Personalgewinnung

Vielfach vernetzt und stets 
auf dem Sprung

Die Suche nach neuem Personal wird immer aufwändiger. Dabei dürften es die Recruiter eigentlich gar nicht so schwer haben, wenn man die Ergebnisse einer Exklusivumfrage von HR Today betrachtet: Mehr als 40 Prozent der Arbeitnehmer in der Schweiz schauen sich mehr oder weniger regelmässig nach Alternativen um – obwohl sie in ihrem aktuellen Job eigentlich zufrieden sind.

Wie gehen Arbeitnehmer heute bei der Stellensuche vor und welche dieser verschiedenen Wege bieten die besten Aussichten auf Erfolg? Wie offen informieren Arbeitgeber über ihr Jobangebot und wie ehrlich gehen Bewerber mit den Angaben im CV um? Und wie häufig suchen Arbeitnehmer nach einer neuen Herausforderung, auch wenn ihre derzeitige Arbeit keinen konkreten Anlass dazu liefert? Einige interessante Antworten dazu liefert die Exklusivumfrage, die das Markt- und Meinungsforschungsinstitut Isopublic im Auftrag von HR Today durchgeführt hat (siehe Kasten Seite 9). Generell lässt sich sagen: 
Je jünger die Befragten sind, umso aktiver sind sie auf dem Arbeitsmarkt. Und Networker haben die Nase vorn: Die persönlichen Beziehungen sind bei der Stellensuche gegenüber allen anderen Wegen eindeutig überlegen.

Welches sind die bevorzugten 
Kanäle bei der Stellensuche?

Das zeigt sich schon bei den bevorzugten Kanälen. Auf die Frage, wie sie vorgehen, wenn sie eine neue Stelle suchen, sagen 73,8 Prozent aller Befragten, dass sie private Kontakte nutzen (vgl. Grafik 1). Kaum weniger häufig – 73,6 Prozent – wird die Auswertung von Inseraten in Zeitungen und Zeitschriften genannt. Mit deutlichem Abstand folgen die Stellenangebote im Internet: Jobportale werden von 55,1 Prozent abgefragt, und die Firmen-Webseiten möglicher Arbeitgeber von 51,3 Prozent. Lediglich 27 Prozent der Befragten geben an, dass sie sich an Personalvermittler wenden, um eine neue Arbeitsstelle zu finden.

In der Nordostschweiz ist die Jobsuche via Internet weiter verbreitet

Dieses allgemeine Bild bekommt einige zusätzliche interessante Schattierungen, wenn die Resultate geografisch und soziodemografisch detaillierter aufgeschlüsselt werden: So nutzen beispielsweise die Arbeitnehmer ausserhalb der Agglomerationen ihre privaten Kontakte eindeutig am meisten für die Jobsuche (80,7 Prozent), und andererseits werden die Internet-Stellenangebote überdurchschnittlich häufig in der Wirtschaftsregion Nordostschweiz, also in den Kantonen Zürich, Aargau, Schaffhausen und Thurgau, als Informationsquelle genannt (Jobportale 63,9 Prozent, Firmen-Webseiten 55,6 Prozent).

Wenig überraschend ist, dass die Internetangebote von den jüngeren Befragten – Alter 15 bis 34 – intensiver genutzt werden (Jobportale 68,1 Prozent, Firmen-Webseiten 63,2 Prozent). Eher erstaunlich ist aber, dass in dieser Altersgruppe auch die privaten Kontakte als Weg der Stellensuche mit 79,2 Prozent deutlich nach oben ausschwingen. Bei den Älteren (55 bis 74) ist das Vertrauen in das Netzwerk dagegen vergleichsweise wenig ausgeprägt: Mit 62,6 Prozent liegen die privaten Kontakte sogar hauchdünn hinter der Nutzung von Printinseraten (62,8 Prozent) zurück. Noch grösser ist der Vorsprung der klassischen Stelleninserate in Zeitungen und Zeitschriften bei den Frauen: Sie geben diesen Kanal der Stellensuche mit 78,1 Prozent am häufigsten an. Auch Personalvermittler werden überdurchschnittlich oft von Frauen eingeschaltet (29 Prozent) – und von der finanziell schwächsten Gruppe der Befragten (Wenigbemittelte, 33 Prozent).

Welche Quellen generieren die meisten Stellenangebote?

Klar an der Spitze liegen die privaten Kontakte bei der Frage, welcher Weg zu den meisten Jobs geführt hat: 30,2 Prozent aller Befragten haben über ihr Netzwerk die grösste Auswahl erhalten (vgl. Grafik 2). Die Printinserate können bei dieser Frage mit 24,7 Prozent nicht mehr ganz mithalten. Die Jobportale kommen mit 16,8 Prozent der Nennungen auch noch mit auf das Podest, während die Firmen-Webseiten (4,5 Prozent) deutlich zurückfallen und sogar noch von den Personalvermittlern (5,7 Prozent) knapp überholt werden.

In der Wirtschaftsregion Alpen/Voralpen zeigt sich bei dieser Frage ein etwas abweichendes Bild: Dort geben die Befragten mehrheitlich die klassischen Printinserate als ertragreichste Quelle für Jobangebote an (33,5 Prozent), deutlich vor den privaten Kontakten (27,2 Prozent). Jobportale spielen dort mit 8,3 Prozent noch eine vergleichsweise geringe Rolle. Spitzenreiter sind die Jobportale aber bei den Wenigbemittelten, von denen 24,3 Prozent angeben, über diesen Kanal die meisten Stellenangebote gefunden zu haben, gefolgt von Printanzeigen (14,3 Prozent) sowie Personalvermittlern und Firmen-Webseiten (je 9,9 Prozent). Erst an letzter Stelle kommen bei dieser Gruppe die Privatkontakte (8,8 Prozent).

Gute Jobinformation von Arbeitgeberseite, ehrliche CV-Angaben von Arbeitnehmerseite

Durchwegs positiv bewerten die Arbeitnehmer die Information durch Firmen und Personalvermittler über den neuen Arbeitsplatz (vgl. Grafik 3). Beim letzten Stellenantritt fühlten sich die meisten Befragten sehr gut (44,4 Prozent) bzw. eher gut (33,8 Prozent) informiert. 6,8 Prozent sagen, sie seien eher weniger gut informiert worden, für lediglich 1,7 Prozent war die Information gar nicht gut. Dieses Resultat findet sich weitgehend stabil in allen Untergruppen wieder. Der Anteil derjenigen, die sich eher weniger gut informiert fühlten, liegt bei den Jüngeren (15 bis 34) mit 10,5 Prozent und bei den Männern mit 9,6 Prozent über dem Mittelwert.

Das Vertrauen geben die meisten der Befragten zurück, indem sie im Lebenslauf ehrliche Angaben machen – laut eigenem Bekunden zumindest (vgl. Grafik 4). 81,3 Prozent der Befragten sagen, dass der einer Bewerbung beigefügte CV voll und ganz der Wahrheit entspricht. Bei den Jüngeren (15 bis 34) sind es sogar 84,8 Prozent, während bei den Älteren (55 bis 74) nur 75,3 Prozent immer ganz ehrlich sind. Auch der Anteil der Männer (77,3 Prozent), die absolut nicht schummeln, ist niedriger als bei den Frauen (86 Prozent).

Der Anteil der permanent Suchenden ist hoch

Beim Blick auf die Ergebnisse der letzten Frage müssen bei den Arbeitgebern die Alarmglocken läuten, Headhunter und andere Rekrutierer können sich dagegen freuen: Obwohl sie in ihrem Job zufrieden sind, sagen 5,4 Prozent aller Befragten, dass sie sich immer nach anderen Jobs umschauen (vgl. Grafik 5). 10,3 Prozent tun dies oft und 26 Prozent gelegentlich. Noch ausgeprägter ist dieses Verhalten bei den 15- bis 34-Jährigen: Von dieser Altersgruppe sind 7 Prozent immer und 12,8 Prozent oft auf der Suche nach einer neuen Herausforderung. Wer diesen Arbeitnehmern ein attraktives Angebot machen kann, wird sie also leicht als neue Mitarbeitende gewinnen können!

Die Umfrage

Die Adressen der 757 für HR Today exklusiv befragten Personen wurden mittels einer Random-Stichprobe vom gültigen Twixtel der Swisscom gezogen. Die Resultate wurden analog der effektiven Bevölkerungsverteilung gewichtet und entsprechen somit der genauen Bevölkerungsstruktur. Die Stichprobe ist repräsentativ für die Bevölkerung der Deutschschweiz zwischen 15 und 74 Jahren, wobei die meisten der Befragten aus dem unteren bis oberen Mittelstand und aus Agglomerationen stammen.

 

Kommentieren 0 Kommentare HR Cosmos

Martin Winkel

Weitere Artikel von Martin Winkel