«Quiet Hiring»: Warum Talentmobility die Branche bewegt
Die Zuweisung zusätzlicher Aufgaben an vorhandene Mitarbeitende wird beliebter, um Qualifikationslücken zu schliessen und vorhandene Talente optimal einzusetzen. Doch wie werden Mitarbeitende zu neuen Positionen befähigt, ohne sie zu überlasten?
Interne Mobilität spart Ressourcen und motiviert Arbeitnehmende. (Bild: iStock)
Wie die meisten modernen Volkswirtschaften ist auch die Schweiz mit einem historischen Arbeitskräftemangel konfrontiert und die Situation zusehends im Bewusstsein der Schweizer Bevölkerung angekommen: Die Alterung der Bevölkerung und die sich wandelnden Lebensweisen befeuern diesen zusätzlich und verändern den Arbeitsmarkt bereits heute grundlegend. Hinzu kommt, dass nach ersten Warnzeichen seit dem Sommer vergangenen Jahres auch die Konsequenzen in der Schweiz eindeutig spürbar sind, zeigt eine Studie der dynasjobs AG.
In vielen Branchen fehlt das spezialisierte Personal. Besonders gesucht sind in der Schweiz IT-Spezialisten, Pflegepersonal und Serviceangestellte. Allgegenwärtige Themen wie Arbeitsplatzwechsel, Entlassungen und Rezessionsängste beschäftigen die HR-Abteilungen zusätzlich. Neben Trendbegriffen wie Quiet Firing und Quiet Quitting, wurde auch der Begriff des Quiet Hiring seit dem letzten Jahr immer präsenter.
Der Begriff beschreibt die Praxis von internen Neubesetzungen, Positionswechseln oder kurzfristigen Abgaben von Aufgaben innerhalb der Organisationen an bereits vorhandenes Personal. Dieses Vorgehen wird auch gerne als interne Talentmobilität bezeichnet. Mitarbeitende nehmen in dem Unternehmen, für das Sie tätig sind, entweder zeitweise oder dauerhaft eine andere Position oder zusätzliche Aufgaben an. Der Vorteil für die Unternehmen: Es muss keine neue Fachkraft eingestellt werden. Der Nachteil für Mitarbeitende: Sie sind sich ihrer neuen Rolle und dem verborgenen Potenzial für ihre individuelle Weiterentwicklung im Unternehmen oft nicht bewusst. Die Begrifflichkeit ist neu, die Praxis dahinter jedoch eigentlich nicht: Geschuldet ist diese Situation dem Personalmangel und der weiterhin bestehenden Dringlichkeit bestimmte Positionen durchgehend zu besetzen. Aufgaben werden schnell neu verteilt und vermeintlich kurzfristig an die übrige Belegschaft ausgelagert.
Für Arbeitgebende sind die Vorteile sowohl Kosten- als auch Zeitersparnis im Bereich des Recruiting und des wegfallenden Onboardings neuer Mitarbeitendender. Für die Arbeitnehmenden sind positive Effekte Abwechslung im Arbeitsalltag und mehr Entwicklungs- und Weiterbildungschancen allgemein. In diesem Punkt treffen Unternehmen, häufig unbewusst, die Bedürfnisse ihrer Mitarbeitenden. Zuletzt zeigte die aktuelle Cornerstone Talent Mobility Studie, dass ganze 51 Prozent der Mitarbeitenden in EMEA angeben, ihr Unternehmen könne sie mit Möglichkeiten zur Weiterentwicklung und freien Entfaltung am besten bei der Kompetenzentwicklung unterstützen.
Die Meinungen sind geteilt: Einige Unternehmen sehen den Trend als einen der wichtigsten des Jahres 2023 an und bezeichnen ihn als essenziell, während andere ihn als eine Art Gegenspieler zum Quiet Quittung sehen. Fakt ist jedoch, wer die Methodik richtig einsetzt, kann bei seinen Mitarbeitenden durch Karriere- und Weiterbildungsmöglichkeit punkten.
Wie sich Quiet Hiring in Unternehmen einschleicht
Wenn mehr Aufgaben übernommen werden, als in der eigentlichen Position vorgesehen waren, und Mitarbeitende sich gezwungenermaßen umorientieren müssen, kann dies gefährlich werden. Besonders wenn durch den Wechsel verstärkt Überstunden anfallen. Mangelnde Kommunikation bricht in diesem Fall Unternehmen das Genick in puncto Mitarbeiterbindung.
Wer jedoch gezielt dem Quiet Hiring vorbeugt und es als Chance für interne Mobilität sieht, kann gestärkt aus der Situation hervorgehen. Mit einem konsequenten Fokus und Investitionen im Bereich der Talentmobilität können sowohl Unternehmen als auch ihre Mitarbeitenden stärker und schneller wachsen, hier geht es nicht immer nur um vertikale Karrierepfade, Mitarbeitenden können auch horizontale Entwicklungspfade eröffnet werden. Relevant ist in jedem Fall eine Kultur des gemeinsamen Wachsens, eine optimierte Mitarbeitendenerfahrung, sowie die Erstellung von kurz- und langfristigen Karrierepfaden für alle Angestellten.
Interne Mobilität statt Quiet Hiring
Wer Quiet Hiring in seinem Unternehmen verhindern möchte, kann hier zum Beispiel auf KI basierte HR-Software zurückgreifen. In offenen Tools können Mitarbeitende ihre Karrierechancen innerhalb ihrer Organisation erkunden und ihre Karriereschritte gezielt planen. Skillsbasierte Technologien ermöglichen da umfassende Einblicke in Karriere- und Weiterbildungsmöglichkeiten innerhalb der Organisation.
Arbeitgebende sind heute dazu angehalten ihren Mitarbeitenden umfassende Lehrmöglichkeiten zur Verfügung zu stellen, um Skills-Lücken langfristig zu schliessen. Gehen Unternehmen entsprechend transparent vor und setzen auf eine strategisch offene Kommunikation bezüglich interner Entwicklungsmöglichkeiten beugen sie nicht nur dem Quiet Hiring vor, sondern bedienen auch die dringendsten Bedürfnisse ihrer Mitarbeitenden. Damit gehen Unternehmen die aktiv Talentmobilität in ihrer Personalstrategie verankern gezielt einige der dringlichsten Herausforderungen in Bezug auf Personalplanung, Mitarbeiterproduktivität, Engagement und Mitarbeitendenbindung an. Darüber hinaus können Unternehmen dank interner Mobilität nicht nur die Kosten für das Recruiting und Onboarding neuer Mitarbeitender reduzieren, sondern auch ihren Bedarf nachhaltig besser planen.