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Die Tücken von HR-Digitalisierungsprojekten

Nicht selten wird die Digitalisierung im HR zum Abenteuer, weil nicht alle Technologieanbieter halten, was sie versprechen. Es lohnt sich also, die Projektrisiken sorgfältig abzuwägen. Fünf Schlüsselfragen helfen dabei.

Schlüsselfrage 1: Was ist der Business Case?

In der Regel bereitet es wenig Freude, ein Digitalisierungsprojekt wirtschaftlich zu begründen. Schliesslich ist es schon ziemlich fraglich, ob unsere Nutzenversprechen nach Projektabschluss eingelöst werden können. Und wer will sich schon erklären ­müssen, wenn alles anders kommt. Aber dennoch: Es ist nicht intelligent, ein Digitalisierungsprojekt zu starten, ohne dieses mit ökonomischen Zielen zu untermauern. Nur so hat man die Gewähr, dass man vom Start weg in jeder Etappe einen Projektplan mit übergeordneten unternehmerischen Zielen hat.

Schlüsselfrage 2: Trivialisieren wir das Problem womöglich?

Einige Themen, mit denen wir uns im HR auseinandersetzen, sind offensichtlich derart relevant, dass wir die Komplexität des zu lösenden Problems ausser Acht lassen. Skills Management ist hierfür ein klassisches Beispiel. Zweifelsohne können wir uns gegenüber der Linie als starker Partner positionieren, wenn wir diese Disziplin beherrschen. Einige Fragen sind aber nicht einfach zu beantworten. Beispielsweise, wie wir strategische Skills identifizieren oder wie wir unsere Mitarbeitenden motivieren, sich mit ihren Skills auseinanderzusetzen. Also lieber die Finger von solchen Projekten lassen? Auf keinen Fall. Hingegen sollte man sich mit Respekt an das Thema herantasten und bereit sein, sich auf eine anspruchsvolle Reise zu begeben.

Schlüsselfrage 3: Ist die Technologie schon reif?

Häufig wird uns der Nutzen einer Digitalisierungstechnologie mit der künstlichen Intelligenz erklärt, über die das System (angeblich) verfügt. Nur ist es leider so, dass sich diese Technologie einem Vergleich stellen muss. Der gesunde Menschenverstand ist dabei der Benchmark. Es stellt sich also die Frage, ob die Maschine wirklich mehr kann als ein Mensch oder ob unsere Erwartungen letztlich enttäuscht werden. Macht im Recruiting ein CV-Matching-Algorithmus die menschliche Sichtung eines Lebenslaufs beispielsweise obsolet oder führt sie im schlimmsten Fall sogar zu Vorurteilen? Die Frage nach dem Reifegrad stellt sich übrigens verstärkt bei Virtual-Reality- oder Blockchain-Technologien.

Schlüsselfrage 4: Verfügen wir über gute Projektstrukturen?

Viele Unternehmen stellen sich derzeit der anspruchsvollen Aufgabe, ihre Organisationen auf agile oder holokratische Zusammenarbeitsmodelle umzustellen. Ab und zu hat dies einen etwas experimentellen Charakter. Und um die Komplexität noch zu erhöhen, setzt man auf Co-Kreation, also auf Strukturen, in denen sich ein Technologiepartner mit einem oder mehreren Kunden zusammentut, um ein Produkt zu entwickeln. Probleme lassen sich immer lösen, solange sich das Technologieunternehmen zum gemeinsamen Produkt und der strategischen Zusammenarbeit bekennt. Gut, wenn man diesen Aspekt gerade zu Beginn des Projekts beleuchtet.

Schlüsselfrage 5: Sind unsere Investitionen geschützt?

Die Abhängigkeiten, die neue Software-Produkte mit sich bringen, sind teilweise fatal. Was, wenn die Erwartungen an den Software-Service nicht erfüllt werden? Wieviel der Projektkosten müssen dann ausserordentlich abgeschrieben werden? Und wie sicher sind wir, dass sich der Software-Lieferant nicht von seiner kreativen Seite zeigt und das Lizenzschema derart anpasst, dass der Business Case zerstört wird? Nebst Einkaufsspezialisten können übrigens auch IT-Architekten dazu beitragen, das Risiko tief zu halten. Mit einer ausgeklügelten IT-Architektur kann man neue Technologien viel einfacher ausprobieren und schlecht performende Technologien ablösen. Um beim Beispiel des Skills Managements zu bleiben – dort wäre es wünschenswert, die Skill-Profile der Mitarbeitenden mit einer sogenannten Middleware über alle HR-IT-Systeme zur Verfügung zu stellen und zu aktualisieren. Das gewährt dem Benutzer ein angenehmes Erlebnis und dem HR-IT-Verantwortlichen tiefe Betriebskosten.

Keine Angst!

Den erwähnten Fallstricken zum Trotz: Mit HR-Digitalisierungsprojekten wird die Zukunft gestaltet und das Leiten solcher IT-Vorhaben erweist sich als äusserst bereichernd. Die Weichen zum Erfolg werden im Wesentlichen zu Projektbeginn gestellt. Hat man ein gutes Timing und den Fokus auf die richtigen Themen gelegt, kann das HR einen grossen Mehrwert für das Unternehmen stiften.

HR Tech Club Night

Die nächste HR Tech Club Night findet im Mai 2020 statt. hrtechclub.ch

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Ralf Ploner

Ralf Ploner ist Senior Manager bei Avenir Group. Sein Fokus liegt im Bereich HR-Digitalisierung, HR-Organisation sowie im Skills & Workforce Management. ralf.ploner@avenirgroup.ch

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