Viele Wege führen ins HR
Der Bereich HR erfreut sich als Ausbildungsgang grosser Beliebtheit. Die Möglichkeiten, ins Personalwesen einzusteigen, haben in den letzten Jahren zugenommen. Es führen ganz verschiedene Werde- und Studiengänge zum Ziel.
Die Ausbildungswege zu einem qualifizierten Job im Bereich Human Resources haben sich in den letzten Jahren stark gewandelt. Auf der einen Seite bieten Höhere Fachschulen, Fachhochschulen und Universitäten Bachelor- und Masterabschlüsse im Bereich HR an. Auf der anderen Seite sind die Ausbildungs-möglichkeiten im Bereich der eidgenössisch anerkannten Berufsprüfungen ausgebaut worden, die Berufsleute direkt aus der Praxis ansprechen.
Dieser ausgeprägte Bezug zum Arbeitsmarkt ist ein Plus des schweizerischen Berufsbildungssystems: Es erlaubt Berufsleuten, sich nach der Grundausbildung berufsbegleitend weiterzuqualifizieren. Das gilt auch für den Bereich HR: Unter jungen Berufsleuten gehört das Personal-wesen zu den beliebtesten Arbeitsgebieten. Doch der Einstieg in dieses begehrte Berufsfeld gestaltete sich bis vor einigen Jahren schwierig, weil den Interessierten oft die nötige einschlägige Berufspraxis fehlte. Die 2008 eingeführte Zertifikatsprüfung «Personalassistent/in» erleichterte den Zugang zum Personalwesen. Für die Prüfung ist keine Berufs-erfahrung im Personalwesen nötig, sondern eine abgeschlossene Berufslehre oder Matura plus zwei Jahre allgemeine Berufspraxis.
Weil administrative Tätigkeiten die Basis des HR bilden, schafft das Zertifikat Personalassistent/in die Grundlage für eine weitere Tätigkeit im HR. Das Zertifikat ist keine eidgenössisch anerkannte Prüfung, aber die Voraussetzung für die Zulassung zu den weiteren eidgenössisch anerkannten Berufsprüfungen im HR-Bereich. Seit 1996 gibt es den Abschluss HR-Fachmann/-frau mit eidgenössischem Fachausweis und seit 2002 das Diplom eidgenössisch diplomierte/r HR-Leiter/Leiterin.
Es existieren zahlreiche Weiterbildungsinstitute
Die Prüfungen des Trägervereins Human Resources Swiss Exams (HRSE) sprechen vor allem Berufsleute aus der Praxis als Zielpublikum an. «Die Zertifikatsstufe ist eine Erfolgsgeschichte», sagt Pius Breu, Präsident der Prüfungskommission bei HRSE, der lange als Prüfungsexperte und Fachvorstand tätig war. Die erfolgreichen Absolventen dieser Prüfung sind in der Lage, in KMU oder öffentlichen Unternehmen die Personaladministration selbständig zu führen oder in grösseren Unternehmen als Personalassistentin zu arbeiten.
Vorbereitende Kurse für die Prüfung zum Zertifikat Personalassistent/in und zur Berufsprüfung HR-Fachmann/HR-Fachfrau bieten zahlreiche Weiterbildungsinstitute in der Schweiz an. Alleine in der Deutschschweiz haben 63 Schulen Kurse für die Vorbereitung zur Berufsprüfung HR-Fachfrau/HR-Fachmann im Programm. Diese Prüfung findet einmal jährlich statt. Die vorbereitenden Schulen sind in der zeitlichen Einteilung des Stoffes frei, aber sie müssen die Inhalte vermitteln, die von der Wegleitung und der Prüfungsordnung des Bundesamtes für Berufsbildung und Technologie verlangt werden.
Absolventen der Berufsprüfung HR-Fachfrau/HR-Fachmann wählen zwischen den Fachrichtungen HR-Management und HR-Beratung. Um die Bedürfnisse der Praxis zu erfüllen, werden die Wegleitungen und die Prüfungsordnung regelmässig überarbeitet und angepasst, wie es im Augenblick der Fall ist. Ziel ist es, ab 2014 über eine revidierte Wegleitung zu verfügen.
Gemäss Urs Hofmann, Präsident von Human Resources Swiss Exams, ist man mit dem Fachausweis gerüs-tet, um auf Sachbearbeiterstufe eine spezialisierte Tätigkeit im HR auszuüben. «Ab etwa 100 zu betreuenden Mitarbeitern ist es sinnvoll, Personen mit dieser Ausbildung einzusetzen», so Urs Hofmann.
Fachliche Fähigkeiten sowie Sozial- und Methodenkompetenz
Mit dem Diplom der höheren Fachprüfung Leiterin/Leiter Human Resources qualifiziert man sich laut der Definition von HR Swiss, um «als HR-Verantwortlicher auf der oberen Führungsebene eines mittleren Unternehmens und ab der mittleren Führungs-ebene eines Grossunternehmens» verantwortlich zu sein. Erfolgreiche Kandidaten der HR-LeiterPrüfung müssen neben den fachlichen Fähigkeiten auch ihre Sozial- und Methodenkompetenz unter Beweis stellen. Zum Prüfungsinhalt gehören eine integrale Fallstudie, eine Einzelpräsentation mit vertiefendem Fachgespräch sowie zwei Gruppengespräche.
Acht Anbieter haben derzeit eine Vorbereitung für die Fachprüfung Leiterin/Leiter HR im Programm – darunter etwa die AKAD, das Betriebspsychologische Institut Bern, das BVS Bildungszentrum in St. Gallen oder das NbW Netzwerk für betriebswirtschaftliche Weiterbildung. Zulassungsbedingung zur Prüfung sind der Fachausweis der Berufsprüfung für HR-Fachleute oder ein Abschluss an einer Universität, Fachhochschule oder höheren Fachschule sowie sechs Jahre qualifizierte Berufserfahrung. Bei allen Prüfungen, die die Trägerschaft HRSE prüft, gelten ausschliesslich die Prüfungsnoten und es zählen keine Vornoten, wie es beispielsweise bei Prüfungen an Fachhochschulen der Fall ist.
Auch an den Höheren Fachschulen gibt es eine ganze Reihe von Ausbildungsmöglichkeiten im Bereich HR. Die Höheren Fachschulen – nicht zu verwechseln mit den Fachhochschulen – sind eine weitere Spezialität der schweizerischen Bildungslandschaft. Die Höheren Fachschulen richten sich an Personen, die eine Lehre mit einem eidgenössischen Fähigkeitszeugnis (3 oder 4 Jahre) oder einem Berufsattest (2 Jahre) abgeschlossen haben und sich weiterbilden wollen. Wer eine Höhere Fachschule erfolgreich abschliesst, setzt zur Berufsbezeichnung die Abkürzung FH (Fachhochschule). Ein Beispiel für eine HR-Ausbildung an einer Höheren Fachschule ist der Abschluss diplomierter Human Resource Manager NDS HF, wie sie die Kaderschule Zürich im Programm hat.
Die höhere Berufsbildung der Schweiz besser positionieren
Fachhochschulen, die Absolventen einer Berufs- oder Fachmaturität ausbilden, bieten ebenfalls eine grosse Palette von Möglichkeiten an, sich im Bereich HR aus- oder weiterzubilden.
Analog zum Diplom HR-Fachmann/HR-Fachfrau und HR-Leiter/in ist es möglich, einen Bachelor oder Master im Bereich HR abzuschliessen – als Vertiefungsrichtung des Grundstudiums wie etwa Betriebsökonomie oder als Nachdiplomstudium. Zu den wichtigsten Fachhochschulen, die Weiterbildungen im Bereich HR anbieten, gehören die BFH Wirtschaft und Verwaltung in Bern und die FHNW Hochschule für Wirtschaft in Olten. Mit dem Executive Master of Business Administration mit Vertiefung in HR-Management an der BFH Bern qualifizieren sich die Studierenden für komplexe Aufgaben im HR-Management. Die Hochschule für Wirtschaft in Olten zählt eine ganze Reihe von Nachdiplom-, Master- und Weiterbildungsstudiengängen in den Bereichen HR-Management und Angewandte Psychologie in der Arbeitswelt. Zu den Lehrgängen CAS (Zertifizierte Weiterbildung) und DAS (Weiterbildungsdiplom) gehören auch Angebote, mit denen man sich zu Personalassistent/in, HR-Fachmann/-frau oder HR-Leiter/in ausbilden lassen kann.
Die Fachhochschule Nordwestschweiz in Olten etwa bietet bei ihrem Bachelor Betriebsökonomie die Vertiefung Human Resource Management an. Der Bachelor in Angewandter Psychologie des Instituts für Angewandte Psychologie der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften ermöglicht die Vertiefung Arbeits- und Organisationspsychologie. Bei beiden Fachhochschulen sind die Fortsetzung des Studiums und der Abschluss im gewählten Fachbereich auf Master-Stufe möglich. Die Fernfachhochschule Schweiz, die seit 2004 eine vom Bundesrat genehmigte Teilschule der Scuola Universitaria Professionale della Svizzera Italiana (SUPSI) ist, ermöglicht einen Bachelor in Betriebsökonomie mit Vertiefung Human Resource Management.
Der Bologna-Prozess, der einen einheitlichen europäischen Hochschulraum zum Ziel hat, beeinflusste in den letzten Jahren auch die Bildung im HR-Bereich. HRSE-Präsident Urs Hofmann stellt fest, dass es im heutigen Umfeld schwieriger geworden ist, eine Prüfung zu positionieren. Die höhere Berufsbildung sei etwas unter Druck, weil man sie im Ausland nicht kenne. «Die Berufsbildung in der Schweiz ist ein Unikum. Ausländische Personalleiter und Linienchefs kennen unser System oftmals nicht. Man muss oft erklären, dass eine Lehre mit dem eidgenössischen Diplom einer Höheren Berufsprüfung, wie etwa dem HR-Leiter, gleichwertig ist mit einem Master», so Urs Hofmann.
Weil es für branchenfremde Akteure und Arbeitgeber inner- und ausserhalb der Schweiz schwierig ist, den Wert der Berufsbildungsabschlüsse und die erworbenen Qualifikationen einzuschätzen, sind Massnahmen im Gange, um die höhere Berufsbildung der Schweiz besser zu positionieren. Das Bundesamt für Berufsbildung und Technologie, das die Schweiz vertritt, arbeitet am Kopenhagen-Prozess der EU mit. Der Prozess hat zum Ziel, die Berufsbildungsabschlüsse auf dem europäischen Arbeitsmarkt transparent zu machen. Urs Hofmann: «In Anlehnung der Titel nach Bologna-System ist es vorstellbar, dass die Prüfungen mit dem Titel ‹Professional Bachelor› (Fachausweis) oder ‹Professional Mas-ter› (Höhere Berufsprüfung) abschliessen. Ob dies realisierbar ist, wird die weitere Entwicklung zeigen.»
Schweizerische Trägerschaft für Berufs- und höhere Fachprüfung HRSE
Federführend bei allen drei Berufsprüfungen ist die Schweizerische Trägerschaft für Berufs- und höhere Fachprüfung HRSE (Human Resources Swiss Exams). Sie besteht aus den folgenden sechs Organisationen: HR Swiss, KV Schweiz, VPA Verband der Personal- und Ausbildungs-fachleute, swissstaffing, Schweizerischer Arbeitgeberverband und Verband schweizerischer Arbeitsämter. Die Trägerschaft bildet nicht aus, sondern erarbeitet die Inhalte und die Organisation der Prüfungen. Für die administrative Abwicklung ist der Kaufmännische Verband KV Schweiz verantwortlich.