Einstellung von Personal aus dem Ausland: Was gilt es zu beachten?
In einer Zeit, in der der Fachkräftemangel in der Schweiz und in ganz Europa eine immer grössere Herausforderung darstellt, geben drei Profis wertvolle Tipps für die Rekrutierung von Personal aus dem Ausland.
Hilfe aus dem Ausland: Mitarbeitende in die Schweiz zu holen ist keine einfache Angelegenheit. (Bild: iStock)
«Auch wenn die Zulassungsbedingungen für ausländische Staatsangehörige erleichtert wurden, ist es schwierig, sich im Labyrinth der Genehmigungen zurechtzufinden.»
– Marc-Olivier Roux, Leiter Partnerschaften und Engagement des privaten Sektors bei der Stiftung Swisscontact
«Wie viele europäische Länder ist auch die Schweiz mit einem erheblichen Personalmangel in fast allen Wirtschaftszweigen konfrontiert. Während das Potenzial der Schweizer Bevölkerung (Arbeitslose, Seniorinnen und Senioren) und der Menschen aus Europa eine gewisse Antwort bietet, bleibt die Einwanderung von qualifizierten Arbeitskräften aus Drittländern das wichtigste verfügbare Reservoir an Fachkräften, um den dringenden Bedarf unserer Wirtschaft zu decken.
Diese Problematik ist natürlich nicht nur eine politische, sondern auch eine kulturelle und soziale, da unsere Unkenntnis über die Rechte von Arbeitskräften aus Drittländern auf Zugang zur Arbeit in der Schweiz und die vorgefassten Meinungen über ihre Ausbildung und ihre Kompetenzen im eher risikoscheuen Personalsektor Ängste hervorrufen.
Bei diesen jungen Talenten, die nur darauf warten, mit der Arbeit loszulegen, handelt es sich um eine vitale Kraft. Sie sind engagiert und motiviert, sich zu integrieren, bereit, sich ausbilden zu lassen und flexibel einsetzbar zu sein, indem sie Stellen übernehmen, die für das reibungslose Funktionieren unserer Wirtschaft unerlässlich sind und von jungen Menschen in der Schweiz oder in Europa oft gemieden werden. Sie profitieren auch von einem klar definierten gesetzlichen Rahmen, der sowohl vom Bund als auch von den Kantonen kontrolliert wird, wodurch die Risiken des Lohndumpings oder der illegalen Einwanderung vermieden werden.
Auch wenn die Zulassungsbedingungen für ausländische Staatsangehörige überarbeitet und erleichtert wurden, ist es schwierig, sich im Labyrinth der Genehmigungen und Zugangsbedingungen zurechtzufinden. In einem Arbeitsmarkt, der bereit ist, junge ausländische Fachkräfte aufzunehmen und auszubilden, schaffen der provisorische Status und die administrative Starrheit bestimmter Genehmigungen Hindernisse, die der Bund und die Kantone durch Klarheit und Flexibilität rasch beseitigen müssen.
In diesem Sinne ermöglicht das Programm «Perspectives» die befristete Anstellung junger tunesischer Talente mit einer von der Stiftung Swisscontact gewährleisteten Begleitung. Diese Art von Lösung bringt eine neue Karte in das Rekrutierungsspiel. Die Unternehmen sollten mutig und kreativ sein und sich vom einzigartigen Potenzial dieser jungen Talente überraschen lassen.»
«Heutzutage gibt es so viele Möglichkeiten bezüglich Online-Arbeit wie Menschen auf dieser Erde.»
– Magali Malvarez Pasche, Geschäftsführerin des Treuhandbüros Loralie SA in Lausanne
«Ich denke, dass jede Einstellung von Personal aus dem Ausland aus mehreren Blickwinkeln betrachtet werden muss und dass es heutzutage so viele Möglichkeiten bezüglich Online-Arbeit gibt wie Menschen auf dieser Erde. Der wichtigste Punkt ist, dass Sie die Bedürfnisse Ihres Unternehmens genau definieren und sobald Sie eine Person im Auge haben, alle notwendigen Informationen einholen, um mit den entsprechenden Behörden sprechen zu können. Es sind zu diesem Thema immer mehr Informationen online verfügbar, aber achten Sie darauf, dass Sie eine konkrete Situation im Kopf haben, bevor Sie den Behörden Ihre Fragen stellen, damit Sie die richtigen Antworten erhalten.
Als Treuhänder würde ich folgende Fragen stellen, wenn ich im Ausland rekrutieren möchte:
- Wird die Person in die Schweiz kommen, um hier zu leben, oder wird sie für Ihr Unternehmen arbeiten, während sie im Ausland wohnen bleibt?
- Wie sieht es bezüglich Arbeitserlaubnis aus? Hat die Person einen Wohnsitz in der EU oder nicht? Denn wie Sie wohl wissen, sind Bewilligungen abseits des Freizügigkeitsabkommens (FZA) nur sehr schwer zu bekommen.
- Ist es für Grenzgänger möglich, eine Bewilligung zu erhalten, wenn Ihr Unternehmen beispielsweise in Freiburg oder Bern ansässig ist? Und wenn ja: Achten Sie auf die kantonalen Spezialitäten in Bezug auf die Quellensteuer.
- Prüfen Sie bei Angestellten, die im Ausland Online-Arbeit leisten, ihren Hauptwohnsitz. Prüfen Sie, ob die AHV zur Anwendung kommt, und wenn nicht, welche Dokumente Sie benötigen, um die ausländischen Arbeitskräfte von der AHV zu befreien, ohne dass dies für Ihr Unternehmen ein Problem darstellt.
- Ist die Person im Falle von Online-Arbeit in ihrem Land als selbstständig eingestuft? Oder hat sie eine kleine Firma, die Rechnungen stellt? Dann braucht sie weder AHV noch BVG, aber berücksichtigen Sie die Mehrwertsteuer.»
«Die Suche nach einer Wohnung ist oft schwieriger als die Stellenbesetzung selbst.»
– Marc-Antoine Glauser, Partner und Senior Consultant bei Alec Allan & Associés SA in Genf
«Als Headhunter werden wir häufig gebeten, das Schaf mit fünf Beinen zu finden! Nicht selten endet diese Suche in der Schweiz in einer Sackgasse und zwingt uns, unsere Suche über die Landesgrenzen hinaus auszudehnen. Die Schweiz ist für unsere unmittelbaren Nachbarn aufgrund der attraktiven Gehälter und der sprachlichen und kulturellen Ähnlichkeit, die wir teilen, nach wie vor ein attraktives Ziel. Für Fremdsprachige erleichtert zudem unser recht internationaler Charakter die Integration.
Die Herausforderungen werden jedoch grösser, wenn wir weiter entfernte Horizonte erkunden müssen, insbesondere ausserhalb der Europäischen Union. Wenn die gesuchte Kandidatin oder der gesuchte Kandidat keinen EU-Pass hat, muss der Arbeitgeber ein langwieriges und kostspieliges Verwaltungsverfahren durchlaufen, um eine Arbeitserlaubnis zu erhalten. Dieses komplizierte Verfahren gilt sogar für britische Staatsbürgerinnen und Staatsbürger, die oft über attraktive Profile verfügen.
Sobald eine Kandidatin oder ein Kandidat gefunden und seine Familie davon überzeugt ist, sich in der Schweiz niederzulassen, folgen mehrere heikle Schritte. Die Suche nach einer Wohnung ist oft schwieriger als die Stellenbesetzung selbst, ebenso die Suche nach einer Arbeitsstelle für die Lebenspartnerin oder den Lebenspartner. Wenn Kinder mit im Spiel sind, ist das Finden eines freien Krippenplatzes eine fast unmögliche Aufgabe.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass es im entscheidenden Moment der Wahl zwischen einem vier- oder fünfbeinigen Schaf wichtig ist, diese verschiedenen Aspekte sorgfältig abzuwägen. Es könnte sein, dass auch das vierbeinige einige Trümpfe unter der Wolle versteckt hat ...»