Die Kantonspolizei Zürich ist auch den internen Risiken auf der Spur

Wo es für die Bevölkerung riskant wird und die Sicherheit gewahrt werden muss, sind sie nicht weit, die Polizisten und Polizistinnen der Kantonspolizei Zürich. Welchen Risiken aber muss sie ins Auge blicken, und wie begegnet sie diesen? Frank Schwammberger, Chef des Kommandobereiches 1, nennt vier Personalrisiken, die im Rahmen des Risikomanagements und als Teil der Personalstrategie auf der Agenda stehen:

Einerseits ist da der Personalmangel: Die Grösse des Polizeikorps wird vom Gesetz her vorgeschrieben. Seit vielen Jahren jedoch erreicht die Kapo Zürich diesen Sollbestand nicht mehr. Heute fehlt es ihr an rund 130 Polizisten. «Um dem entgegenzuwirken, hat der Regierungsrat verschiedene Massnahmen ergriffen», erklärt Schwammberger. So gibt es inzwischen jährlich vier und nicht mehr nur zwei Klassen, in denen insgesamt rund 130 Aspiranten ausgebildet werden können. Weiter wurden die formellen Anstellungsbedingungen angepasst – die Militärdiensttauglichkeit wurde aufgehoben. Und dann wurde das Budget für die Personalwerbemassnahmen aufgestockt. «Es laufen Spots mit den TV-Kommissaren Stefan Gubser und Làszlò I. Kish, wir sind an Messen präsent, veranstalten Informationsabende und haben eine eigene Seite auf Facebook.» Ja, ja, auch die Kapo sei auf der Höhe der Zeit, schmunzelt Schwammberger. Trotzdem könnten die Klassen nicht ganz gefüllt werden, da sich zu wenige bewerben, welche auch den qualitativen Anforderungen genügen. So scheitern viele Anwärter bereits an den sportlichen Anforderungen, andere am Wissenstest. «Wir wollen Polizisten, die sozial, intellektuell und körperlich fit sind.»

Denn, und das ist der zweite Punkt auf der Risikoliste, die Aufgaben, welche die Polizei zu bewältigen hat, werden immer komplexer. Da gilt es beispielsweise, die etwa 2000 vereidigten Kantonspolizisten über die neuen Gesetze auf dem Laufenden zu halten. «Nächstes Jahr», so der Jurist, «tritt die neue Strafprozessordnung in Kraft. Diese hat einschneidende Konsequenzen für die Untersuchungsführung.» Das heisst, dass alle Polizisten in einer rund sechs Stunden umfassenden Weiterbildung geschult werden müssen.

Neben den gesetzlichen Änderungen bringen aber auch gesellschaftliche Entwicklungen neue Aufgaben. So musste die Kapo – von der Politik verordnet – vor acht Jahren einen eigenen Jugenddienst einführen. «Gesellschaftliche Entwicklungen wie die Jugendkriminalität, häusliche Gewalt oder Raser bringen es mit sich, dass wir uns anders ausrichten müssen», sagt Schwammberger. Und weil die finanziellen Mittel vom Kanton vorgegeben und nicht grösser werden, sind Prioritäten zu setzen.

Gleichzeitig aber steigen die Erwartungen an die Polizei, wobei das Ansehen in der Bevölkerung sinkt und die Staatsverdrossenheit steigt. Das bedeutet Risiko Nummer drei: sinkende Attraktivität des Polizeiberufs. «Der heutige Polizist muss – überspitzt formuliert – nicht nur Rechtsgelehrter sein, sondern auch Berater, Psychologe und Seelsorger», sagt Schwammberger. Zusammen mit den zunehmenden Übergriffen auf die Polizisten erhöht dies die Belastungen, denen sie im Dienst ausgesetzt seien. «Da schauen wir, dass wir mit unseren Aus- und Weiterbildungen den Leuten die Kompetenzen geben, damit sie fachlich und psychologisch fit für diese Herausforderungen sind.» Eine wichtige Rolle, erklärt Schwammberger, spiele hier auch das betriebliche Gesundheitsmanagement. «Da verfügen wir über eine ganze Palette von Massnahmen, um unsere Polizisten motiviert und gesund zu behalten.» So würden beispielsweise die Schichtdienstzeiten optimiert, und es gibt Bestrebungen, mehr Teilzeitarbeit zu ermöglichen und ein professionelles Case Management aufzubauen.

Der vierte Punkt ist der Know-how-Verlust durch Pensionierungen und Abgänge. «Da der Polizeiberuf ein Monopolberuf ist, können wir das verloren gegangene Wissen nicht extern einkaufen.» Um deshalb möglichst viel zu behalten, startete die Personalabteilung eine Umfrage, unter welchen Bedingungen die Polizisten bereit wären, bis 65 zu arbeiten. Denn Angestellte des Kantons Zürich können sich ab 60 pensionieren lassen. «Bei der Kapo gehen die meisten mit 62, 63 in Rente», erklärt Personalchef Rolf Reust. Einige davon würden aber weiterhin tageweise in der Sicherheitskontrolle am Flughafen Zürich aushelfen. Und laut Schwammberger ist denkbar, pensionierte Polizisten, sofern sie das wollen, beispielsweise als Lehrer in der Ausbildung einzusetzen. «So können sie ihr Wissen auch nach dem Aktivdienst noch weitergeben.»

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