BGM-Special 2021

«Das letzte Jahr hat uns stark zusammengeschweisst»

Die Covid-19-Pandemie verändert den Arbeitsalltag. Was es bedeutet, während der Krise permanent vor Ort zu arbeiten, weiss Claudia Jauch-Zgraggen, Leiterin HR und Kommunikation im Kantonsspital Uri. Ein Gespräch über Prävention, Schutzmassnahmen und Vorsorge.

«Das Kantonsspital Uri ist von der ersten Welle im Frühjahr 2020 zwar verschont geblieben», sagt Claudia Jauch-Zgraggen, Leiterin HR und Kommunikation. «Dennoch war der Umgang mit der neuen Situation eine Herausforderung. Die psychische Belastung war enorm.» Um abzuschätzen, was auf die Belegschaft zukommt und wie sich die Situation ent­wickelt, erweist sich die Wissensaneignung für sie als prioritär. Beispielsweise um Covid-19-Patienten zu behandeln und die benötigte Menge an Schutzmaterial zur Verfügung zu haben.

Vorbereitet sein

Bei Pandemieausbruch arbeitetet die Mehrheit der 600 Mitarbeitenden im Kantonsspital Uri vor Ort. «Patientenbezogene Prozesse stehen in direkter Verbindung mit dem Patienten, sind komplex und müssen zeitnah erfolgen», erklärt Claudia Jauch-Zgraggen. Somit befanden sich nur wenige Mitarbeitende im Homeoffice. «Beispielsweise jene, die konzeptionellen und planerischen Arbeiten nachgehen.»

Um die Mitarbeitenden zu schützen, hält sich das Kantonsspital Uri strikt an die Hygienerichtlinien der Swissnoso, dem nationalen Zentrum für Infektionsprävention. «Deshalb haben wir eine vollumfängliche Maskenpflicht eingeführt – auch in Einzelbüros. Alle Mitarbeitenden, die Covid-19-Patienten betreuen, tragen zudem FFP2-Masken und Schutzkleidung», erzählt Jauch-Zgraggen. Diese Massnahmen haben genützt. Bislang hätten sich Mitarbeitende nur vereinzelt bei Patienten angesteckt. «Auch wissen wir von keiner Übertragung von Mitarbeiter zu Mitarbeiter.»

Seit Impfstoff vorhanden sei, habe man mit sogenannten «Restdosen» sukzessiv jene Mitarbeitenden geimpft, die in engem Kontakt mit Covid-19-Patienten stehen. Die Impfstoff-Knappheit zu überwinden, würde durch den engen Austausch im Haus möglich. So gebe es bei geplanten Impfungen immer «Restdosen», die am Abend entsorgt werden müssten. Darum sorgte das Spital dafür, dass diese kurzfristig an Mitarbeitende verimpft werden konnten. «Wir wollten und wollen keinen Impfstoff vergeuden und dem beruflich mit Covid-19-Patienten konfrontierten Personal möglichst rasch einen optimalen Schutz bieten.»

Implementierte BGM-Prozesse helfen

Nach der ersten Hektik nutzte das Kantonsspital Uri die ruhigeren Sommermonate des vergangenen Jahres, um auf der Intensivpflege- und der Isolationsstation routinierter mit Covid-Patienten umzugehen und die Kapazitäten in der Intensivpflege auszubauen. «Diese Routine half uns in der zweiten Welle im Winter 2020/2021, als die Intensivpflegestation trotz verdoppelter Kapazität über Wochen hinweg vollständig ausgelastet war.» Heute gehören Covid-Patienten auf der Akut- oder Intensivpflegestation, die schnell aufgebaute Corona-Teststation und das Impfzentrum zum Betriebsalltag.

Geholfen hat Claudia Jauch-Zgraggen und ihrem Team in dieser Zeit sicher auch ihr BGM-Wissen. «In unserem BGM-Konzept, das erst kürzlich mit dem Label <Friendly Work Space > ausgezeichnet wurde, konnten wir auf formulierte und bereits implementierte Absenzenprozesse zurückgreifen.» Zur Fachverantwortlichen Betriebliches Gesundheitsmanagement habe sie zudem einen direkten und engen Kontakt und könne sie bei Fragen unverzüglich zur Unterstützung beiziehen.

Wertschätzung für den Einsatz

Die Pandemie bescherte dem Kantonsspital Uri nicht nur Herausforderungen, sondern auch Chancen und neue Erkenntnisse. Diese Erfahrungen haben die Teams am Kantonsspital Uri noch stärker zusammengeschweisst und die interdisziplinäre sowie interprofessionelle Zusammenarbeit verbessert. «Durch das Zusammenrücken in der Krise haben wir die ‹Du-Kultur› im Haus etabliert.» Um den Austausch unter den Mitarbeitenden zu fördern, hat das Kantonsspital Mitte April 2021 zudem mit Softwareentwickler Beekeeper die KSU-App lanciert, die als interner Kommunikationskanal dient und den internen Austausch erheblich fördert. So können alle Mitarbeitenden in «Streams» unabhängig von Zeit und Ort nicht nur Neuigkeiten erfahren, sondern selbst auch Informationen posten, was gerade am Kantonsspital läuft. Zudem können sie Team-Chats analog Whatsapp erstellen – mit dem grossen Vorteil, dass bei diesen der Datenschutz gewährleistet ist.

Um Krisen gemeinsam zu meistern, braucht es nicht nur eine abgestimmte Kommunikation. Mitarbeitenden Wertschätzung zu zeigen, ist ebenso wichtig. Deshalb lud die Spitalleitung während der Feiertage alle Mitarbeitenden zu Gratiskaffee und -tee ein oder verteilte ihnen Handpflegeprodukte, damit sie ihre strapazierte Haut pflegen konnten.

Jauch-Zgraggen ist froh, dass sie zwischenzeitlich gut aufgestellt sind. Allerdings müsse man damit leben, dass sich die Arbeitssituation und damit auch die Belastungen auf der Intensiv- und Isolationsstation immer wieder sehr schnell ändere. «Seitens HR tauschen wir uns deshalb rege mit der Pflege aus, wie eine allfällig notwendige Entlastung des Intensivpflege-Personals realisiert werden kann, wenn die Infektionszahlen dereinst erneut ansteigen.»

Kantonsspital Uri

Das einzige Spital im Kanton Uri stellt mit rund 600 Mitarbeitenden die erweiterte Grundversorgung der rund 37'000 Einwohnerinnen und Einwohner im Kanton sicher und bietet eine hochstehende medizinische und pflegerische Betreuung. Das Kantonsspital Uri ist ein selbstständiges Unter­nehmen des öffentlichen Rechts. Der mit dem öffentlichen Recht verbundene Auftrag ist im Gesetz über das Kantonsspital Uri und im Leistungsauftrag des Landrates umschrieben.

 

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Christine Bachmann 1

Christine Bachmann ist Chefredaktorin von Miss Moneypenny. cb@missmoneypenny.ch

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