Future of Work

So transformiert KI die Arbeitsplätze

Wie beeinflussen künstliche Intelligenz und generative KI den Arbeitsplatz der Zukunft? Dazu Expertinnen und Experten von Oracle und Deloitte.

Bei der Einführung von KI im Unternehmen muss man sich Zeit nehmen und sich tiefere Gedanken machen. (Bild: iStock / metamorworks


Künstliche Intelligenz (KI) und generative KI verändern die Arbeitswelt. Führungskräfte müssen daher die damit verbundenen Herausforderungen meistern und Chancen nutzen. 

Um Einblick in diese Veränderungen zu erhalten, hat «HR Today» drei Expertinnen und Experten befragt: Marc Beierschoder, Partner und AI & Data Lead bei Deloitte Schweiz, Yvan Cognasse, Head of Insight & Enterprise Architects bei Oracle Northern Europe, und Céline Haffner, Director of HR Transformation bei Oracle. 

Sie teilen offen ihre Perspektiven darüber, wie KI die Arbeitsplätze verändert, die Kreativität fördert, die Sicherheit verbessert und die Rollen neu definiert. 


HR Today: Wie können Unternehmen auf die Sorgen ihrer Mitarbeitenden reagieren, dass KI ihre Arbeitsplätze ersetzen könnte? 

Marc Beierschoder: KI wird nicht verschwinden. Und man konkurriert nicht gegen die KI, sondern gegen die Menschen, die KI nutzen. Unseren Kundinnen und Kunden raten wir, die Angst vor KI zu bekämpfen, indem sie ehrliche Gespräche mit den Mitarbeitenden führen und ihnen praktische KI-Workshops anbieten. Wir zeigen den Mitarbeitenden, wie sie durch die Automatisierung viele Stunden an Routinetätigkeiten einsparen und diese stattdessen für strategische und kreative Arbeit nutzen können. Es ist durchaus möglich, Ängste in Begeisterung umzuwandeln, wenn Mitarbeitende aus erster Hand das Potenzial von KI aus erster Hand erleben.


«Man konkurriert nicht gegen die KI, sondern gegen die Menschen, die KI nutzen.»
– Marc Beierschoder, Partner und AI & Data Lead, Deloitte Schweiz 

Yvan Cognasse: Transparenz und eine frühzeitige Einbindung der Mitarbeitenden sind entscheidend, um Widerstände abzubauen. Eine offene Kommunikation bei der Einführung von KI fördert Vertrauen. Oracle bindet die Mitarbeitenden aktiv in die KI-Planung ein und stärkt dadurch ihr Verantwortungsbewusstsein. Wir schulen sowohl Mitarbeitende als auch Führungskräfte. Die Bildung auf allen Ebenen hilft, KI zu entmystifizieren und Ängste in Zuversicht zu verwandeln. 

Céline Haffner: Die Bewältigung des KI-getriebenen Wandels ist eine Reise, die damit beginnt, den Mitarbeitenden aufzuzeigen, welchen Mehrwert die KI schaffen kann. Wir sollten uns auf schnelle Erfolge konzentrieren, die die Mitarbeitenden unmittelbar sehen und erleben können. Das Aufzeigen von Vorteilen hilft, die Angst vor dem Stellenverlust zu verringern.


Bedroht KI die Kreativität am Arbeitsplatz?

Cognasse: KI fördert die Kreativität, indem sie die Möglichkeiten erweitert. Zudem ist die KI ein leistungsfähiges Werkzeug, um Kreativität zu fördern, anstatt sie zu ersticken. Beim Brainstorming mit KI gewinnt man oft eine neue Perspektive. Denn KI hat keine Vorurteile oder Absichten – sie hilft vielmehr, über den Tellerrand hinauszuschauen. Die Kombination von menschlichem Fachwissen und von KI führt somit zu innovativeren Lösungen.

Beierschoder: Die KI demokratisiert die Kreativität, indem sie die Ausgangslage verbessert und die kreativen Fähigkeiten aller steigert. Menschen, die bisher eher weniger kreativ waren, können nun eher qualitativ hochwertige Arbeiten produzieren. Diejenigen, die bereits hervorragend sind, können ihre Grenzen noch weiter verschieben. Insbesondere im Marketing und bei Übersetzungsdienstleistern können KI-gesteuerte Effizienzsteigerungen die Kosten drastisch senken und die kreativen Möglichkeiten erweitern.

Welche Fehler machen Unternehmen bei der Einführung von KI?

Beierschoder: Das grösste Risiko besteht darin, dass Unternehmen die kulturellen Auswirkungen unterschätzen und den erforderlichen kulturellen Wandel, den die Einführung von KI bedarf, übersehen. Sie sollten sich die Frage stellen, ob sie bereit sind, Entscheidungen auf der Grundlage von Daten statt auf der Basis von Intuition zu treffen. Der Erfolg von KI hängt von der Offenheit für Veränderungen und der Bereitschaft ab, datengesteuertes Denken zu übernehmen.


«Ich rate davon ab, sich ausschliesslich auf «Quick Wins» zu konzentrieren.»
– Yvan Cognasse, Head of Insight & Enterprise Architects, Oracle Northern Europe

Cognasse: Eine fehlende Strategie führt zu verstreuten, ineffektiven KI-Projekten. Ich rate davon ab, sich ausschliesslich auf «Quick Wins» zu konzentrieren, ohne die KI-Bemühungen an den Geschäftszielen auszurichten. Es braucht einen Fahrplan für die KI-Transformation, der an strategische Ziele gebunden ist. Ohne die Unterstützung der Geschäftsleitung und eine langfristige Vision werden KI-Initiativen keinen nachhaltigen Wert liefern.

Haffner: Die Vernachlässigung des Change Managements ist ein entscheidender Fehler. Wichtig ist insbesondere die Notwendigkeit von Schulungen und Weiterbildungsmassnahmen. Die Mitarbeitenden müssen verstehen, wie KI funktioniert und wie sie ihre Empfehlungen interpretieren können. Die Einführung von KI kann nicht automatisch erfolgen – die Mitarbeitenden müssen bei jedem Schritt mit einbezogen werden.


Wie sollten Unternehmen die Themen KI-Sicherheit und -Ethik angehen?

Beierschoder: Die Sicherheit muss vom ersten Tag an in jedem KI-Projekt berücksichtigt werden. Wir bei Deloitte führen stets Risikobewertungen durch, implementieren mehrschichtige Sicherheitsfunktionen und schulen unsere Mitarbeitenden mit Best Practices. Das Vertrauen hängt davon ab, dass wir sensible Daten schützen und Transparenz gewährleisten.

Cognasse: KI kann sich selbst absichern, indem sie komplexe Konfigurationen vereinfacht. Nehmen wir als Beispiel das Zero-Trust-Sicherheitsmodell von Oracle, das von KI unterstützt wird. Mit natürlichen Sprachbefehlen wie «Zugriff für Nichtmitarbeitende sperren» automatisiert die KI Schutzmassnahmen über mehrere Systeme hinweg. Dies zeigt, wie KI das Sicherheitsmanagement vereinfachen und gleichzeitig den Schutz verbessern kann.


Wie wird KI das HRM und die Employee Experience verändern?

Haffner: Das HR muss KI nutzen, um die Employee Journey zu hyperpersonalisieren. Ich kann mir vorstellen, dass KI die Personalabteilungen verändern wird, indem sie die Erfahrungen auf die einzelnen Mitarbeitenden zuschneidet. KI kann Leistungsbeurteilungen optimieren, Karrierewege vorhersagen und personalisierte Entwicklungspläne vorschlagen. Insbesondere ermöglicht sie, HR-Prozesse intelligenter und reaktionsschneller zu machen.


«Das HR muss KI nutzen, um die Employee Journey zu hyperpersonalisieren.»
– Céline Haffner, Director of HR Transformation, Oracle

Beierschoder: Die Einführung von KI beginnt an der Spitze, weshalb Managerinnen und Manager zu KI-versierten Führungskräften werden müssen. Sie sollten KI-Tools selbst aktiv nutzen und mit den Mitarbeitenden sowohl Erfolge als auch Misserfolge teilen, um Vertrauen aufzubauen. Dabei müssen HR-Führungskräfte transparent, einfühlsam und anpassungsfähig sein. 


Welches Mindset ist für eine erfolgreiche KI-Einführung erforderlich?

Cognasse: KI ist eine Chance, die Art und Weise, wie wir arbeiten, neu zu definieren. Führungskräfte sollten KI als Chance sehen, die Rollen und Prozesse neu zu überdenken, indem repetitive Aufgaben an die KI delegiert werden. Dies ermöglicht die Konzentration auf eine sinnvolle, menschenzentrierte Arbeit – was oft auch mehr Freude bereitet.

Haffner: Die Führungskräfte stehen bei der Einführung von KI an vorderster Front. Es ist deshalb wichtig, dass sie in diesem Bereich weitergebildet werden. Denn sie stehen in direktem Kontakt mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und müssen in die Lage versetzt werden, in einem KI-geprägten Umfeld führen zu können. Ihre Unterstützung stellt sicher, dass die gesamte Belegschaft in dieser neuen Ära gedeihen kann.

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Online-Redaktorin, HR Today. jc@hrtoday.ch

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Daniel Thüler

Daniel Thüler, Chefredaktor HR Today, daniel.thueler@hrtoday.ch

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