Studie

Geld allein macht nicht glücklich

Das Anwerben von Fachkräften funktionierte früher meist über das Gehalt. Doch heute erwarten sie ein attraktives Gesamtpaket. Ein digitaler Arbeitsplatz kann die Employee Experience deutlich verbessern, wie die Schweizer Social Collaboration Studie 2023 klar belegt.

Ein digitaler Arbeitsplatz ist eine Grundvoraussetzung für reibungsloses Hybrid Work, da er effiziente Abläufe und ortsunabhängige Zusammenarbeit ermöglicht. Gleichzeitig verbessert sich die Employee Experience und Unternehmen können leichter neue Mitarbeitende gewinnen und bestehende halten. Diesen Zusammenhang zeigt die sechste Ausgabe der Schweizer Social Collaboration Studie von Campana & Schott und der Technischen Universität Darmstadt.

Die Studie hat alle Aspekte der Mitarbeitererfahrung untersucht, also persönliches Wachstum, Vertrau-en, Zusammenarbeit, Loyalität, Well-being, Motivation und Vision. Bei all diesen Dimensionen verbes-sern sich die Werte, je reifer der digitale Arbeitsplatz ist. Das zeigt sich im Vergleich der Befragten, bei denen der digitale Arbeitsplatz bislang kaum eine Rolle spielt und den Unternehmen, bei denen die Digitalisierung bereits weitgehend abgeschlossen ist. Information Worker in der Schweiz, Österreich und Deutschland sehen durch den digitalen Arbeitsplatz in allen Bereichen jeweils eine Steigerung um knapp einen Skalenwert auf einer Skala von 1 bis 7.

Skala Employee Experience

Bewertung der Employee Experience unter zunehmender Weiterentwicklung des digita-len Arbeitsplatzes. (Grafik: zVg)

Loyalität und Zusammenarbeit besonders gut Insgesamt geben die Schweizer Teilnehmenden ihrer Employee Experience nur zum Teil gute Noten. Am besten schneiden die Punkte Loyalität (5,61) und Zusammenarbeit ab (5,35). Mit ihrer Work-Life-Balance (5,0) und dem persönlichen Wachstum (4,98) sind sie deutlich weniger zufrieden. Sie glauben auch kaum, dass ihr Unternehmen einer Vision folgt, wodurch sie sich nicht besonders motiviert fühlen (4,88). Am niedrigsten bewerten sie ihr Vertrauen in die Entscheidungskompetenz der Führungskräfte und des Unternehmens (4,72).

Die Schweizer Information Worker weisen jedoch eine insgesamt bessere Employee Experience auf als der Durchschnitt aller Befragten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Hier liegen die Werte durchgehend niedriger (Loyalität: 5,39, Zusammenarbeit: 5,21, Well-being: 4,83, persönliches Wachs-tum: 4,75, Motivation und Vision: 4,56, Vertrauen: 4,46). Dies liegt auch daran, dass Schweizer Unter-nehmen bei ihren Projekten zum digitalen Arbeitsplatz deutlich weiter sind. Bei 38 Prozent der Schwei-zer Befragten sind sie bereits überwiegend abgeschlossen, bei allen Befragten gilt dies nur für 33 Prozent.

In einigen Bereichen existiert eine Lücke zwischen Wunsch und Wirklichkeit. So ist der Wert für die Forderung einer transparenten Kommunikation im Unternehmen deutlich höher (6,0) als die Zufrie-denheit mit dem aktuellen Zustand (4,5). Beim persönlichen Wachstum ist die Diskrepanz zwischen der Forderung nach vielfältigen Weiterbildungsmöglichkeiten (5,8) und dem Gefühl, tatsächlich weiterzu-kommen, ebenfalls deutlich (4,8).

Kritisch sehen die Befragten auch eine verständlich formulierte Unternehmensvision. Die Forderung nach Werteorientierung sowie das Eintreten für soziale und ökologische Ziele erreichen einen Wert von 5,4. Bezogen auf die aktuelle Situation ergeben die Antworten dagegen einen Mittelwert von 4,6. Mitarbeitende legen ausserdem grossen Wert darauf, dass Führungskräfte Vorgaben und Strategien vorleben. Das Vertrauen in die Entscheidungskompetenz der Führungskräfte wird jedoch im Vergleich zu anderen Zufriedenheitsfaktoren am niedrigsten bewertet. In diesen Bereichen haben Unternehmen also noch deutlichen Nachholbedarf.

Kein Generationsunterschied

Die Studie beweist weiterhin, dass Mitarbeitende weniger häufig im Büro tätig sein möchten als es ak-tuell vorgesehen ist. Andererseits wollen auch nur 12,9 Prozent der Schweizer Information Worker ausschliesslich remote arbeiten. Der Wunsch nach sozialer Interaktion im Büro ist damit immer noch gross. Dies gilt unabhängig vom Alter, von der Generation Z bis zu den Babyboomern. Das widerlegt das verbreitete Vorurteil, dass junge Menschen nur noch im Homeoffice arbeiten möchten.

Weitere typische Ängste im Zusammenhang mit Hybrid Work sind ebenfalls unbegründet. So verbes-sert sich sogar die Bindung an das Unternehmen: Mehr als zwei Drittel der Schweizer Befragten (70,7 Prozent) sehen Hybrid und Remote Work als wichtigen Wettbewerbsvorteil auf dem Arbeitsmarkt. Zudem erhöht sich das Vertrauen in die Kolleginnen und Kollegen insgesamt von 4,7 auf 5,5, wenn der Reifegrad des digitalen Arbeitsplatzes steigt. Dies liegt an der stärkeren team- und abteilungsüber-greifenden Zusammenarbeit.

Chancen und Herausforderungen

In der Praxis zeigt sich, dass die Awareness für Employee Experience in der Schweiz zunimmt und sich viele Unternehmen bereits gezielt mit dem Thema auseinandersetzen. Sie wissen, dass eine gute Mitar-beitererfahrung einen Wettbewerbsvorteil darstellt und ab einer gewissen Gehaltsstufe deutlich wichti-ger ist als mehr Geld. Gerade im Vergleich zu Deutschland hat die Schweiz klar die Nase vorn.

Der digitale Arbeitsplatz bildet die Voraussetzung für eine gute Employee Experience. Aber die Einfüh-rung der Plattformen wie Microsoft Viva muss mit einem entsprechenden Kulturwandel und Change-Management einhergehen, die von HR, Geschäftsführung und Fachbereichen mit geeigneten Use Cases vorangetrieben werden – und nicht nur von der IT. Diese Veränderung sollte konsequent von oben nach unten gelebt werden, mit regelmässiger Feedback-Schleife von unten nach oben. Nur dann schaffen Unternehmen eine durchgängige positive Employee Experience.

Fazit

Es ist unbestritten, dass ein digitaler Arbeitsplatz die Produktivität steigert. Bereits die Schweizer Social Collaboration Studie 2020 zeigt eine um rund 40 Prozent höhere Arbeitseffizienz durch den Einsatz von Social Collaboration Tools. Die aktuelle Ausgabe belegt nun zusätzlich eine Verbesserung der Employee Experience. Gerade zum Gewinnen und Binden von Mitarbeitenden ist das von zentraler Bedeutung. Denn nur mit dem richtigen Zusammenspiel aller Erfahrungen, die sie von der Bewer-bung bis zum Ausstieg mit dem Unternehmen sammeln, sind sie zufrieden und motiviert.

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Pascal Brunner

Pascal Brunner ist Manager und Practice Lead Modern Work Switzerland bei Campana & Schott und Experte in Microsoft Viva.

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