Erste Schweizer Studie zu Mitarbeiterbefragungen
Mitarbeiterbefragungen gehören zu den wichtigsten Tools im HR-Werkzeugkasten. Das Marktforschungsunternehmen GfK und HR Today haben zusammen die erste Schweizer Trendstudie im Bereich Mitarbeiterbefragungen durchgeführt. Ergebnis: die Nutzung von Mitarbeiterbefragungen nimmt zu.
Die Resultate der Studie - kompakt visualisiert in einem Info-Graph. (Bild: zVg)
Steigender Wettbewerbsdruck, kürzere Produktlebenszyklen, dringendere Innovationen - Unternehmen sind heutzutage vielfältigen Herausforderungen ausgesetzt. Mitarbeiterbefragungen sind für die Unternehmensleitungen ein bewährtes Instrument, um das Stimmungsbild der Mitarbeitenden zu erheben.
Die Resultate solcher Befragungen können Unternehmen helfen, sich marktgerechter auszurichten, die Produktepalette anzupassen oder den strategischen Einsatz der Ressourcen, auch im HR-Bereich zu optimieren. An der gemeinsam durchgeführten Studie von GfK und HR Today haben sich über 200 Unternehmen beteiligt.
Die gängige Praxis
Gemäss Studie führen sieben von zehn befragten Unternehmen Mitarbeiterbefragungen durch, das sind leicht mehr als noch 2007. Unternehmen befragen ihre Mitarbeitenden durchschnittlich alle 2 Jahre, Grossunternehmen tendenziell häufiger als kleinere Firmen. Die grosse Mehrheit der Unternehmen (81%) führt die Befragung mit Unterstützung eines externen Partners durch. Primär, um Datenschutz und Anonymität für die Mitarbeitenden zu gewährleisten. Sich mit externen Benchmarks vergleichen und von der methodischen Kompetenz von Spezialisten profitieren zu können, sind weitere wichtige Gründe.
Von den Unternehmen, die ihre Befragung ohne externen Partner durchführen, sind die meisten Kleinbetriebe, die sich dadurch kürzere Entscheidungswege und Kosteneinsparungen erhoffen, dafür aber auch über die methodische Kompetenz selbst verfügen müssen. Unternehmen, die die Befragung intern durchführen sind jedoch zu 12% weniger zufrieden mit ihrer Befragung, als solche, die mit einem externen Partner zusammen arbeiten.
GfK
Die GfK Schweiz ist mit einem Umsatz von 60,6 Millionen CHF (2013) und einem Marktanteil von rund 33% das grösste Marktforschungsinstitut der Schweiz.
Die Resultate dieser Studie finden Sie kompakt visualisiert in einem Info-Graph auf den beiden Webseiten www.mab-trendstudie.ch oder auf www.organisationsforschung.ch.
Diese Themen interessieren
Bei den befragten Themen führen «Arbeitsklima & Zusammenarbeit», «Führungskräfte» und «Arbeitszufriedenheit» die Rangliste an. Im Vergleich mit anderen Studien im deutschsprachigen Raum sind insbesondere die Themen «Zusammenarbeit» und «Führung» nach wie vor in fast allen Mitarbeiterbefragungen zentral.
Die Themen «Arbeitgeberattraktivität» und «Image» sind neu in der Liste der Top-10 zu finden, was den aktuellen Trend rund um Employer Branding und die damit verbundenen neuen Möglichkeiten von Social Media spiegeln dürfte.
Grössere Unternehmen analysieren komplexer
Verwenden Unternehmen mit weniger als 500 Mitarbeitern vor allem deskriptive Analysen (z.B. Mittelwerte, Antwortverteilungen) in der Auswertung, nutzen grössere Unternehmen vermehrt die Möglichkeiten von komplexeren Verfahren wie Treiber- und Einflussanalysen.
Diese komplexeren Verfahren schöpfen die Daten besser aus und liefern faktenbasierte Handlungsempfehlungen. Dies dürfte auch einer der Hauptgründe sein, dass Unternehmen, die solche Verfahren anwenden, mit der Befragung zufriedener sind. Voraussetzungen für die Anwendung solcher Verfahren sind eine Mindestanzahl von Antwortenden (um die statistische Robustheit der Analysen zu gewährleisten) und weiterführendes methodisches Statistikwissen.
Sich mit Anderen vergleichen
Rund drei Viertel aller Unternehmen setzen auf interne Vergleichsdaten wie Längsschnitte und Quervergleiche. Die Studie zeigt aber auch, dass nicht nur die eigenen Ergebnisse spannend sind, sondern auch der Vergleich mit Anderen. Die Unternehmen, welche externe Benchmarks hinzuziehen, sind deutlich zufriedener. Ein Verfahren, das trotz klarer methodischer Vorteile erst von rund 10 Prozent der Unternehmen genutzt wird, sind Zeitpunkt-genaue Messungen von Vergleichsdaten via einem Panel (schliesst z.B. Methoden-Effekte des Mess-Zeitpunkts aus und erhöht die Repräsentativität der Benchmark-Daten).
Eine Mitarbeiterbefragung wird ein Instrument zur Steigerung der Unternehmensleistung, sobald die Resultate mit weiteren Daten aus anderen HR Prozessen, Kundenzufriedenheitsbefragungen oder finanziellen Unternehmenskennzahlen verknüpft werden. Laut den Antworten der Studienteilnehmer führt dies neben einer höheren Ausschöpfung der Daten auch zu einer deutlich höheren Zufriedenheit mit der eigenen Befragung. Rund ein Drittel der Unternehmen will zukünftig vermehrt in diesen Bereich (Stichwort «Big Data») investieren.
Massnahmenplanung als grösste Herausforderung
Für die grosse Mehrheit der Unternehmen (89%) ist die Massnahmenplanung eine der grössten Herausforderungen bei Befragungsprojekten. Sechs von zehn Unternehmen verpflichten ihre Führungskräfte aktiv, mit den Ergebnissen zu arbeiten, konkrete Massnahmen zu entwickeln und erreichen so eine um 43 Prozent höhere Zufriedenheit mit der Befragung. Instrumente der Massnahmenplanung sind in den meisten Fällen Workshops (80%), Coachings für Führungskräfte (45%) und Trainingsessions im Allgemeinen (32%).
Neben dem Follow-up-Prozess stellen sich weitere Herausforderungen. Für kleinere Unternehmen insbesondere bei der Fragebogenentwicklung, bei mittelgrossen Unternehmen bei der Abbildung der Organisationsstruktur, und bei Grossunternehmen beim Projektmanagement und bei der Kommunikation der Resultate.
Fazit
Die Bedeutung des Instrumentes «Mitarbeiterbefragung» ist bei den befragten Unternehmen unbestritten. 95 Prozent schätzen die Wichtigkeit von Mitarbeiterbefragungen in den nächsten fünf Jahren gleich oder sogar noch höher ein als aktuell.
Insgesamt zeigt sich, dass die Mitarbeiterbefragung ein nützliches Instrument zur Steigerung der Unternehmensleistung ist. Vor allem dann, wenn sie in die weiter gefasste Prozesslandschaft integriert ist. Die daraus resultierende Effektivitätssteigerung führt wiederum auch zu einer höheren Zufriedenheit mit der Befragung. Dies scheint Grossunternehmen zum jetzigen Zeitpunkt noch besser zu gelingen als mittleren und kleinen Unternehmen.