HR Today Nr. 9/2019: Episode 7 – Der Verkauf

Die EGO AG – Folge 7

In der letzten Folge der EGO AG hat CEO Alexander Gross den grossen Deal an Land gezogen und einen Käufer für die EGO AG gefunden. Ein französischer Misch­konzern mit mehr als 20'000 Mitarbeitenden will seine Marktpräsenz auf die Schweiz ausdehnen und tätigt dafür Unternehmenskäufe. Für die Übernahme der EGO AG bezahlt dieser einen zweistelligen Millionenbetrag und verspricht, vorerst alle Mitarbeitenden zu übernehmen.

Gross hat diesen Deal klammheimlich ohne Mitwissende im Unternehmen eingefädelt. Als der Verkauf spruchreif wird, holt er HR-Fachfrau Gudrun Heile Welt und die restlichen Führungskräfte an Bord. Diese sind völlig perplex und empört. Aus ihrer Sicht verstösst der Verkauf der EGO AG an einen Konzern gegen sämtliche Werte des Unternehmens, repräsentiert dieser doch das Gegenteil von Schnelligkeit, Wendigkeit und flachen Hierarchien. Ein USP der EGO AG und zugleich deren Wettbewerbsvorteil.

Die Führungskräfte fühlen sich hintergangen, weil ein Firmenverkauf ja niemals zuvor thematisiert worden ist. Ängste machen sich nun breit. Wird der neue Arbeitgeber alles genauso machen wie bisher? Werden wirklich alle zu den gleichen Konditionen übernommen? Und was ist mit der Firmenkultur?

Gross beschwichtigt seine Beschäftigten und versichert, dass alles so weitergehe wie bisher. Er habe im Sinne seiner Mitarbeitenden verhandelt und das Beste für sie herausgeholt. Schliesslich solle sein Lebenswerk in seinem Namen weitergeführt werden und die Mitarbeitenden sollen möglichst lange im Unternehmen bleiben. Trotz Gross’ Zusicherungen erwarten die Mitarbeitenden die Übernahme mit gemischten Gefühlen.

Bereits wenige Tage nach dieser Verkündigung kommt ein französischer HR-Manager interimsweise in die Schweiz. Es weht allerorts plötzlich ein kalter Wind.

HR-Leiterin Gudrun Heile Welt muss die HR-Leitung für sechs Monate abgeben und erfährt gleichzeitig, dass alle Mitarbeitenden neue Verträge erhalten, die Gehaltseinbussen bis zu 30 Prozent mit sich bringen. Ausserdem werden Boni gekürzt und gestrichen und die Kaderleitung während sechs Monaten von französischen Führungskräften gecoacht. Damit sehen sich auch die Führungskräfte mit Gehaltseinbussen konfrontiert.

Wer mit diesen Massnahmen auf Kriegsfuss stehe, könne mit sofortiger Wirkung gehen, lautet die Ansage von CEO Gross.

Empörung und Chaos machen sich nun breit. Ein Fünftel der Mitarbeitenden geht sofort. Der Rest ist angeschlagen, eingeschüchtert und angstgesteuert.

Alles ist nun anders als versprochen, doch Gross ist nicht mehr greifbar...

Die Folgen des Verkaufs:

  • Die Mitarbeitenden werden vor vollendete Tatsachen gestellt.
  • Sie werden nicht über die wahren Hintergründe informiert und erleben Angst, Ohnmacht und Willkür.

Menschen können nicht einfach ersetzt werden. Verlässt ein Mitarbeitender sein Unternehmen, entsteht unweigerlich eine Lücke: Seine Verbindungen zu Kunden und Kollegen können von einem anderen Beschäftigten niemals 1:1 übernommen werden.

Ziele ohne Rücksicht auf Verluste durchzusetzen, hat gravierende Folgen für die Psyche der Mitarbeitenden und ihre Leis­tungsbereitschaft. Das schwächt das Unternehmen: vom Know-how-Verlust zur angeschlagenen Arbeitsmarktreputation bis hin zu sinkenden Gewinnaussichten.

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