«In Schweden brauchen wir transparentere Prozesse»
Andere Länder, andere Sitten. Das gilt auch für das HR. In unserer Sommerserie stellen wir die Personalarbeit in den unterschiedlichsten Ländern vor. Mathilda Welin Brook, HR Manager in Stockholm, erläutert die Herausforderungen für Personaler in Schweden.
Mathilda Welin Brook wohnt in Stockholm. (Bild: 123RF/Montage: jobindex media ag)
Frau Welin Brook, was sind die aktuellen HR-Trends in Schweden?
Mathilda Welin Brook: Alle Trends aufzuzählen wäre schwierig und ich glaube, es kommt auch auf die Branche und den Firmentyp an. Wenn ich jedoch zwei Themen und Trends wählen müsste, von denen ich denke, dass sie einen Einfluss auf die HR-Arbeit haben, würde ich Digitalisierung und Mobilität wählen. Die Digitalisierung hat heute auf alle Komponenten und unterstützende Funktionen in einem Unternehmen einen Einfluss. Der globale Markt an Möglichkeiten für Talente war wahrscheinlich noch nie so einfach zugänglich wie heute. Um wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen wir die Augen offen halten und schauen, was um uns herum passiert und uns von neuen Lösungen inspirieren lassen. Kurz gesagt müssen wir beweglicher und offener gegenüber neuen Ideen werden, in Bezug darauf, wie wir ein Talent ansehen, wie wir es anziehen und es pflegen.
Vor welchen Herausforderungen steht das HR in Schweden langfristig?
Ganz oben stehen Talent Management-Themen: Wie können wir effektive Lösungen für Talente erstellen, um ihre Fähigkeiten am besten nutzen zu können? Beim Talent Management gibt es keine allgemeingültige Lösung; es ist ein Prozess, der für die Organisation und seine Individuen zugeschnitten werden muss. Wir befinden uns schon länger in einer globalen wissenszentrierten Wirtschaft und der Wettbewerb um grossartige Leute ist stärker denn je. Eine langfristige Herausforderung ist es, wie immer, die interessanten Talente, ihre Motivation und wie sie ticken zu verstehen.
Zur Person
Mathilda Welin Brook arbeitet als HR Manager bei Nordics Enghouse Systems und wohnt in Stockholm. Sie hat an der Lund Universität in Schweden studiert und einen Bachelor in Service Management sowie einen Master in Managing People, Knowledge and Change.
Wo hat das HR in Schweden Nachholbedarf?
Ich glaube, dass es verschiedene Aspekte gibt, woran wir arbeiten können, die aber für alle Firmen unterschiedlich sind. Generell bin ich der Ansicht, dass Transparenz der Schlüssel ist wenn es darum geht, wie sich HR verbessern kann. Es braucht transparentere Prozesse und eine klare Kommunikation, so dass informierte Mitarbeiter Entscheidungen treffen können und die Möglichkeit haben, Einfluss zu nehmen.
Worauf muss das HR im Umgang mit den Mitarbeitenden achten? Was ist den Mitarbeitenden in Schweden wichtig?
Obwohl Studien zeigen, dass Geld ein wichtiger Faktor ist, zeigen Untersuchungen auch, dass Geld allein nicht der Hauptgrund ist, weshalb Mitarbeiter in einem Unternehmen bleiben. Soziale Beziehungen, etwa eine gute Beziehung zu Vorgesetzten und Kollegen ist ein wichtigerer Faktor, eine gute Work-Life-Balance ist manchmal sogar noch wichtiger. Auch als Angestellter grosse Gestaltungsfreiheit zu haben, ist ein Thema, das ich als wichtig erachte. Ich würde sagen, dass HR und Manager sich selbst einen Gefallen machen, wenn sie die individuelle Motivation der Arbeitnehmer im Auge behalten. Besonders bei Schlüsselfiguren.
Wie wollen die Mitarbeitenden in Schweden geführt werden?
Natürlich ist jeder verschieden, aber ich glaube, die Schweden haben generell eine extrem unprätentiöse Art, Organisationen anzuschauen. Statt den Fokus auf Hierarchien zu legen, müssen Vorgesetzte vermehrt darauf achten, dass die Mitarbeitenden mobil arbeiten können. Fragen Sie sich selbst, wie Sie eine inner-unternehmerische Kultur schaffen können und so Talente anziehen, die sonst selber Unternehmer geworden wären.