsorte. Carluccio meint dazu: «Als Schweizer Unternehmen liegt es nicht in unserer Kultur, uns in speziell aromatisierte Räume zurückzuziehen. Ich finde zwar, Goodies braucht es, aber sie sollen adäquat sein.» Auch Rindlisbacher empfiehlt seinen Kunden, Trends zu hinterfragen und gut zu überlegen, ob und in welcher Form sie in das Unternehmen passen. «Ich habe schon viele verwaiste Ruheräume gesehen, die bei Platzbedarf wieder in Büros umgewandelt wurden.»
Auch Nachbearbeitung gehört dazu
Im Nachhinein empfindet Burri nur die «sportliche Zeit», in der sie die Neuorganisation und die Umgestaltung durchgezogen haben, als Stolperstein. «Es gab Dinge, bei denen wir vielleicht nicht das hundertprozentig Beste herausgeholt haben», sagt er. Fehler, wie etwa eine lila Farbe in einem Büro, mussten später ausgebügelt, sprich umgestrichen werden – «Lila ist nicht gerade jedermanns Farbe …» Damit die Neu- oder Umgestaltung erfolgreich verläuft, braucht es gemäss Burri vor allem zwei Dinge: «Genügend Zeit einplanen und möglichst viele Leute von verschiedenen Abteilungen involvieren.»
Und damit genau solche Fehler wie die lila Farbe korrigiert werden können, braucht jedes Projekt eine Nachbearbeitung: «Nicht alles funktioniert so wie gedacht. Oft merken die Mitarbeitenden erst am neuen Arbeitsplatz, was für sie nicht stimmt, oder man hat einen Bedarf falsch eingeschätzt. Wird dann nichts gemacht, kann die Stimmung schnell in Verärgerung kippen», weiss Rindlisbacher aus langjähriger Erfahrung. Ebenso wichtig sei, dass die Inbetriebnahme gelinge: «Wenn beim Umzug nicht alles klappt, für den Mitarbeitenden wichtige Einrichtungen nicht funktionieren – und sei es nur die Kaffeemaschine –, wird es schwierig, die Mitarbeitenden für die neue Umgebung zu begeistern.»