So gelingt Wiedereingliederung
Nicht immer verläuft die Reintegration eines verunfallten oder erkrankten Mitarbeitenden reibungslos. Der bei der Mobiliar tätige HR Geschäftspartner Olivier Desponds erläutert, worauf es dabei ankommt.
«Eine erfolgreiche Eingliederung beginnt mit einer Vereinbarung zwischen der mit ärztlicher Unterstützung zu integrierenden Person, dem durch die Personalabteilung vertretenen Unternehmen sowie dem Abteilungsleiter, der den Mitarbeitenden im Prozess begleitet», erklärt Olivier Desponds, HR-Geschäftspartner bei der Mobiliar. Grundsätzlich gehe es darum, die Bedürfnisse der beteiligten Parteien offenzulegen, Verbindlichkeiten zu schaffen und das Vertrauen aller Beteiligten zu stärken. Im Wiedereingliederungsprozess liefere das Ressourcenorientierte Eingliederungsprofil (REP) zur ärztlichen Einschätzung der Ressourcen eines Mitarbeitenden eine transparente Diskussionsbasis. «Auch bei reduzierten persönlichen Kontakten eignet sich das Tool, um per Telefon- oder Videokonferenz gemeinsam Wiedereingliederungsmassnahmen zu erarbeiten», sagt Desponds. Dieses Vorgehen steigere die Erfolgsaussichten. «Eingliederungen sind wesentlich erfolgreicher, wenn eine Kommunikation zwischen der einzugliedernden Person und dem Arbeitgeber existiert.»
Rückkehr beschleunigen
Im betrieblichen Gesundheitsmanagement setzt auch die Mobiliar auf den REP-Standard. «Dadurch erhalten wir detailliertere Informationen über den Gesundheitszustand des Mitarbeitenden und können feststellen, wie die Zusammenarbeit mit den Betroffenen verläuft.» Damit der Wiedereingliederungsprozess positiv verläuft, müssen sich Arbeitgebende und Arbeitnehmende in einem offenen Gespräch über die gewünschten, möglichen und zumutbaren Tätigkeiten einigen. Als Beispiel nennt Desponds einen technischen Servicemitarbeitendenden mit einer körperlichen Beeinträchtigung. «Mit dem REP haben wir seine Restaktivität bestimmt. Damit ist es gelungen, seine Rückkehr an den Arbeitsplatz zu beschleunigen.» Um die Belastung und Genesung des Mitarbeitenden effektiv zu steuern, sei die ärztliche Betreuung wichtig gewesen. «Als Arbeitgeber haben wir wiederum ein besseres Verständnis zum Gesundheitszustand unseres Mitarbeitenden entwickelt.» Insgesamt zieht Desponds ein positives Fazit: «Das Vertrauen zwischen Arbeitnehmendem, Arzt und uns als Arbeitgeber hat sich deutlich verbessert, seit wir das REP einsetzen.» Zudem habe sich das auch wirtschaftlich positiv ausgewirkt.
Abgesehen von solchen Erfolgsgeschichten fällt die Rückschau auf die berufliche Integration über alle Branchen hinweg für Desponds eher ernüchternd aus. Und das trotz der Energie, die von Personalabteilungen und Case Managern aufgebracht wird, um Mitarbeitende wieder am Arbeitsplatz zu integrieren. Weshalb viele Reintegrationen harzig verlaufen, liege häufig an den Teamleiterinnen und Teamleitern. «Sie sind ein Schlüsselelement für einen positiven Integrationsverlauf. Allerdings nehmen viel zu wenige ihre Verantwortung wahr.» Zu deren Verteidigung lasse sich aber sagen, dass sie nicht immer über die Mittel und Möglichkeiten verfügen, die für eine Wiedereingliederung erforderlich sind. Umso notwendiger seien geeignete Massnahmen, um so viele Rentenfälle wie möglich zu vermeiden.
Doch was heisst das genau? Präventive Massnahmen wie Online-Schulungen, psychologische Unterstützung oder eine Telefonhotline zu Fragen zum Arbeitsverhältnis mögen für aktive Mitarbeitende ausreichen. Damit lässt sich eine berufliche Wiedereingliederung jedoch kaum bewerkstelligen. Zudem erweist sich die Homeoffice-Anweisung in der aktuellen COVID-19-Krise als Hürde, um Betroffene bei der Wiedereingliederung angemessen zu unterstützen. Gemäss Desponds dürften sich mit dem Ende der Pandemie die Folgen für die Wirtschaft und die Arbeitnehmenden verschärfen: «Phasen der steigenden Arbeitslosigkeit gehen häufig mit einer Zunahme von Langzeitabsenzen einher und damit mit mehr Menschen, die sich im Berufsleben wieder eingliedern müssen. Das gilt es äusserst genau zu verfolgen.»
Fünf Tipps zur Reintegration
- Transparenz ist die Voraussetzung für ein vertrauensvolles Miteinander aller Beteiligten.
- Der REP-Standard kann als Basis für einen offenen, vertrauensvollen Austausch dienen.
- Wichtig für den Integrationsprozess ist ein gemeinsames Verständnis bezüglich der gewünschten, möglichen und zumutbaren Tätigkeiten der betroffenen Person.
- Insgesamt erzielen zu viele Reintegrationsprojekte keinen gewünschten Erfolg.
- Teamleiterinnen und Teamleiter spielen eine Schlüsselrolle für eine erfolgreiche Wiedereingliederung.
REP
Oft kennt die ärztliche Beurteilung der Arbeitsfähigkeit nur die Farben Schwarz und Weiss, alles oder nichts. So beträgt die Arbeitsunfähigkeit in 80 Prozent der Arztzeugnisse 0 oder 100 Prozent. Hauptgrund dafür sind mangelnde Kenntnisse der Ärzte über die genauen Anforderungen und Rahmenbedingungen am Arbeitsplatz ihres Patienten. Um eine schrittweise, erfolgreiche Reintegration zu ermöglichen, sind Grautöne wichtig. Das Ressourcenorientierte Eingliederungsprofil (REP) ermöglicht eine ärztliche Beurteilung der Ressourcen von Patienten, die längere Zeit nicht vollständig arbeitsfähig sind und über einen Arbeitsplatz verfügen.
compasso.ch/ressourcenorientiertes-eingliederungsprofil-rep-.htm