Assessment

«Zweifelhafte Methoden»

Der Markt der Assessment-Anbieter ist gross und unübersichtlich. Der Verband Swiss Assessment will mit Qualitätsstandards Orientierung bieten. Präsident Patrick Boss über das Branchen-Image, verpönte Tests und schwarze Schafe.

Herr Boss, die Qualitätsstandards von Swiss Assessment gehen auf den 1992 gegründeten Arbeitskreis «Assessment Center Deutschland» zurück, der damals auf «Fehlentwicklungen und Irrwege» hinweisen wollte. Wie schätzen Sie das Image der Assessment-Branche aktuell ein?

Patrick Boss: Es gab und gibt auch heute noch Anbieter, welche aus Effizienz- und Kostengründen oder schlicht aufgrund eines unzureichen­den Wissensstandes bei der Durchführung von Assessments «Vereinfachungen» vornehmen. Dazu zählen unter anderem das Unterlassen der Durchführung einer stellenspezifischen Anforderungsanalyse, der Einsatz nur eines Beobachters, der Verzicht auf eine umfassende Rück­meldung an den Kandidaten oder eine unzureichende empirische Validierung. Ursprünglich war auch der Einsatz von psychologischen Testverfahren wie Persönlichkeitsfragebogen oder Intelligenz- und Leistungstests verpönt.

Was entgegnen Sie solchen Assessment-Skeptikern, die bemängeln, dass psychologische Tests keine exakte Wissenschaft darstellen, und vor einer Testgläubigkeit warnen?

Seriöse psychologische Testverfahren werden auf der Grundlage von wissenschaftlichen Kriterien für die Klärung einer spezifisch definierten Fragestellung entwickelt und überprüft. Im vergangenen Jahr haben wir uns im Verein Swiss Assessment deshalb intensiv damit auseinander­gesetzt, wie unsere Mitglieder die Aussagekraft der von ihnen durchgeführten Assessments mit wissenschaftsbasierten Methoden überprüfen können. Diese sogenannte Validierung des Verfahrens stellt einen wichtigen Punkt der Qua­lität-Standards für Assessment-Anbieter dar. Auf unserer Webseite findet sich eine Checkliste zur Einschätzung der Qualität von Assessment-Anbietern.

Welches Vorgehen raten Sie Firmen bei der Evaluation eines geeigneten Assessment-Dienstleis­ters? Oder anders gefragt: Wie erkennt man die «schwarzen Schafe»?

Für einen Laien ist es nicht immer einfach festzustellen, ob er an einen mit zweifelhaften Methoden arbeitenden Assessment-Anbieter gelangt ist. Merkmale dafür könnten zum Beispiel überzogene Versprechungen zur Aussagekraft des durchgeführten Assessments, wenig spezifisch formulierte Berichte oder auch ein vergleichsweise tiefer Preis sein. Bei unseren zerti­fizierten Mitgliedern wird die Einhaltung der Qualitätsstandards von unabhängigen Stellen überprüft.

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Ehemaliger Chefredaktor HR Today.

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