«In Spanien muss HR in neue Kompetenzen investieren»
Andere Länder, andere Sitten. Das gilt auch für das HR. In unserer Sommerserie stellen wir die Personalarbeit in den unterschiedlichsten Ländern vor. Maite Sáenz ist Direktorin in Spanien und erläutert, wo ihr Heimatland Nachholbedarf hat.
Maite Sáenz ist Direktorin einer auf Management- und Leadership-Themen spezialisierten Mediengruppe in Spanien. (Bild: 123RF/Montage: jobindex media ag)
Frau Saenz, was sind die aktuellen HR-Trends in Spanien?
Maite Sáenz: Wir erleben gerade eine spannende Zeit in Spaniens Personalwesen, da HR gerade dabei ist, seinen Wertbeitrag und die Rolle als Business-Partner neu zu definieren. Drei Trends stehen im Fokus:
- Engagement: Die letzten Jahre waren sehr schwierig für Organisationen und HR-Professionals, die gezwungen waren, harte Massnahmen wie Personalabbau, Lohnrückgänge, etc. umzusetzen. «Mit weniger mehr machen» war lange Zeit die Devise. Damit ist auch das Engagement der Mitarbeitenden gegenüber ihrem Unternehmen kleiner geworden.
- Employer Branding: HR arbeitet hart daran, neue Employer Brands zu schaffen und versucht zu zeigen, dass Firmen auch wirklich das tun, was sie vorgeben zu tun. Employer Branding ist mehr als nur das hübsche Gesicht der Firmen oder der Art, wie sie von Märkten, Kandidaten oder Konsumenten gesehen werden; Employer Branding hat auch damit zu tun, wie Angestellte fühlen, wenn sie für die Firma arbeiten, und mit welchen Erfahrungen – neben Lohn – sie belohnt werden. Das zeigt sich auch in den Social Media, wo Employer Branding ebenfalls neuen Regeln folgt: Transparenz, Ehrlichkeit, Werte.
- Eine grosse Herausforderung für HR Manager ist der Return on Investment von HR-Strategien, KPIs und Kennzahlen. HR-Verantwortliche haben zu viel Zeit damit verbracht, über Talent, Entwicklung, Leadership und Soft Management-Konzepte zu reden, ohne aber eine integrierte Version von all dem zu haben. Jetzt müssen sie alle ihre Investitionen gegenüber dem Verwaltungsrat verteidigen: warum, wozu, wie und vor allem wie viel eine Massname dem Unternehmen bringt. Die Sprache des Business zu sprechen ist ein Muss für HR-Verantwortliche.
Vor welchen Herausforderungen steht das HR in Spanien langfristig?
Neben obenstehenden Punkten kommt eine grosse Herausforderung auf HR Manager zu: ihre eigenen Fähigkeiten. Sie müssen in neue Kompetenzen investieren, mehr auf Digitalisierung setzen und mehr Vertrauen in ihren Wertbeitrag haben.
Zur Person
Maite Sáenz ist Direktorin der ORH – Observatory of Human Resources, einer Mediengruppe mit Sitz in Madrid, die auf Management- und Leadership-Themen spezialisiert ist. Sie arbeitet seit über 20 Jahren im Wirtschafts-Journalismus und hat für diverse nationale Zeitungen, Agenturen und Magazine geschrieben.
Wo hat das HR in Spanien Nachholbedarf?
Zuallerst muss HR strategischer werden. Das bedeutet, es muss quantifizieren können, was es tut. Möglicherweise ist Technologie eine grosse Chance fürs HR, um eine ähnliche Position zu erreichen wie andere Abteilungen im Unternehmen, etwa wie Marketing oder die Finanzabteilung. Big Data könnte eine Möglichkeit bieten, um Personaldaten in Informationen umzuwandeln, die zu businessrelevanten Entscheidungen führen.
Worauf muss das HR im Umgang mit den Mitarbeitenden achten? Was ist den Mitarbeitenden in Spanien wichtig?
Spanische Mitarbeiter fragen nach Work-Life-Balance und Flexibilität, Entwickungsmöglichkeiten, eine gute Arbeitsumgebung und natürlich nach Gründen, um ihrer Firma vertrauen zu können.
Wie wollen die Mitarbeitenden in Spanien geführt werden?
Leadership muss ehrlich, transparent, ethisch und grosszügig sein. Mitarbeitende müssen wieder Vertrauen in ihre Vorgesetzten fassen und in das, was sie für ihre Vorgesetzten tun können. Es ist an der Zeit, dass die Chefs das tun, was sie sagen. Die Mitarbeitenden in Spanien suchen Führungskräfte, von denen sie lernen können.