Global Fachkräfte einstellen: Compliance-Herausforderungen meistern
Die Digitalisierung ermöglicht das Arbeiten aus der ganzen Welt. Doch Vorsicht: Ist die grenzüberschreitende Zusammenarbeit nicht rechtskonform, drohen Bussen. Das gibt es zu beachten.
Remote Arbeit bietet die Chance über die traditionellen geografischen Grenzen hinausgehen, um Mitarbeiter weltweit zu finden und einzustellen. (Bild: iStock)
In den letzten zwei Jahren haben viele Unternehmen digitale und Omnichannel-Geschäftsmodelle der nächsten Generation eingeführt und ihren Mitarbeitenden das Arbeiten von überall aus ermöglicht. Dies hat auch dazu geführt, dass Unternehmen neue Wachstumswege jenseits ihrer traditionellen Grenzen suchen und internationale Fachkräfte mithilfe digitaler Technologien in ihre Personalstrategie integrieren möchten.
Die globale Mobilisierung von Arbeitskräften kann jedoch hohe Bussgelder nach sich ziehen, wenn sie nicht rechtskonform gehandhabt wird. Da sich gesetzliche Vorgaben zur Beschäftigung von Mitarbeitenden kontinuierlich ändern können, macht dies den Eintritt in einen neuen Markt für Unternehmen zu einer herausfordernden Aufgabe.
Einhaltung der Vorschriften – Risiko und Chance
Eine der grössten Herausforderungen für Unternehmen, die eine globale Geschäftstätigkeit anstreben, ist die Einhaltung der unzähligen Vorschriften und Richtlinien, die von Regierungen für internationale Firmen aufgestellt werden.
Laut einer Studie der internationalen Wirtschaftsprüfungs-, Steuer- und Beratungsgesellschaft Mazars, an der mehr als 890 leitende Compliance-Experten in 25 Ländern teilnahmen, sind sich die Führungskräfte internationaler Unternehmen bewusst, dass eine gute globale Compliance entscheidend ist, um das Vertrauen der Anleger (65 Prozent) und das Vertrauen der Kunden (64 Prozent) zu stärken sowie ein positives Unternehmensimage zu schaffen (61 Prozent). Mehr als ein Drittel (39 Prozent) der Befragten gibt an, dass die globale Compliance auf Vorstandsebene vierteljährlich überprüft wird.
Die Befragten bestätigen jedoch, dass die Einhaltung von sich verändernden Vorschriften immer schwieriger zu handhaben wird und erhebliche Strafen drohen, wenn man mit diesem Wandel nicht Schritt hält. 77 Prozent der Befragten gaben an, dass ihr Unternehmen in den letzten fünf Jahren auf internationalen Märkten mit Problemen hinsichtlich der Einhaltung von Rechnungslegungs- und Steuervorschriften konfrontiert war, die zu Imageschäden, internen Disziplinarmassnahmen und Geldstrafen führten.
Der Aufstieg der digitalen Nomaden
Viele HR-Teams sind sich bewusst, dass es von Land zu Land unterschiedliche Leistungspakete, Renten, Krankenversicherungen und weitere Faktoren gibt, die mit Sorgfalt geprüft werden müssen. Selbst innerhalb eines Landes kann es Abweichungen und Nuancen geben, die zu beachten sind.
Um die Einhaltung der Vorschriften zu gewährleisten, müssen Organisationen ihre Arbeitnehmer auf Grundlage der Arbeits- und Steuergesetze des Landes einstellen, in das sie expandieren. Dies kann sich vor allem dann als schwierig erweisen, wenn die Beschäftigten in diesem Land remote oder hybrid arbeiten.
So müssen Unternehmen, die in ihrem Heimatland eine Digital-first- oder Remote-only-Richtlinie eingeführt haben, klären, ob es angemessen und möglich ist, internationalen Mitarbeitenden Arbeitsgeräte, Internetanschluss und andere benötigte Hilfsmittel zur Verfügung zu stellen. Arbeitgebende müssen darauf achten, dass sie die lokalen Vorschriften und Bestimmungen in den Ländern kennen, in denen ihre internationalen Teammitglieder arbeiten möchten. Die Zusammenarbeit mit einer globalen Beschäftigungsplattform kann dabei helfen, solche Vorschriften zu berücksichtigen und die Risiken für Unternehmen, die ihre globalen Remote-Teams aufbauen, zu verringern.
Mitarbeitende, die im Heimatland des Unternehmens eingestellt wurden, möchten vielleicht als digitale Nomaden die Vorteile der digitalen Konnektivität nutzen. Anstatt von einem festen Standort aus zu arbeiten, könnten sie sich entscheiden, in Honolulu oder Thailand zu arbeiten oder ständig unterwegs zu sein – was rechtliche und steuerliche Auswirkungen für ihren Arbeitgeber haben kann.
Wenn Arbeitgebende im Ausland tätige Personen beschäftigen, liegt der Teufel also in den organisatorischen und rechtlichen Details. Mit den folgenden Tipps lassen sich die Risiken erheblich eindämmen.
Die wichtigsten Tipps für die Einhaltung der Vorschriften
- Angemessene Einstufung der Arbeitnehmenden: Es muss festgestellt werden, ob es sich um unabhängige Auftragnehmende, eine Angestellte oder einen digitalen Nomaden handelt, denn diese Einstufung bestimmt alle arbeitsrechtlichen Aspekte, vom Steuerstatus der Arbeitnehmenden bis hin zu den Abfindungsbedingungen.
- Definition klarer und transparenter Stellenbeschreibungen für Remote-Rollen: Arbeitgeber müssen festlegen, ob von Mitarbeitenden erwartet wird, dass sie von zu Hause aus, im Büro oder in einer hybriden Form arbeiten, und welche Auswirkungen die in der schriftlichen Dokumentation verwendeten Begriffe haben, um Compliance-Probleme zu vermeiden. Dabei sollte auch festgelegt werden, wo Mitarbeitende tatsächlich arbeiten dürfen und in welchen Zeitzonen und zu welchen Zeiten sie arbeiten sollen. Es sollte sichergestellt werden, dass alle Richtlinien zur Fernarbeit rückwirkend umgesetzt werden.
- Angemessene Gesundheits- und Sicherheitsprüfungen für Fernarbeitskräfte: Arbeitnehmende/Auftragnehmende sollten zumindest Fotos von ihrem Arbeitsbereich zur Verfügung stellen, damit der Arbeitgeber eine Prüfung ihrer Sorgfaltspflicht in Bezug auf Stolperfallen, Ergonomie und andere Gesundheits- und Sicherheitspunkte durchführen kann.
- Vorschriften zu Remote-Arbeit und Homeoffice: Es ist wichtig, dass Verantwortliche über die neuesten Rechtsvorschriften in Bezug auf Remote-Arbeit und Homeoffice auf dem Laufenden bleiben. Diese betreffen etwa Kostenübernahmen für die Internetverbindung, Schutz der Privatsphäre der Arbeitnehmenden und das Recht, nicht immer erreichbar zu sein.
- Remote-Arbeitsrichtlinien überprüfen: Unternehmen sollten erwägen, ob ihre Fernarbeitsrichtlinie das Recht beinhaltet, Mitarbeitende an einen festen physischen Arbeitsplatz zurückzurufen. Mitarbeitende mit einem vom Unternehmen gesponserten Visum dürfen nicht einfach zu einem Fernarbeitsmodell wechseln, wenn sie ihre Adresse oder andere Kriterien bezüglich ihrer Visums-Berechtigung ändern.
- Angemessene Erwartungen setzen: Es ist vielleicht nicht möglich, allen Mitarbeitenden an jeglichem Standort eine Mitgliedschaft im Fitnessstudio oder ein subventioniertes Kantinenessen anzubieten. Unternehmen sollten auch nicht davon ausgehen, dass alle Mitarbeitende in der Lage sein werden, ein Reisevisum zu erhalten, um an einer vorgeschriebenen Schulung am Unternehmenshauptsitz teilzunehmen.
- Compliance-Hürden proaktiv entgegenwirken: Die Zusammenarbeit mit einer spezialisierten globalen Beschäftigungs-Plattform kann Unternehmen bei der Bewältigung der klassischen Compliance-Herausforderungen helfen, die mit dem Aufbau von Remote-Teams und der Einhaltung der lokalen Steuer- und Beschäftigungs-Vorschriften verbunden sind.
Die Einführung der richtigen Arbeitsvereinbarungen und -instrumente ist ein entscheidender Ausgangspunkt für langfristigen Erfolg. Unternehmen müssen nicht nur die wichtigsten Punkte zur Einhaltung der Vorschriften zu Beschäftigungsstatus, Urlaub, Krankheitsfall, Fürsorgepflicht, Sozialabgaben und Kündigungsrechten abdecken. Sie müssen auch prüfen, was aus Sicht der Mitarbeitenden zu einer langfristigen Betriebszugehörigkeit beiträgt. Dazu kann gehören, dass sie an wichtigen Besprechungen in einer Zeitzone teilnehmen können, die für sie geeignet ist, und dass sie Zugang zu den Fortbildungs- und Schulungsmassnahmen erhalten, die sie benötigen, um mit anderen internationalen Teammitgliedern gleichauf zu sein.