Wohlfühlfaktor Arbeit
Der Schlüssel zu mehr Happiness am Arbeitsplatz: «Work about work» reduzieren, in den Flow kommen und sich einfach mal mehr trauen! Das sagt Barbara Wegmann. Sie beobachtet schon seit vielen Jahren, dass die Arbeitswelt aus den Erkenntnissen der Forschung oft die falschen Schlüsse zieht.
Den Zeitfresser «work about work» minimieren, ist einer der Schlüssel zu mehr Happyness am Arbeitsplatz. (Bild: 123RF)
Wir verstehen heute mehr über den menschlichen Geist als je zuvor – wie er funktioniert, was uns motiviert, was uns inspiriert und glücklich macht. Und dennoch – wie viel tatsächliche Veränderung haben wir am Arbeitsplatz durch dieses wertvolle Wissen wirklich schon erlebt?
Viele Unternehmen handeln gegenteilig zu dem, was eigentlich die Produktivität ihrer Mitarbeiter steigern würde. Die individuelle Produktivität resultiert letztendlich aus der Zufriedenheit, Motivation und Konzentration in unseren Rollen. Doch leider sind viele nur selten motiviert, zufrieden oder konzentriert. Das muss sich ändern, und zwar nicht nur unter dem Gesichtspunkt der Produktivität.
Probleme identifizieren
Einem Bericht von McKinsey & Company zufolge verbringen Knowledge Worker etwa 60 % ihrer Zeit bei der Arbeit mit langwierigen Aufgaben: Die Suche nach Inhalten, die Überprüfung von E-Mails und die erneute Freigabe von Kontexten, um die Teammitglieder auf dem Laufenden zu halten. Dieses Problem bezeichnen wir mit der Paraphrase «too much work about work». Das bedeutet konkret auch, dass Arbeitnehmer nur 40 % ihrer Zeit damit verbringen können, die Aufgaben zu erledigen, für die sie eingestellt wurden.
Bemerkenswert ist hier ausserdem, dass viele Arbeitnehmer zwar jeden Tag zur Arbeit gehen, sich jedoch überfordert fühlen. Wer jetzt annimmt, dass sich dieses Gefühl der Überforderung mit dem Erklimmen der Karriereleiter oder dem fortschreitenden Lebensalter bessern würde, ist auf dem Holzweg. Das Gefühl «kämpfen» zu müssen wird immer stärker, je prestigeträchtiger eine Organisation und je älter eine Person ist.
Klarheit schaffen
Es ist höchste Zeit, die Augenbinde abzunehmen, ein inspirierendes, ermutigendes Arbeitsumfeld zu realisieren und den Zeitfresser «work about work» zu minimieren. Führungskräfte sollten sich Klarheit verschaffen, welchen Zweck ihre Organisation verfolgt und ob dieser den Angestellten auch adäquat vermittelt wird.
Für den einzelnen Mitarbeiter bedeutet Klarheit, seine Rolle und Verantwortung innerhalb der angestrebten Vision zu verstehen und anzunehmen. Das äussert sich dann darin, dass er orientiert und konzentriert der jeweiligen Aufgabe des Arbeitsalltages nachgehen kann.
Den eigenen «Flow» finden
Menschen sind «im Flow», wenn sie konzentriert sind, optimal arbeiten und ihr bestes leisten. Sich in diesen Zustand zu versetzen, gelingt jedem anders. Um den Mitarbeitern mehr Zeit in diesem Arbeitsfluss zu gewähren, muss ein kultureller Wandel vollzogen werden – und der beginnt in den Köpfen: Wir müssen den Trott aus der Arbeit eliminieren und neue Wege der Zusammenarbeit beschreiten.
Praktisch bedeutet dies, Konflikte nicht zu scheuen, über den Tellerrand hinauszublicken und die unterschiedlichen Persönlichkeiten im Team ganz neue Wege (selbst) gestalten zu lassen.
Optimismus für die Zukunft
Die Herausforderungen, die vor uns liegen, sind beträchtlich. Gerade deswegen muss jede und jeder einzelne von uns, mit einer neuen Sichtweise an die Arbeit herangehen: Nur wenn wir erkennen, dass wir Konzentration, Motivation und Zufriedenheit für eine erfolgreiche Arbeit brauchen, können wir damit beginnen, sinnvolle Veränderungen vorzunehmen.
Zu wissen, wo man denn nun konkret anfangen soll, ist nicht einfach. Ein guter Ausgangspunkt wäre eine Art Übungsplatz. Ein Ort, an dem es erlaubt ist, Fehler zu machen und Risiken einzugehen. Schnell werden Mitarbeiter feststellen, dass sie sehr wohl dazu in der Lage sind, ohne zusätzlichen Leistungsdruck, die normalen Grenzen zu überschreiten. Auf diesem Weg wird Kreativität freigesetzt und die neu zutage geförderten Ideen werden noch raffinierter.
Angesichts der Zeit, die die meisten Menschen in ihrer Arbeit verbringen, könnte man argumentieren, dass, wenn man sein Arbeitsleben nicht schön verbringt, man sein Leben nicht schön verbringt.