Das Verhältnis der Schweiz zu Arbeitsmigranten ist ambivalent: Einerseits brauchen die Wirtschaft und auch die Temporärbranche die Zuwanderung wegen des Fachkräftemangels, andererseits herrscht in der Bevölkerung diesbezüglich eine negative Stimmung. Sie fürchte sich vor allem vor Lohndumping, steigenden Mietkosten sowie vor der Verdrängung von Schweizer Arbeitskräften, wie Charles Bélaz, Präsident von swissstaffing, ausführt. Doch: «300’000 Mitarbeiter arbeiteten im Jahr 2012 temporär. Ein solcher Zuwachs ist nur möglich dank dem Beitrag ausländischer Arbeitskräfte», sagt Bélaz. Die verschiedenen Initiativen, die derzeit von links und rechts lanciert werden – die 1:12- und die Mindestlohn-Initiative, die Masseneinwanderungs- und die Ecopopinitiative –, seien Herausforderungen für den Arbeitsmarkt.
Wachstumszwang als Problem
In seiner Einleitung zeigte Bélaz auf, worum es am staffingday von swissstaffing, dem Verband der Personaldienstleister, ging: Nämlich um die Themen Immigration, Zuwanderung und Arbeitsmarkt Schweiz. Damit befasste sich auch David Bosshart, CEO des Gottlieb Duttweiler Instituts, in seiner Keynote. «Die Zahl der Ausländer nimmt dramatisch schnell zu», stellt er fest. «Heute zählen wir 50 Prozent mehr Erstmigranten als noch 1990.»
Bosshart sieht das eigentliche Problem nicht in der Zuwanderung, sondern im Wachstumszwang. Für das Wachstum sei Migration nötig, doch diese sei eine Frage des Masses. Eine stagnierende oder schrumpfende Population bringe viele Vorteile, betont Bosshart: «Sie ist ökologisch sinnvoll, führt zu einer Steigerung der Lebensqualität und zu einer sinkenden Kriminalitätsrate, schwächt die Folgen des Klimawandels ab und die Würde des Menschen wird mehr respektiert.» Zu nachhaltigem Reichtum können Nationen erst kommen, wenn sie die Überpopulation im Griff haben, sagt Bosshart. Und prophezeit: «Ein kreativer Umgang mit einer stagnierenden Wirtschaft wird wichtig werden.»