Erfahrungsbericht

Outplacement auf eigene Rechnung

Auf privater Basis eine Outplacement-Beratung in Angriff zu nehmen, liegt  zunehmend im Trend. Doch hausieren geht man damit nicht. Ein Selbstzahlerin gibt anonym Auskunft.

Wie verlief Ihre Karriere, bis das Outplacement aktuell wurde?

Anonym: Nach meiner kaufmännischen Grundausbildung und einigen Berufsjahren im Back-Office einer Bank, arbeitete ich nach meiner Mutterschaftspause lange Zeit im Detailhandel. Bei einem grösseren Detailhändler – an der Front. Zuerst in einer Teilzeit-Anstellung, nach der Erhöhung des Arbeitspensums dann in einer Kaderfunktion, als Teamleiterin.

Weshalb eine Outplacement-Beratung – drohte Ihnen die Kündigung?

Nein. Aber kurz vor meinem fünfzigsten Geburtstag, vor rund anderthalb Jahren, wurde der Wunsch nach einer beruflichen Veränderung immer stärker. Die Entwicklung in meinem Berufsfeld, dass mit immer weniger Mitarbeitenden immer herausfordernde Resultate erreicht werden mussten, belastete mich immer mehr. Diese Entwicklung bedrohte zunehmend auch meine Funktion, ähnlich einem Gewitter, das immer näher kommt. Bevor der Blitz auch bei mir einschlägt, wollte ich Vorkehrungen für meine berufliche Zukunft treffen. Die branchenüblichen langen Arbeitszeiten, auch an Wochenenden und Feiertagen, die auch mein privates Sozialleben stark beeinflussten, wollte ich gerne hinter mir lassen.

Welche Gedanken haben Sie in dieser Zeit beschäftigt?

Ich wollte nicht nur für den Fall der Fälle gewappnet sein. Ich verspürte zudem den starken Wunsch, wieder zu meinen beruflichen Wurzeln, in die Bankenwelt, zurück zu kehren. Mir war aber sehr wohl bewusst, dass ich rund zwanzig Jahre lang nichts mehr mit dem Bankwesen zu tun hatte, und dass sich dieses während dieser Zeit wohl auch fundamental verändert hat. Deshalb scheute ich mich zunächst auch vor dieser Neuorientierung. Als sich dann auch mein Sohn für eine Lehre bei einer Bank entschied, wusste ich, dass ich diesen Weg gehen will. Die höheren Löhne und die besseren Sozialleistungen in der Finanzbranche waren zusätzliche Argumente, die mich in meinem Entschluss bestärkten.

Weshalb haben Sie als Privatperson eine Outplacement-Beratung gesucht?

Bis zu meiner Pensionierung waren es zu diesem Zeitpunkt noch fünfzehn Jahre hin. Diese lange Zeitspanne wollte ich mit einer Tätigkeit, die mich erfüllt, in Angriff nehmen. So begann ich, den Arbeitsmarkt zu sondieren und erste Bewerbungen zu schreiben, um meinen beruflichen Traum zu realisieren. Mit wenig Erfolg. Das war frustrierend und emotional sehr aufwühlend. Mir wurde klar, dass ich mir für das weitere Vorgehen wohl professionelle Unterstützung holen muss. Damit meine Bewerbungsschreiben endlich zu den erhofften Vorstellungsgesprächen führen und dann letztendlich auch zu einer neuen Stelle im Bankgeschäft.

Wie sind Sie auf Gabriela Licci von Schluchter, Licci & Partner gestossen?

Aus meinem Bekanntenkreis erhielt ich den Hinweis, mich doch einmal unverbindlich mit Frau Licci in Verbindung zu setzen. Weil ich nach wie vor in ungekündigter Stellung bei meinem Arbeitgeber tätig war, konnte ich diesen natürlich nicht in den Outplacement-Prozess mit einbeziehen.

Mit welchen Kosten für die Outplacement-Beratung haben Sie gerechnet?

Guter Rat ist teuer – aber den Preis wert. Mir war klar, welche Kosten mich in etwa erwarten. Den genauen Betrag möchte ich jedoch nicht nennen. Es waren aber weniger als 10'000 Franken – für eine mehrmonatige, intensive persönliche Beratung. Ich bereue keinen Franken, den ich dafür ausgegeben habe.

Welche Angebote beinhaltete das Programm, das Sie durchliefen?

Nach einer Standortbestimmung ging es darum, meinem Lebenslauf zu optimieren. Wir haben zusammen daran gearbeitet, meine Stärken und Kompetenzen, die ich in meinen Detailhandelsjahren erworben habe, so zu formulieren, dass auch eine Bank als künftige Arbeitgeberin daran Gefallen findet. Nach ersten Einladungen zu Bewerbungsgesprächen half mir Frau Licci, mit einem Interview-Training, mich für diese gezielt vorzubereiten. Dieser Prozess nahm einige Monate in Anspruch, in denen wir uns regelmässig trafen. Mein Alter, ich gehöre ja der Ü50-Generation an, war übrigens bei keinem meiner drei Vorstellungsgespräche ein Thema.

Was hat Ihnen das Outplacement gebracht?

Es war ein Glücksmoment für mich, meinem alten Arbeitgeber die Kündigung hinzulegen. Ein paar Monate später traf zudem genau das ein, was ich anfangs befürchtet hatte – meine Stelle wurde wegrationalisiert. Dank der Outplacement-Beratung habe ich die Tätigkeit gefunden, die ich mir ersehnt habe und die ich bis zu meiner Pensionierung auszufüllen gedenke. Meine Familie hat mich übrigens immer unterstützt und mich in meinem Entscheid bestärkt.

Wie herausfordernd waren denn die ersten Monate beim neuen Arbeitgeber?

Ich bin nun seit bald einem Jahr am neuen Ort tätig. Natürlich waren die ersten Monate herausfordernd. Aber ich habe mir das ja selber so ausgesucht. Das half mir, diese substanzzehrende Zeit gut zu überstehen. Meine neue Arbeit gefällt mir ausnehmend gut. Ich bin stolz auf mich, dass ich diesen nicht immer einfachen Weg gegangen bin – und heute die Stelle habe, von der ich in den letzten Jahren immer geträumt habe. Mein Mut wurde belohnt und ich bin glücklich und sehr zufrieden. Ich würde im Nachhinein den gleichen Weg nochmals gehen.

Wem würden Sie ein Outplacement auf privater Basis empfehlen?

Jeder Arbeitnehmer, der in einer ähnlichen Situation ist, sollte gleich von Anfang an die Unterstützung einer Outplacement-Beratung in Anspruch nehmen – auch auf privater Basis, wenn er die Möglichkeit hat. Ohne Unterstützung steht man auf verlorenem Posten. Es ist nicht mehr so einfach, wie vor zwanzig Jahren, einen neuen Job zu finden. 

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