Überraschende Erkenntnisse zum Kündigungsverhalten
Die vierte Ausgabe der von HR Today und dem Unternehmen von Rundstedt durchgeführten Arbeitsmarktstudie zur Kündigungspraxis in der Schweiz mit 950 Teilnehmenden sorgte während der Online-Präsentation am 5. Oktober 2021 für einige Überraschungen.
Pascal Scheiwiller. (Foto: zVg)
Beispielsweise, dass Arbeitnehmende ungeachtet ihres Geschlechts, ihrer Funktion, Bildung oder Arbeitspensen gleichermassen von Kündigungen betroffen sind, immer mehr Firmen aber dazu übergehen, Arbeitnehmende auch kurz vor der Pensionierung zu entlassen. «Das ist heute kein Tabu mehr», sagt von-Rundstedt-CEO Pascal Scheiwiller. Drei Viertel aller Kündigungen würden wegen Restrukturierungen ausgesprochen. Bei Einzelentlassungen waren Leistung und Verhalten die häufigsten Kündigungsgründe, nicht etwa fehlende Kompetenzen. «Daraus lässt sich schliessen, dass die Pandemie in erster Linie zu einer strategischen Neuausrichtung der Firmen geführt hat», sagt Scheiwiller.
Den Schweizer Politikern windet er bei der Pandemiebewältigung ein Kränzchen: «Die Kurzarbeitsentschädigungen und Unterstützungsleistungen funktionierten. Es kam zu keinem übermässigen Stellenverlust.» Entliessen Firmen Mitarbeitende dennoch, stellten 79 Prozent der Arbeitgebenden sie frei, während 64 Prozent ein Outplacement oder 45 Prozent eine finanzielle Abgangsentschädigung zahlten. «Aufhebungsvereinbarungen haben sich als Standard durchgesetzt», erklärt Scheiwiller. Davon profitierten nicht nur Kaderfachleute, sondern auch Angestellte.
Weitere Aspekte, die beleuchtet wurden? Arbeitszeugnisse und die fehlende Bereitschaft, Referenzauskünfte zu erteilen, das sinkende Vertrauen zwischen Arbeitgebenden und -nehmenden sowie die Lücke zwischen gelebter und kommunizierter Agilität. In der anschliessenden Diskussionsrunde konnten sich die Teilnehmenden zu den Themen Kündigungsleistungen, Arbeitszeugnis und Agilität in Unternehmen äussern. «Hat man ein Budget von 5000 bis 25'000 Franken, muss man den Mitarbeitenden gut kennen», meinte ein Teilnehmender zu den Abgangsentschädigungen. «Die meisten wollen zunächst Geld sehen. Dann muss man ihnen klar machen, dass es um ihre Zukunft geht.» Von Arbeitszeugnissen halten die Teilnehmenden nicht viel: «Wenn überhaupt, lese ich nur den Schlusssatz», meinte etwa eine Teilnehmende. Zum Thema Agilität bemängelte ein anderer HR-Verantwortlicher, dass Führungskräfte immer noch in Funktionsbezeichnungen gefangen seien: «Sie kommen von den Tätigkeitsbeschrieben nicht weg.» Führungskräfte sollten jedoch vermehrt in Rollen denken und Mitarbeitende nach Veränderungen nicht zu lange im Ungewissen lassen.