Die Zeit der Wirtschaft
Die Feststellung, dass wir unsere Lebensenergie nicht übernutzen sollten, führt uns direkt zur dritten Art von Zeit: die Zeit der Wirtschaft. Und es ist präzis die Zeit der Wirtschaft, die uns zunehmend unter Druck setzt: Zeit ist Geld. Haben Sie sich auch schon gefragt, warum Zeit Geld ist? Wenn Sie nun gleich die Antwort auf diese Frage lesen, werden Sie erstaunt sein, wie einfach sie ist. Zeit ist Geld, weil wir das Geld aufgrund verschiedener Gesetzmässigkeiten und Vereinbarungen an die Uhrenzeit gekoppelt haben. Diese Koppelmechaniken sind überall dort zu finden, wo Buchhalterinnen und Buchhalter «Fixkosten» verrechnen. «Fixe Kosten» heissen fix, weil sie «fixiert» oder «festgemacht» sind an der Uhrenzeit – also an den Planetenbewegungen. Zu diesen Koppelmechaniken gehören beispielsweise der Hypothekarzins, die Leasingprämie, der Monatslohn, der Stundenlohn, die Monatsprämie und der Mietzins.
Die Erde dreht sich um die eigene Achse, der Mond dreht sich um die Erde, die Erde kreist um die Sonne und synchron mit diesen Bewegungen werden Stundenlöhne, Tageslöhne, Monatslöhne, Monatszinsen, Jahreszinsen, Monatsprämien, Jahresprämien und Leasinggebühren auf bestimmte Termine hin fällig.
Sozialpartnerschaft neu beleuchten
Dabei ist es wichtig zu erkennen, dass diese Fixkosten immer auf eine Beziehung hindeuten: Beziehungen zwischen Arbeitgebenden und Arbeitnehmenden, Kapitalbesitzenden und Schuldnern, Steuererhebern und Steuerzahlenden. Diese sozialen Beziehungen können wir plötzlich neu verstehen, und wir sehen Sozialprobleme in einem neuen Licht. Wer beispielsweise als Hypothekarschuldner fixe Kosten hat, sieht seine wirtschaftliche Existenz in einer Wirtschaftskrise bedroht. Wer fixe Einnahmen erhält, hat es da komfortabler, vor allem weil wir die Gesetze so formuliert haben, dass fixe Einnahmen auch in einer Wirtschaftskrise gesetzlich eingefordert werden dürfen. Wie also könnten Fixkostenzahlende und Empfänger von fixen Einnahmen ihre Sozialpartnerschaft neu definieren?
Das Hamsterrad gemeinsam stoppen
Die Fixkostenspirale, in der wir alle stecken, ist gleichsam die Treibermechanik für unser Hamsterrad. Ein Moratorium für Zinsen, aber auch Reduktion von Millionengehältern für Manager sind mögliche Lösungsansätze zum Ausstieg aus dem Hamsterrad. Statt in Krisenzeiten noch teurere Manager einzukaufen, sollten die Löhne eingefroren oder umverteilt werden. Besserverdienende könnten einer Person, welche aufgrund ihrer sozialen Lage eine Lohnerhöhung bräuchte, um in der Wirtschaftskrise zu überleben, etwas von ihrem fixen Einkommen abgeben. Solche kleinen Taten können freiwillig innerhalb eines Unternehmens umgesetzt werden und im Ergebnis Grosses bewirken. Dort, wo dies gelebte Praxis ist, können soziale Beziehungen besser gelingen.