Problematisch wird es, wenn der Populismus überhand nimmt und alle Zuzüger in einen Topf wirft. Philipp Müller, Parteipräsident der FDP, bringt es auf den Punkt: «Der Asylbereich macht lediglich 4 Prozent der Zuwanderung aus, beschert uns aber etwa 95 Prozent des Ärgers. Das führt dazu, dass die Bevölkerung keinen Unterschied mehr macht zwischen einem tunesischen Asylsuchenden, der unsere Gesetze missachtet, und einem deutschen Ingenieur, der für uns einen ökonomischen Gewinn bedeutet.»(5) Umso wichtiger ist es daher, dass die Politik dieses Bild geraderückt. Sie muss alles daransetzen, die unwillkommenen Seiten der Zuwanderung zu kontrollieren – einerseits, um den Bedürfnissen der Bevölkerung gerecht zu werden, und andererseits, um eine differenzierte Betrachtung zu ermöglichen. Die Schweiz ist Teil einer globalisierten Welt mit engen Wirtschaftsbeziehungen. Arbeitskräfte kommen und gehen über unsere Grenzen. Damit diese Zuwanderung in geordneten Bahnen verläuft, stehen mehrere Möglichkeiten zur Verfügung: flankierende Massnahmen, Drittstaatenkontingente oder Ausbau der Gesamtarbeitsverträge.
Effektiv, aber noch nicht lückenlos
«Wir müssen das Unbehagen der Bevölkerung gegenüber der Zuwanderung ernst nehmen. Mit dem neuen Gesamtarbeitsvertrag Personalverleih übernimmt die Temporärbranche ihre sozialpartnerschaftliche Verantwortung», betont Charles Bélaz(6).
Der GAV Personalverleih ist seit dem 1.1.2012 in Kraft. Er setzt verbindliche Minimalstandards für die Temporärarbeit und schützt den Arbeitsmarkt vor Lohndumping. «Ausserdem – und darauf sind wir besonders stolz – erhalten Temporärarbeitende dank dem GAV Personalverleih finanzielle Unterstützung für Weiterbildungskurse ihrer Wahl», erklärt Myra Fischer-Rosinger, Vizedirektorin von swissstaffing und Leiterin von temptraining, dem GAV Weiterbildungsfonds(7). Seit dem Start von temptraining am 1.7.2012 konnte der Fonds bereits 2000 Temporärarbeitenden Weiterbildungsleis-tungen in der Höhe von 3,6 Millionen Franken gutsprechen. Häufig nachgefragt werden nebst berufsspezifischen Weiterbildungen Kurse in den Landessprachen. Die Temporärbranche leis-tet somit einen wichtigen Integrationsbeitrag: durch Arbeitsvermittlung und grosszügige Weiterbildungsleistungen.
Der GAV Personalverleih ist ein effektives Instrument für eine geregelte Zuwanderung auf dem Arbeitsmarkt. Umso wichtiger ist es, den GAV Personalverleih laufend zu optimieren und Lücken zu schliessen. So ist es zum Beispiel essenziell, die Lohnsummengrenze von 1,2 Millionen Franken abzuschaffen. Nicht-Mitglieder von swissstaffing, die eine Lohnsumme von unter 1,2 Millionen Franken aufweisen, unterstehen dem GAV Personalverleih nicht automatisch. Dadurch hat der GAV Personalverleih gerade in Grenzregionen Lohndumping nicht vollständig verhindern können. swissstaffing setzt sich stark dafür ein, diese Lücke zu schliessen. Die Wiederverhandlungen des GAV Personalverleih haben schon begonnen.
Verantwortung der Arbeitgeber
Gleichzeitig sollten sich auch die Arbeitgeber bewusst werden, dass sie grossen Einfluss auf die Zuwanderung haben: Sie entscheiden, wen sie über die Grenze holen, um einen Job zu besetzen, und wie lange der Arbeitnehmer in der Schweiz bleiben kann. «Die Arbeitgeber müssen Verantwortung übernehmen – bei der Rekrutierung, der Beantragung der Aufenthaltsbewilligung und der Integration ihrer Arbeitnehmer», unterstreicht Regula Rytz, Co-- Präsidentin der Grünen an der Podiumsdiskus-sion(8). Arbeitskräfte sollen nur ins Land geholt werden, wenn diese auch einen guten Job in Aussicht haben. Und der Arbeitgeber soll sich für eine Integration seiner Arbeitnehmer in die Schweizer Kultur und den Arbeitsmarkt einsetzen – wie zum Beispiel mit Weiterbildungsmöglichkeiten. Das Ziel muss sein, Missstände wie Lohndumping oder Arbeitslosigkeit bei Immigranten grossflächig zu verhindern. Denn dies trägt gleichzeitig zur Akzeptanz der Zuwanderung bei.
Viele kleine Räder drehen im Regelwerk des Erfolgsmodells Schweiz. Unser liberaler Arbeitsmarkt war und ist der Schlüssel zu diesem Erfolg. Zuwanderung in geordneten Bahnen – dafür setzt sich swissstaffing ein. Im Interesse der Personaldienstleister, der Zukunft des Arbeitsmarktes und des Lebensraums Schweiz.
- 1 Gemäss Schweizerischer Arbeitskräfteerhebung des Bundesamts für Statistik
- 2 Schweizerischer Arbeitgeberverband. www.zuwanderungspolitik.ch
- 3 Migrationsängste der Schweizer Bevölkerung. Eine Studie im Auftrag von swissstaffing. Ruedin, D. , D‘Amato, G., Wichmann, N., Pecoraro, M. (2013). Université de Neuchâtel, Swiss Forum for Migration and Population Studies.
- 4 Girsberger, E. Podiumsdiskussion des staffingday 2013
- 5 Müller, Ph., Parteipräsident FDP. Podiumsdiskussion vom staffingday 2013
- 6 Bélaz, Ch., Präsident swissstaffing. Referat des staffingday 2013
- 7 Fischer-Rosinger, M., Vizedirektorin swissstaffing. Referat des staffingday 2013
- 8 Rytz, R., Co-Präsidentin, Grüne Schweiz. Podiumsdiskus-sion des staffingday 2013