Diversität und Inklusion
Den ganzen Tag Schachteln falten. Die eigene Persönlichkeit verbergen. Konzentrationsschwierigkeiten bei zu vielen äusseren Reizen. Angestarrt werden und sich dümmliche Bemerkungen anhören müssen.
Adventsserie 2021: Gender Diversity. (Bild: iStock/HR Today)
Ausgegrenzt und nicht ernst-, oft nicht einmal wahrgenommen zu werden, gehört zum Alltag für Menschen, die nicht zum Durchschnitt zählen. Aus den Beispielen in den bisherigen Artikeln aus der Serie zu Gender Diversity lässt sich ableiten, dass dies ein dominantes Merkmal von «Durchschnitt»-Männlichkeit zu sein scheint. Alles «andere» findet kaum offiziell statt. Weil es entweder in abgeschotteten Parallelwelten abgesondert wird oder sich selbst Nischen schafft, in denen Mensch sich nicht als exotisch, unnormal, inakzeptabel erleben muss.
Sichtbarkeit steigern
Gerade die «geschützten» Werkstätten, in denen Menschen mit Handicap ihr Arbeitsleben bei geistlosen Tätigkeiten verbringen müssen tragen dazu bei, dass diese Menschen unsichtbar bleiben. Dabei sind viele davon zu völlig «normalen» Beschäftigungen in der Lage und könnten zudem durch ihre Lebenserfahrungen und Perspektiven einen wertvollen Beitrag in vielen ungeschützten Betrieben leisten.
Was die besonderen Fähigkeiten von Autisten angeht, haben viele Organisationen unterdessen mitbekommen, dass sich diese gewinnbringend einsetzen lassen. Bisher überwiegend in der Softwareentwicklung, aber es spricht sich herum, dass es durchaus andere Einsatzgebiete gibt, in denen neurodiverse Menschen gerne und gut arbeiten können.
Sichtbarkeit wird also ein notwendiger Schritt sein, um Menschen mit Handicap einen anerkannten und integrierten Status in einer Gesellschaft von Normalos zu ermöglichen. Menschen wie Anastasia Umrik oder Raul Krauthausen leisten hier sehr mutige Vorarbeit. Und es gibt Organisationen, wie auftragarbeit.ch oder mitschaffe.ch, die Beschäftigungsmöglichkeiten im ersten Arbeitsmarkt vermitteln oder vielseitigere Tätigkeiten in geschützten Werkstätten anbieten.
Der Exklusion entgegenwirken
LGBTQ+ als weitere, stark marginalisierte Gruppe jenseits der Heteronormativität wird ebenfalls in vielen Kontext aus Organisation und Gesellschaft ausgeschlossen. Auch hier gibt es jedoch Vertreterinnen, wie beispielsweise Georgine Kellermann, die offen und deutlich für ihre Gleichwürdigkeit eintreten und damit einen wichtigen Beitrag leisten.
Ein weiteres, stark zunehmendes Feld auf dem Exklusion dominiert, betrifft alle Formen von Rassismus. Also die Ausgrenzung von Menschen, denen aufgrund ihrer vermuteten Herkunft, ihrer Ethnie oder Religion der Zugang zu vielen gesellschaftlichen oder beruflichen Möglichkeiten erschwert oder verwehrt wird. Besonders subtil wirkt hier die sogenannte Unconscious Bias in Verbindung mit dem persönlichen Eindruck, selbst keinesfalls fremdenfeindlich zu denken. Da wir dieses systemische Problem gemeinsam gestalten und verwalten gilt es hier vermehrt, eigenes Denken und Verhalten zu reflektieren. Unterstützung findet sich vor allem bei Menschen, die diese Form der Xenophobie erleben und daher aufzeigen können, woran gearbeitet werden muss. Hier gibt es bereits einiges an Literatur, sehr hilfreich finde ich die Bücher von Tupoka Ogette oder Alice Hasters.
Es geht nur gemeinsam
Die Öffnung des Themenspektrums Diversität in Richtung Inklusion konnte in dieser Artikelreihe nur sehr exemplarisch erfolgen. Aber schon so lässt sich erkennen, dass es noch viel zu tun gibt. Und das diejenigen, die hier aktiv werden müssen, dies nicht anderen zum Gefallen tun sollten, sondern auch und gerade für ihr eigenes Umfeld.
Meine herzliche Einladung für erste Schritte in dieser Richtung: Schauen Sie sich mal die Links im Text an, überlegen Sie sich, ob Sie dem einen oder anderen Menschen folgen wollen. Und bewerten Sie, wo Sie selbst gerne aktiv werden wollen. Und natürlich, empfehlen Sie Ihrem Umfeld die Lektüre dieser kleinen Artikelreihe.