Methoden

«Es muss ein Kulturwandel für die Mitarbeitenden 50plus stattfinden»

Dr. Florian Kunze, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Führung und Personalmanagement der Universität St. Gallen, plädiert für eine altersangepasste Führung.

Worin liegt für die Unternehmen die grösste Herausforderung der Generation 50plus?

Florian Kunze: Die Gruppe der 50- bis 65-Jährigen wird 2020 den grössten Teil der Erwerbsbevölkerung ausmachen. Das ist die massivste Herausforderung, mit der die Wirtschaft konfrontiert sein wird. Die Führungsverantwortlichen müssen sich klar darüber werden, dass ältere Mitarbeiter nicht nur ein Risiko, sondern auch eine Chance sind, die sie nutzen können. Dass ältere Menschen das Potenzial dazu haben, beweisen wissenschaftliche Studien, die zeigen, dass man zwischen 45 und 65 durch bewusstes gesundes Verhalten, aber auch durch geistige Beweglichkeit die Leistungsfähigkeit fast konstant halten kann. Gute, altersangepasste Führung hat einen sehr positiven Einfluss, um die Arbeitsfähigkeit zu erhalten.

Auch im Sinne eines ständigen Dialogs zwischen den Generationen?

Ja, da gibt es bereits Lerntandems, die so funktionieren, dass der erfahrene Mitarbeiter den jüngeren einarbeitet. Oder andersrum: Junge Mitarbeiter, die beispielsweise eine grosse Kompetenz im IT- und Computerbereich haben, tun sich mit den älteren zusammen. Doch muss ein Kulturwandel angestrebt werden, der nicht von der Unternehmensspitze alleine, also top-down, verordnet wird, sondern ein Gemeinschaftswerk ist.

Was haben jüngere Menschen den älteren voraus? Wo sind die Schwächen der Senioren?

Sie verfügen über eine sogenannt 
fluide Intelligenz – die allerdings schon mit 27 Jahren ihren Höhepunkt erreicht –, dank der sie sich ganz schnell in neue Aufgaben einarbeiten können. Ältere haben dafür eine kristalline Intelligenz, die im Alter noch zunimmt. Ihre Erfahrung im Umgang mit schwierigen beruflichen Situationen und Krisen verleiht ihnen eine hohe Sozialkompetenz.

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