BGM-Special 2021

Die richtigen Schlussfolgerungen ziehen

Die Umfrageergebnisse des BGM-Monitorings von Gesundheitsförderung Schweiz zeigen, wie Schweizer Betriebe beim betrieblichen Gesundheitsmanagement (BGM) aufgestellt sind. Ein Gespräch mit Dr. Regina Jensen über die Bedeutung des Monitorings, künftige BGM-Trends und die Einflüsse der Covid-19-Pandemie.

2016 führte Gesundheitsförderung Schweiz gemeinsam mit Projektpartnern mit dem BGM-Monitoring eine erste Umfrage bei Schweizer Betrieben durch. Im August 2021 erscheinen die Ergebnisse der letztjährigen Befragung. Was ist neu?

Dr. Regina Jensen: Gegenüber 2016 setzen die Betriebe vermehrt auf Massnahmen, die beispielsweise die Vereinbarkeit von Berufs- und Privatleben, eine wertschätzende Führungskultur sowie die Arbeitsplatzumgebung verbessern sollen. Zudem ist das Interesse der Betriebe gestiegen, mittels BGM die Mitarbeiterzufriedenheit und die Arbeitgeberattrakti­vtität zu erhöhen. Hinsichtlich Corona-Pandemie lässt sich ausserdem beobachten, dass die Aufmerksamkeit für das Thema Gesundheit in den Betrieben zwar zugenommen hat, die teils schwierige wirtschaftliche Lage allerdings zu weniger finanziellen Ressourcen führt. Wie sich das mittelfristig auf das Engagement fürs BGM auswirkt, bleibt abzuwarten.

Wie verbreitet ist BGM in Schweizer Betrieben?

Rund ein Viertel der Schweizer Betriebe mit mehr als 50 Mitarbeitenden nutzt BGM vollumfänglich, während knapp 50 Prozent Teile davon umsetzen. Über 80 Betriebe und Organisationen sind zudem zurzeit durch Gesundheitsförderung Schweiz mit dem Label «Friendly Work Space» ausgezeichnet, eine Anerkennung für erfolgreiches und systematisches BGM. Tendenziell implementieren seit 2016 aber immer mehr Firmen ein BGM. Die am häufigsten genutzten Teilbereiche sind das Absenz- und Case-Management, die gesundheitsförderliche Arbeitsgestaltung sowie die Personal- und Organisationsentwicklung. Besonders erfreulich ist, dass das Bewusstsein für BGM in den Geschäftsleitungen gestiegen ist.

Wo zeichnet sich der grösste Handlungsbedarf ab?

Der BGM-Umsetzungsgrad ist bei der strategischen Verankerung und der Wirksamkeitsüberprüfung noch besonders gering. Das, obschon die strategische BGM-Verankerung ein wichtiger Erfolgsfaktor ist, um das Wohlbefinden der Mitarbeitenden und damit die Leistungsfähigkeit der Organisation zu fördern, um das Management mit Zahlen und Daten bei der Entscheidungsfindung zu unterstützen und damit ein kontinuierliches BGM zu ermöglichen. Handlungs- und Investitionsbedarf sehen Betriebe auch bei der Sensibilisierung bezüglich Stress und psychischer Gesundheit. Hier ist der Umsetzungsgrad noch gering, obschon diese Themen in Zukunft an Bedeutung gewinnen. Nicht zuletzt aufgrund der Kosten, die für Arbeitgebende durch Stress entstehen: Gemäss Job-Stress-Index 2020 sind das immerhin 7,6 Milliarden Franken pro Jahr.

Existieren Unterschiede zwischen Sprachregionen und Wirtschaftssektoren?

Grundsätzlich ist systematisches BGM in der Deutschschweiz weiter verbreitet als in der Westschweiz oder dem Tessin. Ausserdem besteht ein signifikanter Unterschied zwischen dem Industrie- und dem Dienstleistungssektor: In letzterem setzen mehr Firmen BGM systematisch ein. Tendenzen, die sich seit 2016 nochmals verstärkt haben. Während sich in der Deutschschweiz der BGM-Umsetzungsgrad positiv entwickelte, stagniert dieser in der Westschweiz und im Tessin. Kleinere Betriebe sind bei der Umsetzung des BGM zudem weniger weit als mittlere und grosse. Vor allem mittelgrosse Unternehmen (100–249 Mitarbeitende) haben sich in der Entwicklung von BGM gegenüber 2016 positiv hervorgetan.

Hat Corona die Ergebnisse des BGM-Monitorings beeinflusst?

Die Erhebung fand im Zeitraum von August bis November 2020 statt. Damit fiel sie in die Zeit von Corona, nicht aber in jene eines Lockdowns. Zahlreiche Erwerbstätige arbeiteten aber im Homeoffice und viele der angeschriebenen BGM-Verantwortlichen waren sehr be- oder ausgelastet. Beides hat dazu geführt, dass der Rücklauf der Erhebung geringer ausfiel als erwartet. Dennoch erhielten wir von fast 800 Betrieben eine Antwort.

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BGM-Monitoring

In Zusammenarbeit mit den Projektpartnern, dem «Institut Mensch in komplexen Systemen» der Hochschule für Angewandte Psychologie FHNW und dem LINK Institut, erhebt und analysiert Gesundheitsförderung Schweiz mittels BGM-Monitoring, wie weit verbreitet die Umsetzung von betrieblichem Gesundheitsmanagement in Schweizer Betrieben ist. Dazu wurden die Angaben von 791 Betrieben ab einer Grösse von 50 Mitarbeitenden ausgewertet.

Daneben zeigt das BGM-Monitoring, wie gut Schweizer Betriebe für BGM gerüstet sind und was diese motiviert, sich dafür zu engagieren. Da die Erhebung 2020 in die Zeit der Corona-Pandemie fiel, befragte Gesundheitsförderung Schweiz die Betriebe zudem, ob die Pandemie den BGM-Status in ihrem Unternehmen verändert hat. In einer Teilstudie erhielten zusätzlich alle Betriebe, die bereits 2016 an der Befragung teilgenommen hatten, erneut den Fragebogen. So können erstmals Aussagen über die langfristigen Veränderungen von BGM gemacht werden.

Die Publikation des neuen BGM-Monitorings erscheint Ende August 2021 und wird auf der Webseite von Gesundheitsförderung Schweiz publiziert. Zeitnahe Informationen dazu gibt es via Newsletter «Betriebliches Gesundheitsmanagement»:

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1. Starter-Kit
Mit einem Selbstcheck erfahren Sie in weniger als zwanzig Minuten, welche Führungsaspekte relevant sind und wo Sie mit Ihrem Betrieb in Sachen Gesundheit stehen.

2. Individuelle Werkzeuge
Bauen Sie beispielsweise kleine Aktionen und Goodies in die Arbeitsabläufe Ihrer Mitarbeitenden ein, genau da, wo es sie braucht.

3. Systematische Werkzeuge
Führen Sie längerfristig ausgerichtetes und systematisches betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) in Ihrem Betrieb ein. Wir leiten Sie an, damit Sie möglichst viel selbständig umsetzen können.

Mit einem systematischen BGM schaffen Sie ein Arbeitsumfeld, das auch übermorgen noch gesund ist, und Sie sensibilisieren Ihre Führungskräfte und Mitarbeitenden für das Thema Gesundheit. Ihr Betrieb profitiert von motivierten und engagierten Mitarbeitenden und steigert damit die Leistungsfähigkeit, was Ihnen am Markt Vorteile bringt und Ihre Attraktivität als Arbeitgeber erhöht.

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Christine Bachmann ist stellvertretende Chefredaktorin von HR Today. cb@hrtoday.ch

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