Christophe Soutter, CEO/Unternehmensleiter ZfU – International Business School
1. Der Fokus der Weiterbildung liegt eindeutig auf karriererelevanten und sofort umsetzbaren Themen. Dies sowohl im Bereich der Fach- als auch der Sozialkompetenzen. Für die Unternehmen steht die Relevanz eines Kurses, das heisst der unmittelbare Nutzen für den jeweiligen Aufgabenbereich, im Mittelpunkt. Ganz nach dem Motto: Die Weiterbildung muss sich bezahlt machen.
2. Ja, die Firmen haben in der Rezession die Weiterbildungsbudgets teilweise gestrichen. Zudem wurden im Bereich Weiterbildung vermehrt Inhouse-Varianten nachgefragt. Im Weiteren stellen wir fest, dass die Weiterbildung und damit die Employability vielfach auf den Mitarbeiter übertragen wird. Das heisst: Der Mitarbeiter investiert Geld und Zeit in seine Arbeitsmarkt-Fitness.
3. Wir fokussieren unser Weiterbildungsangebot auf Führungskräfte und erkennen hier keinen Trend, dass nur noch junge High Potentials oder gestandene Kaderleute in die Weiterbildung geschickt werden. Geprüft und hinterfragt wird in erster Linie der Nutzen der zeitlichen und finanziellen Investition. «Nice to have»-Themen werden quer durch alle Zielgruppen gestrichen.
4. Bei der Zusammensetzung der Kurse stellen wir keine Veränderungen fest.
5. Wir bieten zahlreiche Fernlehrgänge und Fernseminare an. Distance Learning ist aber nicht für alle Lerntypen und alle Lerninhalte interessant. Tendenziell haben Topkader eine geringere Affinität für diese Art von Weiterbildung. Diese schätzen den persönlichen Kontakt und Austausch, das direkte Hinterfragen und Sich-einbringen-Können, was virtuelle Weiterbildung entweder gar nicht ermöglicht oder dann durch technische Barrieren erschwert.
Prof. Dr. Guy Ochsenbein, Mitglied des Management Board an der Hochschule für Wirtschaft der FHNW
1. In der Ausbildung geniessen englischsprachige Lehrgänge in Betriebsökonomie (International Management) grossen Zulauf, hinsichtlich fachlicher Spezialisierung sind Marketing und Finanzen besonders gefragt. In der Weiterbildung – und hier erkennt man die Interessen der Unternehmen noch unmittelbarer – sind Kurse und Lehrgänge besonders gefragt, die praxisnahe, schon während der Weiterbildung umsetzbare Kenntnisse in BWl, Führung, Personalmanagement und Unternehmenskommunikation vermitteln.
2. Die Nachfrage hat im Schnitt nicht abgenommen, wir stellen sogar wieder eine Zunahme fest. Tendenziell investieren Unternehmen, die eine klare (HR-)Strategie haben, mehr in die Kompetenzerweiterung ihrer Mitarbeitenden als jene, die keine oder nur ansatzweise eine Strategie haben. Letztere bauen in der Personalentwicklung eher ab und sparen damit kurzfristig (Kurs-)Kosten. Zur ungebrochenen Nachfrage tragen auch die Selbstzahler bei.
3. Vor allem Kader und solche, die es werden sollen. Es besteht ein guter Alters- und Gendermix.
4. Keine markanten Änderungen. Die Zahl der Selbstzahler hat etwas zugenommen. Darunter finden sich auch Leute, die vom Stellenverlust bedroht sind oder bereits stellenlos geworden sind und die mit einer Weiterbildung ihre Arbeitsmarktfähigkeit erhöhen wollen; das heisst, Leute besuchen auch Weiterbildungen, um sich in einem neuen Bereich zu qualifizieren, nicht nur, um sich in ihrem Gebiet (weiter)zuentwickeln. Die Zahl der kurzfristigen An- und Abmeldungen für Lehrgänge hat zugenommen.
5. Nein, in der Regel nicht; wir legen grossen Wert auf die Interaktion in und mit der Gruppe. Natürlich wird das selbstgesteuerte Lernen durch elektronische Medien und Plattformen (mit Interaktionsmöglichkeiten) unterstützt. In unseren internationalen Programmen wollen wir – der grossen Distanzen wegen – vermehrt auch Methoden zum Distance Learning einbauen. Diese verstehen sich aber auch dort als Ergänzungen zum Lernen im Gruppenverband mit physischer Präsenz der Teilnehmenden.
Dr. Matthias Straetling, Executive Director, Executive School of Management, Technology and Law (ES-HSG) Universität St. Gallen
1. Unternehmen und auch Teilnehmer haben immer schon die praktische Relevanz der Weiterbildungsprogramme in den Mittelpunkt ihrer Überlegungen und Entscheidungen gestellt. Dies hat sich zu einem regelrechten Trend in Richtung High-Impact Learning entwickelt, wobei dieser Impact möglichst direkt und unmittelbar messbar sein soll. Damit einher geht eine Entwicklung zu kürzeren Kursen, insbesondere wenn die Unternehmen die Weiterbildung finanzieren. So ist der Anteil an unternehmensfinanzierten Teilnehmern in MBA und Executive-MBA-Programmen erheblich zurückgegangen.
2. Was sich in den letzten Jahren verändert hat, ist der Entscheidungsprozess für Weiterbildungskurse, und zwar in einer auf den ersten Blick paradox erscheinenden Art und Weise. Einerseits sind die Entscheidungszeiträume länger, andererseits kürzer geworden. Das heisst, Unternehmen und individuelle Teilnehmer beschäftigen sich länger mit der Frage nach dem richtigen und für sie optimalen Kurs, was bei MBA- oder Executive-MBA-Programmen durchaus einen Zeitraum von ein bis zwei Jahren ausmachen kann. Andererseits werden die Anmeldefristen oft bis zum letzten Moment ausgenutzt, oft sogar noch darüber hinaus. So verständlich dies aus Teilnehmersicht ist, so schwierig wird es für Anbieter, ihr Programmportfolio zu planen. War früher schon Monate vor Kursbeginn die ungefähre Teilnehmerzahl absehbar, stellt sich diese heute erst extrem kurzfristig vor Kursbeginn heraus.
3. Das hängt stark von den Inhalten und den Formaten ab. Die HSG bietet ein Vollsortiment universitärer Weiterbildung an, dies vorrangig für Zielgruppen im Management, so dass die meisten unserer Teilnehmer Führungskräfte und High Potentials sind.
4. Nein, die Zusammensetzung hat sich nicht verändert.
5. Wir entwickeln unsere Weiterbildungsformate immer weiter, und haben gute Erfahrungen mit E-Learning-Elementen gemacht. Die Nachfrage hiernach ist in den letzten Jahren gestiegen, weil Firmen und individuelle Teilnehmer die Abwesenheit vom Arbeitsplatz als Entscheidungskriterium benutzen. Da man die Kurse aus Qualitätsgründen nicht einfach verkürzen kann, suchen wir nach Möglichkeiten, das Lernen von der Notwendigkeit der Präsenz im Klassenraum zu entkoppeln. Wir nutzen technologische Möglichkeiten einerseits zur Wissensvermittlung, aber auch als Lern- und Kommunikationsplattform für die Teilnehmer.
Armin Riebli, Leiter Angebote für Firmen, Klubschule Business Luzern
1. Das Interesse liegt hauptsächlich in fach- oder funktionsspezifischen Ausbildungen. Die Unternehmen suchen Schulungen, bei denen die Mitarbeitenden generelle Kompetenzen erlangen, die am Arbeitsplatz benötigt werden (Informatikkurse, Office-Anwendungen, diverse Sprachkurse). Aber auch Themen zur Selbstkompetenz und Persönlichkeitsentwicklung (vor allem Stufe Kader) sowie Work-Life-Balance sind beliebt und werden entsprechend nachgefragt.
2. Die Nachfrage ist anzahlmässig konstant geblieben. Vermehrt werden kürzere Lerneinheiten gesucht, um Defizite bei den Mitarbeitenden effizient zu kompensieren. Im Bereich der Industrie und der Dienstleistungen für diesen Gewerbezweig (Zulieferer) wurden Weiterbildungen seit der Krise sehr selektiv gebucht (keine Giesskannenschulungen mehr).
3. Bei den generellen Kompetenzen in den Bereichen Sprachen und Informatik sind alle Unternehmenshierarchien vertreten. Hauptsächlich besuchen Personen aus der Stufe Mitarbeitende bis zum mittleren Kader die von Firmen organisierten Weiterbildungen, da die Klubschule Business für diese Zielgruppen eine grosse Auswahl an passenden Kursen mit starkem Praxisbezug anbietet. Unsere kürzlich entwickelten branchenspezifischen Sprachmodule sind ein gutes Beispiel dafür: Auf dem Bau, in der Hotellerie oder in Spitälern sprechen viele Mitarbeitende nicht gut genug Deutsch und brauchen das branchenspezifische Vokabular. Für diese Zielgruppen bieten wir neuerdings auf ihre Bedürfnisse zugeschnittene Sprachkurse an.
4. Eine grundsätzliche Veränderung der Zusammensetzung ist nicht bemerkbar. Wir stellen jedoch fest, dass vermehrt Personen mit dem Auftrag in Ausbildungen geschickt werden, ihr Wissen danach als «Multiplikatoren» im Betrieb zu verbreiten. Dadurch können Unternehmen die Weiterbildungskosten ihrer Mitarbeitenden senken.
5. Nein, denn der persönliche Kontakt ist bei Firmenkunden nach wie vor das A und O und wird von diesen auch erwartet. Die Nachfrage geht vermehrt in die Richtung, den Präsenzunterricht mit kurzen «Schulungshäppchen» zu ergänzen, die in Form von E-Learning oder Videosequenzen jedem Mitarbeitenden zur Verfügung stehen. Als Lernpartnerin können wir interessierten Kunden bestehende alternative Lernformen zum Präsenzunterricht anbieten oder wir suchen gemeinsam gezielt geeignete Partner, die sich darauf spezialisiert haben.